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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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war.
    Während sie zwischen baufälligen Häusern und zum Trocknen aufgehängten Fischernetzen hindurchtrabten, spürte er eine zunehmende Furcht bei der Aussicht, mit ihr an Bord eines Schiffs zu gehen. Wie er seinen Verstand während dieser Zeit beschäftigt halten sollte, war eine echte und wachsende Sorge.
    »Da ist es«, unterbrach Sorcha seine düsteren Gedanken und blieb vor einem Haus stehen, das eher einem Schuppen ähnelte.
    »Hier gehen wir an Bord?«
    Sie war von ihrem Hengst geglitten und grinste zu ihm hoch. »Entspricht wohl nicht ganz Euren Ansprüchen, Mylord?«
    Jetzt war Schluss. Müdigkeit, Nervosität und das überwältigende Verlangen nach einem Bad hatten ihn zermürbt, und da stand sie und machte sich über ihn lustig. Merrick öffnete den Mund, um jeden Kraftausdruck loszuwerden, den er in der Novizenhalle gelernt hatte. Aber da erregte eine schlanke Gestalt seine Aufmerksamkeit. Sie kam die Straße hinunter auf sie zu, anscheinend auf dem Weg zu demselben trostlosen kleinen Gebäude.
    Sein Berufsrisiko war es, in allem die ihm innewohnende Schönheit zu sehen. Selbst einfachste Phänomene wie ein Blütenblatt oder das Zwitschern eines Vogels konnten einen frischgebackenen Sensiblen in Verzückung versetzen, aber er hatte geglaubt, über dieses Stadium hinaus zu sein.
    Merrick war sich bewusst, die junge Frau, die auf sie zukam und schüchtern aufsah, mit offenem Mund anzustarren. Sie hatte die entzückendsten Rehaugen und wundervoll geschwungene Lippen in einem herzförmigen Gesicht. Als er den Hals drehte, um sie zu betrachten, schob sie sich eine dunkle Strähne hinters Ohr und betrat vor ihnen das Gebäude. Der Duft, der ihr nachwehte, war leicht und süß. Merrick blinzelte.
    Er begriff nicht sofort, dass Sorcha mit ihm redete, und als er sie dann ansah, spürte er bereits eine schwache Wärme auf den Wangen.
    Sie mochte keine Sensible sein, aber seine neue Partnerin war keine Idiotin. Sie schaute über die Schulter in Richtung des Traumbilds und grinste höhnisch. »Chambers, Ihr werdet doch nicht wegen eines Mädchens in eine dieser Sensiblen-Trancen fallen, oder? Sonst sagt es mir gleich, damit ich für ein paar Klatscher sorgen kann.« Sie trommelte mit den Fingern auf ihre Gürteltasche, als enthielte sie tatsächlich eine Fliegenklatsche.
    »Habe ich mir nicht ein wenig Respekt verdient, indem ich Euch das Leben gerettet habe?«, zickte er zurück. »Typisch für eine Aktive, so schnell zu vergessen.«
    »Ja, ja, ich weiß … ohne Euch wäre ich blind.« Sorcha wandte den Blick ab. »Ihr habt Eure Sache gut gemacht, Diakon Chambers. Viele frisch Geweihte hätten versagt angesichts etwas so … Unerwartetem.«
    Merrick beschloss, das Kompliment anzunehmen und – vielleicht im Interesse einer besseren Zusammenarbeit mit seiner Partnerin – selbst eines auszusprechen. »Ihr habt Pyet und Yevah geschickt gehandhabt. Viele Aktive hätten versagt, wenn sie zwei Runen zugleich hätten handhaben müssen.«
    Ihr Lächeln kam langsam und belustigt. Hätten Diakone Hüte getragen, hätte sie vielleicht an ihren getippt. »Ich schätze, wir sind in einen Mahlstrom geraten. Was in den letzten Tagen geschehen ist …« Sie schüttelte den Kopf, als würde sie gerade erst anfangen, alles für sich zu ordnen. »Vielleicht sollten wir umkehren und dem Erzabt Bericht erstatten.«
    »Das habt Ihr vorgestern schon mal vorgeschlagen, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir unsere Befehle haben.« Merrick saß möglichst geschmeidig ab und war froh, nicht sofort zusammenzubrechen. Nach zwei Tagen schmerzten seine Oberschenkel noch immer. »Denkt an all die Leute in Ulrich, die angegriffen werden. Wie viele werden da noch sterben, wenn wir abwarten? Außerdem kann ich mich über den Wehrstein des dortigen Klosters mit dem Erzabt in Verbindung setzen.«
    Sorcha nickte und reichte einem Stallburschen, der endlich aufgetaucht war, die Zügel ihres Hengstes. »Reisen wir also weiter.« Beim Betreten des Gebäudes mussten beide, obwohl nicht sonderlich groß gewachsen, den Kopf einziehen. Im Innern war es genauso eng. Hinter einem Schreibtisch saß eine winzige alte Frau, die so heftig hustete, dass Merrick fürchtete, sie könnte jeden Moment Blut spucken. Vor dem Tisch stand die schöne Frau von draußen. Bei ihrem Anblick hätte er sich fast aufgerichtet – obwohl ihm natürlich klar gewesen war, dass sie hier drin sein würde. Sorcha stieß ihm grob den Ellbogen in die Rippen. Ihre

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