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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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bewusst, wie ungepflegt es war. »Reist Ihr nach Ulrich zu Eurer Familie, Miss Macthcoll?«, fragte er. Der Kai war glitschig von salziger Gischt, und Merrick bot ihr den Arm, während sie gegen den Wind ankämpfte, um der rasch dahinschreitenden Sorcha zu folgen.
    »Ja«, antwortete sie, stützte ihr geringes Gewicht auf seine Armbeuge und raffte ihren Rock, um sich an einem Stapel Fässer vorbeizuschieben. »Mein Vater ist Arzt und arbeitet als Laienheiler für die Diakone. Ich bin in Ulrich aufgewachsen, und jetzt lebe ich dort und assistiere ihm.«
    »Dann habe ich eigentlich nicht gelogen.« Er kicherte. »Ihr seid fast Mitglied des Ordens.«
    Merrick spürte, wie sie sich straffte. So ablenkend ihr süßer Duft aus solcher Nähe auch war, bemerkte er trotzdem ihren Blick; er war verängstigt oder vielleicht sogar zornig. Entweder war er nicht sehr gut in diesem Geplauder, oder etwas anderes machte ihr zu schaffen. Selbst ein jahrelanges Studium konnte keinen völlig unbeholfenen Menschen aus ihm gemacht haben.
    Er räusperte sich und ackerte weiter. »Seid Ihr aus dem Süden gekommen?«
    Sie nickte und zog ihr Kleid am Saum ein wenig hoch. »Ja, aus Vermillion. Ich habe dort einen kranken Verwandten besucht. Wir lebten in der Stadt, als ich Kind war, bevor …« Sie hielt inne. »Bevor mein Vater seine Stellung verlor.« Er brauchte kein Sensibler zu sein, um zu merken, dass sie nicht sehr glücklich bei diesem Thema war, aber es erklärte die Abnutzungserscheinungen an einem einstmals schönen Kleid.
    Dennoch hatten ihre Worte ihm endlich einen Anknüpfungspunkt geschenkt. »Gut, dass Ihr uns voraus gewesen seid. Meine Partnerin und ich wurden auf der Straße angegriffen. Ein ziemlich unangenehmer Geist.«
    Angesichts ihres Blicks ging ihm sofort sein Fehler auf. »Ihr … Ihr wurdet angegriffen?«
    »Ja, vermutlich war es ein Hinterhalt.« Er versuchte, seine Worte hinunterzuschlucken, aber sie quollen ihm weiter über die Lippen.
    Sie wandte den Blick von ihm ab. »Wirklich ein Glück, dass ich Euch voraus war. Da hätte alles Mögliche geschehen können.«
    Merrick spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. »Dann hätten wir Euch nicht zu einer Überfahrt verhelfen können. Manchmal ist einem das Schicksal doch geneigt.«
    Sie erreichten das Schiff und hielten inne. Die Pferde wurden zusammen mit Horace, dem Packmaultier, über die hintere Laufplanke in den Frachtraum geführt. An Reisen gewöhnt, bereiteten sie keine Probleme, und die Mannschaft, die sie an Bord holte, wusste offenbar, was sie tat.
    »Die Abtei hat nur zwei Schiffe in Vermillion stationiert.« Merrick versuchte es bei der wortkargen Frau mit einem anderen Thema. »Und beide sind mit der Kaiserlichen Marine auf dem Weg nach Süden. Niemand hätte gedacht, dass sie zu dieser Jahreszeit benötigt würden.«
    Sie drehte sich um und sah ihn mit leichtem Lächeln offen an. »Und warum genau begebt Ihr Euch so spät im Jahr nach Ulrich, Ehrwürdiger Diakon?«
    Merrick war überrascht. Die meisten Menschen würden nicht fragen, warum ein Mitglied des Ordens auf Reisen war. Bei ihr war es jedoch vielleicht verständlich. Immerhin hätte sie wegen ihnen fast hier im Süden festgesessen. Trotzdem, er durfte ihr nicht einfach sagen, was er in dem Bericht gelesen hatte. »Die Diakone dort brauchen Hilfe, bevor der Winter anbricht.« Er hoffte, sie ginge davon aus, dass es sich um ein undichtes Dach handelte oder vielleicht um eine Krankheit.
    »Der Außenposten ist klein.« Nynnia hob den Saum ihres Rocks und ging ohne Hilfe das Laufbrett hinauf. »Ich hoffe, was Ihr dort vorfindet, wird Euch nicht enttäuschen.«
    Oben an Deck überwachte seine Partnerin mit Adleraugen das Verstauen der Reittiere, sah aber trotzdem zu Merrick hinüber, als sie herankamen. Zum Glück war ihr höhnisches Grinsen verschwunden. »Also, wer ist unsere neueste Rekrutin, Diakon?«
    »Miss Nynnia Macthcoll, darf ich Euch meine Partnerin vorstellen, Diakonin Sorcha Faris?« Er wartete darauf, dass die Fetzen flogen.
    »Diakonin Faris.« Die jüngere Frau neigte den Kopf. »Ihr seid gewiss die Diakonin, die im letzten Sommer den Ghast bei Baron Leit gebannt hat.«
    Sorchas Brauen schossen in die Höhe, aber ihre Mundwinkel zuckten. Obwohl es dem Orden nicht gefiel, wenn seine Mitglieder zu stolz wurden, konnte Merrick durchaus verstehen, was ihre Verbindung ihm übermittelte. Von der Arbeit der Diakone wurde in gehobener Gesellschaft nur selten gesprochen. »Mein Mann und

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