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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Verbindung schien ihr einiges über seinen Zustand zu verraten.
    Im trüben Licht glühte die junge Frau förmlich in Merricks Sicht. Sie hielt den Kopf nur wenig zur Seite geneigt, und ihre Stimme war sanft und leicht. »Aber gewiss muss Platz an Bord sein. Mein Vater hat dafür gesorgt …«
    Die alte Frau hörte lange genug auf zu husten, um eine verschleimte Antwort hervorzukeuchen. »Wir haben eine Vereinbarung mit dem Orden; seine Mitglieder haben Vorrang.«
    Die junge Frau drückte die gefalteten Hände an ihre kleinen Brüste und neigte den Kopf zu der Gebeugten hinter dem Schreibtisch. »Aber ich muss zurück zu meinem Vater nach Ulrich – er ist ohne mich verloren.«
    Doch die wässrigen Augen der Alten hatten die beiden Diakone bereits entdeckt, und sie tat alle weiteren Beschwerden achselzuckend ab. »Geehrte Gäste!« Sie läutete ein zerbeultes Glöckchen, bis drei junge Männer, vermutlich ihre Enkel, erschienen. Bevor einer der beiden Diakone etwas gegen diese Vorzugsbehandlung einwenden konnte, nahm man ihnen ihr Gepäck ab und geleitete sie zum Schreibtisch.
    »Ihr habt unglaubliches Glück«, krächzte die Alte. »Bald setzt die Ebbe ein, und dann muss mein Sohn segeln.«
    Sorcha ließ sich zur Hintertür führen, aber Merrick hielt inne und drehte sich um. Die junge Frau stand stocksteif da, die Arme fest um den Leib geschlungen.
    Er wandte sich der Besitzerin zu. »Gewiss ist an Bord des Schiffs noch Platz für diese Dame?«
    Merrick bemerkte Sorchas erheiterten Gesichtsausdruck und die gezückten Brauen.
Also wirklich …
    Die alte Frau verzog das Gesicht. »Die Abtei verlangt ausdrücklich, nur ihre Leute zu transportieren, und zahlt sehr gut für dieses Privileg.«
    Er redete, ohne nachzudenken. »Sie gehört zu uns.«
    Die alte Frau sah Sorcha an, doch die zuckte nur resigniert die Schultern, konnte ein höhnisches Grinsen aber nicht ganz unterdrücken.
    »Mir ist das egal.« Die Alte hustete und spuckte in die Ecke. »Wenn Ihr sagt, sie gehört zu Euch, ist das Euer Problem, nicht meins.«
    Während Sorcha das Gebäude verließ und zur Laufplanke ging, drehte sich Merrick zu der jungen Frau um. »Bitte verzeiht meine Anmaßung, aber es macht Euch hoffentlich nichts aus, eine Diakonin ehrenhalber zu sein, wenn Ihr auf diese Weise nach Hause kommt?«
    »Ich bin Euch sehr dankbar.« Bei manchen Frauen hätten diese Worte vielleicht floskelhaft geklungen, aber sie sprach sie so ruhig und mit solcher Aufrichtigkeit in den braunen Augen aus, dass er sie für bare Münze nahm.
    Er streckte die Hand aus. »Diakon Merrick Chambers.«
    »Nynnia Macthcoll.« Sie starrte seine dargebotene Hand an, ehe sie ihre viel kleinere zu einem ziemlich unsicheren Händeschütteln hineinlegte.
    Erst da begriff Merrick seine Torheit: Da er jahrelang mit Diakonen Umgang gepflegt hatte, war ihm entfallen, dass die meisten wohlerzogenen Damen von Stand ein Händeschütteln als etwas Beleidigendes empfanden. Also zog er rasch seine Hand zurück, obwohl es überaus angenehm gewesen war, die ihre zu halten.
    »Wollen wir gehen?« Er hatte noch Manieren genug, um ihr den Vortritt zu lassen. Als sie an ihm vorüberging, duftete sie nach Äpfeln und süßem Frühlingsgras; die Beobachtungsgabe Sensibler war in solchen Situationen gewiss eine schwere Last.
    Draußen hatte der Wind aufgefrischt, und der schiefergraue Ozean schickte Brecher auf den steinigen Strand. Einige dunkle Kaimauern ragten ins Wasser des Hafens hinaus, und ihr kleines Schiff war das einzige, das dort vertäut lag.
    Während Merrick und seine neue Bekannte zum Schiff gingen, musterte er ihre Kleidung und überlegte, was sie ihm über sie verraten konnte. Über dem himmelblauen Kleid trug sie einen dunkelblauen Umhang, und beides wirkte etwas kostbarer als die Sachen einer Bauerntochter. Der Saum des Kleids war jedoch aufgeraut und fadenscheinig, was auf ständiges Tragen hindeutete. Daraus zog er den Schluss, dass die Besitzerin in Not geraten war. Vielleicht war es das einzig verbliebene Kleid einer einstmals größeren Garderobe. Die kleine Tasche, die sie ihm nicht überlassen wollte, wirkte ebenfalls reichlich abgenutzt, schien aber ziemlich leicht für eine lange Reise zu sein. Ihr langes, dunkles Haar war sorgfältig gekämmt und geflochten und am Hinterkopf mit fünf Haarnadeln festgesteckt. Auf Reisen war ihr also an einem anständigen Erscheinungsbild gelegen.
    Merrick strich sich mit der Hand durchs gelockte Haar und wurde sich plötzlich

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