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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Sein Erster Maat jedoch hob den Zeigefinger. »Noch nicht, mein Prinz.«
    Der Prätendent war zu klug, um das Schicksal herauszufordern; dort unten erledigte das Ungeheuer wahrscheinlich, was es für seinen Feind gehalten hatte. Die Bewohner der Tiefsee waren nicht gerade für ihre Intelligenz bekannt.
    Er lief zur Reling und half, Seile und Netze auszuwerfen. Das Wasser war voller Treibgut. Fässer und Truhen hoben und senkten sich in den aufgewühlten Wellen. Die Besatzung der
Herrschaft
machte sich daran, die Schiffbrüchigen schnellstmöglich herauszufischen.
    Wen sie aus dem Wasser zogen, der war schwach und benommen und sackte auf Deck zusammen. Handelsschiffe fuhren mit möglichst kleiner Besatzung, denn jeder zusätzliche Seemann verringerte den Profit. Doch als Raed die zitternden Überlebenden fragte, schien es, als wäre der Kapitän mit seinem Schiff untergegangen.
    »Mylord!« Snook hatte alle Hände voll damit zu tun, einen rundlichen und schnaufenden Mann heraufzuziehen, aber sie hielt inne und deutete aufs Meer. Als Raed sich vorbeugte, bot sich ihm ein bemerkenswertes Bild: Ein Pferd schwamm wie ein Hund. Der tapfere Rappe mit einem Stern auf der Stirn trug einen Mann und eine Frau auf dem Rücken.
    Die vom Mut des Tiers begeisterte Mannschaft pfiff und schrie. »Holt die Ladenetze«, brüllte Raed.
    Es erforderte einiges Manövrieren, aber der Mann auf dem Rücken des tapferen Rappen schaffte es, das Pferd ins Netz zu bekommen, und bald hatte die Besatzung es unter großem Ächzen an Deck gehievt. Es war eine herrlich gebaute Stute; Raed war noch nicht lange genug auf See, um das nicht mehr zu erkennen.
    Der Mann ließ sich vom Rücken des Tiers gleiten und half der Frau herunter. Sie stand reglos und tropfend auf Deck, während er zur Reling eilte, mit einer gewissen Dringlichkeit hinunterspähte und dann auf und ab rannte. Raed sah, dass er sehr besorgt war. »Was gibt’s, Junge?«
    Der andere drehte sich um, und erschrocken bemerkte der Prätendent das silberne Zeichen des Ordens auf seinem Umhang – einem Umhang, der in trockenem Zustand smaragdgrün sein mochte. Dem jungen Mann klebte das Haar am Kopf, und seine braunen Augen waren weit aufgerissen. Diakone verloren sich nicht in der Sicht, wie es Hexen mit geringerer Ausbildung täten, doch dass der Mann seine besondere Sicht benutzte, war für Raed offenkundig.
    »Meine Partnerin«, keuchte der Diakon. »Sie lebt und ist da draußen, aber sehr schwach. Wir müssen sie finden.«
    Raed zog sein Fernglas heraus und richtete es auf die schaukelnden Trümmer. Sekundenlang waren nur Leichen und Wrackteile auszumachen, dann aber sah er wundersamerweise eine Bewegung.
    Sie glitten etwas näher, als wäre sogar das Meer beeindruckt: Eigentlich hätte alles Leben dort draußen von Trümmern jeder Art zerquetscht worden sein müssen, wenn es nicht zuvor von dem Ungeheuer geschnappt worden war.
    »Noch ein Pferd«, flüsterte Snook. »Bei den Alten, und was für eins!«
    Zuerst schien es, als wäre dieses größere Tier allein, aber als das mächtige Geschöpf unter den Rufen des jungen Diakons näher kam, war zu sehen, dass es eine weitere Gestalt schleppte. Sie befand sich nicht auf dem Rücken des Pferdes, sondern wurde durchs Wasser gezogen, hatte sich also offenbar im Zügel verfangen. Es war schwer zu erkennen, ob die Gestalt lebte oder nicht, aber nach den besorgten Rufen des Diakons musste er festgestellt haben, dass sie noch atmete.
    Diesmal war die Besatzung schon geschickter darin, den Hengst mithilfe des Ladenetzes hochzuziehen. Er schien aus derselben Zucht zu stammen, hatte jedoch mehr Leben in sich als die Stute. Sobald seine Hufe das Deck berührten, bäumte er sich auf und warf seine Last schließlich auf die Planken. Die Augen des Hengstes waren wild, und Schaum flog von seinen Lippen, während er wiehernd den Kopf warf, schnaubte und ausschlug.
    Die Mannschaft sprang aus dem Weg, als das wahnsinnig gewordene Pferd buckelte und um sich trat. Trotz seiner Raserei achtete der Hengst darauf, seine Reiterin nicht niederzutrampeln. Was immer die Diakone sonst taten, ihre Pferde bildeten sie gut aus. Der junge Mann versuchte, Befehle zu rufen, aber das Tier schien vollkommen verwirrt zu sein. Damit kannte Raed sich bestens aus.
    Während er beobachtete, wie der Hengst tobte, berührte er tief in sich den verfluchten Teil, den animalischen Teil. Geschmeidiger, als ein bloßer Sterblicher es gekonnt hätte, trat er vor und legte dem Tier die

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