Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
Vom Netzwerk:
die Anderwelt, für einen Augenblick wie einen Wimpernschlag, was zu jeder anderen Zeit eine beeindruckende Vorführung gewesen wäre, aber in diesem Moment des absoluten Chaos ringsum kaum wahrnehmbar war. Chityre sprengte das Holz von der Luke und der Seite des schwankenden Schiffs. Nägel und Trümmer flogen wie Grashalme durch die Luft und verschwanden durch den kurzen Riss in die Anderwelt.
    Sorcha schloss die Faust um die Rune und blickte sich um. Merrick und das Mädchen folgten ihr; sie waren durchnässt und blass, aber immer noch auf den Beinen, trotz des wild um sich schlagenden Ungeheuers und des sterbenden Schiffs.
    »Yrikhodit«, schrie Sorcha den beiden Pferden zu. Die stolzen, edlen Geschöpfe rissen die Köpfe hoch, sprangen auf ihren Befehl hin tatsächlich durch die Reste der Luke und rutschten und schlitterten auf ihren Hufen über das stampfende Deck. Sorcha kletterte auf den Hengst, während Merrick Nynnia hinter sich auf die Stute zog.
    »Horace!«, brüllte der junge Diakon, aber das Packmaultier war im Mahlstrom des sinkenden Schiffs verloren. Der große, tangverkrustete Kopf des Ungeheuers senkte sich zu ihnen nieder. Sein Maul, so groß wie zwei Ruderboote, schlug in den verbliebenen Mast.
    Dies also war der Tod. Sorcha schlang die Arme um Shedryi. Ein bisschen betagt. Vielleicht stimmte das, aber sie beide verdienten es, an einem besseren Ort zu sterben. Der Atem der Diakonin ging stoßweise, als sie sich über den Hengst beugte.
    »Kysotu, mein Liebster«, flüsterte sie ihm ins dunkle Ohr.
    Das Schiff erzitterte unter ihnen und ergab sich schließlich dem gewaltigen Druck des Ungeheuers. Es blieben nur noch Sekunden. Herzschläge. Der Hengst bewahrte die Ruhe, wie er es gelernt hatte, schüttelte den Hals und sprang tapfer in die Wellen, und die Stute folgte ihm.
    Das Wasser war eiskalt, und doch kochte es wie ein Kessel. Sorcha konnte Merrick auf Melochi nicht sehen. Das Meer war voller Trümmer und schreiender Matrosen. Unter ihr schwamm Shedryi mit erhobenem Kopf und geblähten Nüstern, so schnell er konnte, es war beinahe ein Unterwassergalopp. Er trug keinen Sattel, nur Zaumzeug. Sorcha spürte, wie sie von seinem glatten Rücken rutschte, und schlang den Arm um seinen Hals.
    Die Wellen hoben und senkten sich, und sie schrie in den Sturm, als sich alles zur Seite neigte. Eine wirre Masse aus Takelage und Mast schwang ihnen entgegen. Sorcha konnte nichts tun. Alles zerfiel in Dunkelheit und Wellen.

Kapitel 7
Der süße Geschmack der Fürbitte
    Die Entdeckung der
Korsar
hatte die Moral der Besatzung zerstört und ließ sie zittern. Nachdem Aachon und Raed auf die
Herrschaft
zurückgekehrt waren, machten sie von dem beschädigten Kriegsschiff los und verloren kein Wort über das, was sie dort gesehen hatten. Stille senkte sich über die
Herrschaft
. Snook, ihre dünne, kleine Navigatorin, hatte versucht, die anderen von der Reling fernzuhalten, aber den Geruch des Todes und die rote Lache auf Deck hatten alle mitbekommen. Sie waren keine Narren und würden wissen, dass nichts Menschliches diese Rache an der Kaiserlichen Marine verübt hatte. Raed war nicht der Einzige, dem die Folgen dieses Ereignisses klar waren.
    Aachon behielt seinen Wehrstein in der Hand und steckte ihn nicht wie gewöhnlich weg, als wollte er sich und dem Rest der Mannschaft versichern, dass der Stein noch lebendig war.
    »Der Kahn ist eine Gefahr«, flüsterte ihm der Junge Prätendent zu und wies mit dem Kopf auf das kaum manövrierfähige Kriegsschiff.
    Der Erste Maat nickte, verstand sofort und wandte sich an den Kanonier. »Zwei Schuss unter die Wasserlinie, wenn ich bitten darf, Mr Eastan.«
    Raed zuckte beim Donner der Kanonen zusammen. Er drehte sich nicht um, denn er wollte das geschundene Schiff nicht versinken sehen, aber er hörte viele Mitglieder der Mannschaft an die Reling eilen. Er konnte ihnen nicht vorwerfen, dass sie tuschelten. Es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass ein blutverschmiertes Kaiserliches Kriegsschiff in den Wellen versank.
    Er hörte Aachon mit Byrd reden. »Wir schicken eine Nachricht an die Kaiserliche Marine, wenn wir nach Ulrich kommen. Die Familien der Seeleute sollen es erfahren.« Das wäre nicht ungefährlich, aber anständig.
    Raed schluckte vernehmlich. Es wäre besser, wenn diese Menschen nicht erfahren würden, was ihren Angehörigen zugestoßen war. Das Bild des ausgetrockneten Kapitäns, der nach seinem toten Wehrstein griff, hatte sich ihm eingebrannt. Er

Weitere Kostenlose Bücher