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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Hand auf die nasse, straffe Haut. Pferd und Mann sahen einander kurz an; dunkle, rollende Augen blickten in ruhige, haselnussbraune. Beide erkannten etwas im Innern des anderen.
    »Ist schon gut«, flüsterte Raed. »Du hast sie beschützt, und nun ist sie in Sicherheit.«
    Es war wie bei einer Marionette, der man die Schnüre durchtrennt hatte: Das prächtige Tier schnaubte hart, senkte den Kopf und stand nur mehr zitternd da.
    Der Diakon und seine hübsche junge Gefährtin liefen herbei, redeten leise auf das Tier ein und konnten es davonführen. Vorsichtig drehte Raed die reglose Gestalt auf Deck auf den Rücken. Es war eine Frau in seinem Alter mit feuchten roten Haaren und einer Prellung auf der bleichen Stirn. Jetzt sah er, dass sie – wenn auch fast unmerklich – atmete. Raeds Augen wanderten zu ihrem Ordensabzeichen, der erhobenen Faust unter einem weit geöffneten Auge. Das und die Handschuhe in ihrem Gürtel sowie der dunkelblaue Umhang bestätigten ihm, dass es sich um eine Aktive Diakonin handelte.
    Ihre Lider öffneten sich so plötzlich, dass Raed einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass er genauso gründlich gemustert wurde, wie er sie musterte. Die Augen waren dunkelblau und zeugten von keinerlei Verwirrung. Wie alle Diakone taxierte sie ihn gründlich.
    Ihr Mundwinkel zuckte. »Der Junge Prätendent.« Es war ihr anzuhören, dass sie aus Delmaire stammte. Trotz allem war es ein hübscher Akzent.
    Raed zuckte zusammen; er hatte kaum erwartet, so schnell erkannt zu werden – wenn überhaupt.
    »Aber nicht ganz so jung, wie ich erwartet hätte.« Die Diakonin hatte selbst halb tot noch eine scharfe Zunge. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und stützte sich auf den Ellbogen. Raed wollte ihr schon die Hand bieten, zog sie aber nach einem Blick auf ihre Miene zurück. Diese Frau brauchte keine Hilfe. Sie erhob sich vorsichtig und spürte offensichtlich ihre Prellungen. Sie berührte sacht ihre verletzte Stirn, zuckte zusammen und zog ihren Umhang zurecht. Dann sah sie ihren Partner an, nahm zur Kenntnis, dass er ebenfalls überlebt hatte, und klopfte ihre Taschen ab.
    Ein erleichtertes Lächeln glitt über ihre Züge. »Den Knochen sei Dank.« Sie zog ein kleines Päckchen heraus, wickelte die Ölhaut ab, klappte die Dose auf, die darin zum Vorschein kam, und entnahm ihr mit einem kleinen Seufzer eine Zigarre.
    Die Mannschaft ringsum war vollkommen still. Einen Diakon in eine Schar von Gesetzlosen zu werfen, war so, als ließe man einen Wolf auf eine Herde Schafe los. Und ganz gewiss gehörten sie nicht zur Kaiserlichen Armee, während der Kaiser den Orden mitgebracht hatte und die Diakone ihm deshalb zur Treue verpflichtet waren. Die Seeleute traten von einem Fuß auf den anderen, sahen Raed Rat suchend an und fragten sich womöglich, ob er ihnen befehlen würde, ihre neuen Passagiere wieder über Bord zu werfen.
    Während sie nachdachten, hatte die Frau es geschafft, eine Zigarre anzuzünden, und beobachtete die Seeleute durch den grauweißen Rauch. Ihr Blick war taxierend und raubtierhaft. Diakone gaben Raed zu denken. Aachon hatte ihm ein wenig von ihrer Ausbildung erzählt, und das hätte gereicht, um viele Menschen zu verunsichern, aber ihm bereitete vor allem ihre Bindung an die Anderwelt Sorgen – sein Fluch machte das zu einem großen Problem. Da sie wusste, wer er war, hatte sie sicher auch die Gerüchte darüber gehört. Das eine katastrophale Mal, als ein freundlicherer Diakon versucht hatte, ihn »wieder hinzukriegen«, stand ihm noch deutlich vor Augen. Er hatte nicht vor, das noch einmal zuzulassen.
    Die Frau sog den Rauch tief ein, eine selbstbewusste Geste, die durch das leichte Zittern ihrer Hände etwas verlor. Anscheinend gab die Begegnung mit dem Tod selbst einer Diakonin zu denken. Raed warf einen Blick nach rechts, wo der junge Mann den Hals des Hengstes streichelte. Sein gleichermaßen abschätzender Blick war auf die Frau gerichtet, und es war keine Frage, wer der dominante Partner war.
    Schließlich nahm die Frau die Zigarre aus dem Mund, leckte sich die Lippen und machte eine kleine Kopfbewegung. »Diakonin Sorcha Faris. Das ist mein Partner, Merrick Chambers.«
    »Und Miss Nynnia Macthcoll«, platzte der Diakon heraus und deutete auf die schöne, tropfnasse Frau, die sich an ihn geschmiegt hatte.
    Raed entging das leichte Zucken von Diakonin Faris’ Lippen keineswegs, doch es war schwer zu sagen, ob es sich da um Eifersucht handelte. Sie sah sich jetzt auf dem

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