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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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sich um und fand Nynnia an seiner Seite. Ihr Kleid war zerrissen, ihr dunkles Haar aber zu weichen Locken getrocknet. Merrick musterte sie, konnte unter den Rissen aber keine Verletzungen ausmachen.
    Von der Besatzung war niemand in der Nähe. Die meisten, die nichts zu tun hatten, drängten sich um den Laderaum, wo die Zuchtpferde schließlich untergebracht worden waren. Behutsam nahm Merrick Nynnias Arm und führte sie beiseite.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass Ihr in der Kajüte des Kapitäns wohnt«, begann er. Ihre Brauen schnellten in die Höhe, und ihr Mund öffnete sich ein wenig. Merrick spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Oh nein … nein … Der Kapitän hat freundlicherweise seine Kajüte zur Verfügung gestellt. Ihr werdet sie nur mit Diakonin Faris teilen.«
    »Schön.« Die junge Frau seufzte. Seine Partnerin hatte sich keine Mühe gegeben, ihre Geringschätzung für sie zu verbergen, und so brachte Merrick nun Entschuldigungen vor.
    »Faris hatte eine schwierige Woche – ihr Mann wurde schwer verletzt und …«
    »Das glaube ich gern«, sagte Nynnia leise. »Ich denke nur, sie mag mich nicht besonders.«
    Merrick schaute in ihre sanften braunen Augen. Für eine Frau, die einen Schiffsuntergang und ein Meeresungeheuer überlebt hatte, um von Leuten gerettet zu werden, die im Grunde Piraten waren, war sie sehr ruhig. Sie schien sehr jung zu sein, und doch besaß sie eine Stärke, die so tief wurzelte wie die von Sorcha. Merrick schaute durch sein Zentrum auf sie hinab. Sie war so lebendig und reizend, dass es in den Äther strömte. Mit dem Jungen Prätendenten und Nynnia an Bord und von Wasser umgeben, das keinen Schutz mehr vor Geistern bot, waren sie, wie Merrick befürchtete, in großer Gefahr.
    »Sie ist nicht so schlimm, wie sie scheint, und es wäre das Beste, wenn Ihr Euch so oft wie möglich in ihrer Nähe aufhalten würdet.«
    »Warum?« Nynnias Rehaugen waren groß, und plötzlich spürte Merrick wieder, wie ihr geschmeidiger Körper sich an ihn gedrückt hatte, während Melochi schwamm.
    Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Der Orden missbilligte es, die Anderwelt mit den Unbegabten zu erörtern, und glaubte, das verführe die Leute nur dazu, sich an Dingen zu versuchen, von denen sie nichts verstanden. Doch Nynnia war in so großer Gefahr wie sie alle und verdiente, Bescheid zu wissen. Merrick räusperte sich und schaute sich sicherheitshalber noch mal um. »Habt Ihr vom Fluch des Rossin gehört?« Er wies mit einer kleinen Geste nach oben, wo die Fahne mit dem Tier flatterte.
    Nynnia betrachtete die Flagge mit dem Seelöwen und runzelte die Brauen. Das sah immer noch hübsch aus, wirkte aber vielleicht menschlicher. »Jeder weiß, dass der Rossin nur eine Geschichte ist. Das Wesen, das der Herrscherfamilie den Namen gegeben hat …«
    »Und die Stärke, sich über alle anderen Prinzen zum Hohen König zu erheben. Wir haben es in der Abtei studiert; es ist der berühmteste Fall der Bindung eines Geistes an eine Familie. Diese uralte unlebende Kreatur hatte einen Handel mit der Familie geschlossen und ihr seinen Namen gegeben und Herrschaft. Als Gegenleistung stimmte die Familie zu, dass ihr Thronerbe dem Rossin gehören würde und nur in Vermillion geboren werden durfte.«
    Auf dem Achterdeck gab der Junge Prätendent Raed seiner Mannschaft Befehle. Nynnia folgte Merricks Blick. Sie sah in dem Kapitän vermutlich nur einen etwas verwegenen, bärtigen Mann, aber als Merrick durch sein Zentrum schaute, war er von ihm fast geblendet. Das Silberfeuer, das in ihm brannte, war wie ein Blick in den glühenden Kern der Anderwelt.
    Merrick konnte ihn nicht lange durch sein Zentrum ansehen. »Der Sohn des Unbesungenen wurde nicht in Vermillion geboren und hat den Fluch geerbt. Die Unlebenden fühlen sich zu ihm hingezogen … und wenn sie ihn berühren … wird der Rossin entfesselt.«
    »Entfesselt?« Nynnia lächelte zögernd. »Aber ein Meerwesen zu sein …«
    »Der Rossin hat viele Gestalten – nicht jede ist so schön wie das Geschöpf auf der Flagge, und sie sind alle unkontrollierbar.«
    »Aber sie können kein Wasser überqueren …«, flüsterte sie. »Das weiß jeder …«
    »Alle Regeln werden neu geschrieben, Nynnia – selbst diese. Wir sind hier nicht sicher.«
    Sie biss sich auf die Lippe, sah auf ihre Zehen und schwankte leicht. »Was – was soll ich tun?«
    »Bleibt immer bei Diakonin Faris.« Merrick drückte ihr leicht die Schulter. »Sie mag

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