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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Sorcha mit grimmigem Lächeln. »Ihr müsst mir vertrauen.«
    Langsam nahm Merrick die Hand von ihr. Trotz allem – oder vielleicht gerade deswegen – vertraute er ihr in diesem Augenblick wirklich.
    Sorcha zog die Handschuhe an und öffnete ein winziges Loch in die Anderwelt, um Chityre zu beschwören. Ihre Hände leuchteten im Dämmerlicht wie ein Feuerwerk und blitzten und brannten wie aufstiebende Funken. Sorcha trat an den äußersten Rand der Brüstung und erhob die vor Macht zitternden Hände. Ihre Gestalt zeichnete sich dunkel gegen die sterbende Sonne ab, und nur ihre Handschuhe brannten. Merrick sah das Licht Raeds Gesicht erhellen. Schon die Miene des Prätendenten bewies, dass er noch keine Aktive aus so großer Nähe in Aktion gesehen hatte. Die Luft flimmerte vor Hitze, als wäre ein Sturm im Anzug, und in gewisser Weise war es ja auch so.
    Mit ruckartiger Handbewegung ließ Sorcha einen Schwall von Macht aus Chityre in den Himmel auffahren. Diese Macht zerriss die Luft wie Kanonendonner und war von leuchtendem Funkenregen begleitet. Diese Darbietung wäre eines Kaiserfests würdig gewesen und hatte den gewünschten Effekt.
    Die Menge unten war plötzlich still. Merrick wollte aufstehen und sich ihre Mienen ansehen, begnügte sich dann aber damit, sein Zentrum auszusenden. Waren vom Mob eben noch Wellen des Zorns ausgegangen, traten an deren Stelle nun Strudel der Angst.
    Sorcha ließ eine noch lautere Explosion durch ihre Handschuhe fließen, die die Mauer zu erschüttern schien. Merrick klangen die Ohren, und in seinem Zentrum war es so hell, dass er vorübergehend geblendet war. Kaum hatte er sich erholt, vergewisserte er sich, dass noch immer nichts von den Unlebenden zu spüren war.
    »Ich hoffe, ihr habt mich verstanden!«, brüllte Sorcha von den Zinnen, und noch immer pulsierte Chityre in ihren Handschuhen.
    Die Menge unten murrte, aber wenigstens schrie niemand.
    »Ihr mögt ein paar Waffen haben«, fuhr Sorcha fort. Die Luft um sie herum war warm und roch schwach nach Mandeln. »Aber ihr greift ein Kloster voll Aktiver Diakone an. Was glaubt ihr, auf wie viele Weisen wir euch töten können?« Sie gestikulierte mit einem brennenden Handschuh.
    Plötzlich war die Nacht trotz der winterlichen Kälte, die eben noch geherrscht hatte, knisternd warm. Und genauso plötzlich veränderte sich auch die Stimmung der Menge, und ihr Zorn verschwand. Die Laune eines Mobs, überlegte Merrick, konnte sich binnen eines Herzschlags ändern, und die unverhüllte Macht, die Sorcha zur Schau gestellt hatte, genügte dafür als Katalysator.
    »Wir kommen zurück«, schrie ihnen eine letzte tapfere Seele entgegen, dann machten sie kehrt und gingen die Straße wieder hinab. Merrick stand auf, während Sorcha an seiner Seite Chityre erstickte.
    »Sie ziehen sich nur zurück«, bemerkte er. »Sie brauchen einige Zeit, um wieder Mut zu schöpfen, aber das wird ihnen gelingen.«
    Seine Partnerin streifte mit tief ergrimmter Miene die Handschuhe ab. Er spürte durch ihre Verbindung, dass selbst diese nur zur Einschüchterung bestimmte Demonstration ihrer Kräfte Sorcha einiges gekostet hatte. Genau wie ihn. Es schien keine Regel mehr zu geben, die nicht gebrochen werden konnte.
    Aulis saß noch immer zusammengesunken an der Mauer. Ob sie darauf wartete, dass ihr jemand aufhalf? Kurz darauf rappelte sie sich hoch. »Jetzt wisst ihr«, sagte sie leise und wütend, »womit wir uns in den letzten Wochen herumschlagen mussten. Unzumutbar.«
    Niemand antwortete.
    Der Prätendent fand als Erster seine Stimme wieder. »Eure unfähigen Diakone sind mir egal – meine Mannschaft ist in Gefahr.« Raeds Miene wandelte sich von verwegen zu tief besorgt. Merrick konnte ihn verstehen; der Hafen war von hier oben nicht gut zu sehen.
    »Die Städter werden Euch nicht aus dem Kloster lassen.« Jetzt war es an Aulis zu grinsen, ein harter, bitterer Ausdruck. Sie deutete auf die Straße, und es schien tatsächlich so, als hätte der Mob sich nur bis an den Fuß des Hügels zurückgezogen. Die Priorin stieß ein kurzes Lachen aus. »Für die spielt es keine Rolle, dass Ihr kein Diakon seid. Ihr wart hier drin, und unser Makel hat auf Euch abgefärbt.«
    Raed stieß einen Fluch aus, machte einen unentschlossenen Schritt und fuhr dann herum. »Ich kehre zu meinen Leuten zurück – egal wie.«
    Sorcha strich sich durchs Haar. »Dies ist eine alte Burg, zweifellos mit vielen Geheimnissen. Kein Lord mit Selbstachtung würde es zulassen, hier

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