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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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sie sich wieder umdrehte, stand Zorn in ihren Augen. »Ich habe Deiyant erkannt, die neunte Rune.« Sie wedelte mit den Handschuhen vor seinem Gesicht. »Versteht Ihr? Eine von diesen Runen!«
    Die Bemerkung »Hab ich Euch ja gesagt« hätte ihm nun wohl mindestens eine Ohrfeige eingetragen. So töricht war er nicht, aber er musste aussprechen, was ihm durch den schlaflosen Kopf gegangen war. »Sie wollten Euch töten.«
    Der Ärger schwand aus ihrem Gesicht, und jetzt sah sie sehr verletzlich aus. Dass Menschen, denen man vertraut hatte, sich gegen einen wandten, konnte er ohne Weiteres nachvollziehen – er und seine Familie lebten seit Jahren mit den Konsequenzen.
    »Meint Ihr?« Sie starrte immer noch auf ihre Handschuhe, als böten sie Antworten. »Unheilige und verdammte Knochen, ich glaube, Ihr habt recht.«
    »Und jetzt?« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Jetzt?«, fragte Sorcha, ohne ihn abzuschütteln. »Jetzt holen wir meinen Partner zurück – egal, mit welchen Mitteln.«
    Gemeinsam schauten sie zum Hügel hinauf, zum Kloster auf dessen Kamm. Dann lächelte sie Raed an, doch es war ein erschöpftes, bitteres Lächeln ohne jede Wärme.
    Als Merrick erwachte, trieb er in seinem Zentrum, anstatt es auszusenden. Seine normalen Empfindungen waren ihm verwehrt, und er konnte nichts weiter sehen als die kräftigen Farben seiner Sicht. Die Priorin und ihre Aktiven loderten wie frisch geschürtes Feuer, als sie sich um ihn drängten. Er hörte nicht, was sie sagten, doch der Äther nahm einen ausgeprägten Blauton an, und Brandgeruch drang ihm ins Gehirn.
    Sie würden ihm etwas Schreckliches antun, und es würde nicht nur den Tod zur Folge haben. Seine Sinne ließen ihn aufwärtstreiben, und von oben konnte er unter sich den schwachen blauen Schimmer eines Sensiblen ausmachen – seinen eigenen Körper.
    Um ihn herum flackerten Muster, die er von seiner Ausbildung kannte – jener Ausbildung, die vor den dunklen Dingen gewarnt hatte, die sich mit Zaubern tun ließen. Wenn er gekonnt hätte, wäre er zurückgeschreckt.
    Ein ohrenbetäubendes Zischen umfing Merrick, ein kräftiges Ziehen, dem er nicht nachgeben wollte. Das Zentrum war ein angenehmerer Ort, und nun wollte er bleiben – unten erwarteten ihn Schmerzen. Der Diakon wehrte sich, aber er spürte, wie er das Bewusstsein für seinen Körper zurückerlangte. Es fing ihn ein, und trotz seiner Ausbildung konnte er nicht widerstehen.
    Die erste Empfindung, die zurückkehrte, war die einer gequetschten und wunden Luftröhre. Die Aktiven waren kurz davor gewesen, ihn zu töten. Er würgte an dem scharfen Geschmack in seinem Mund. Bisher hatte Aulis nicht bemerkt, dass er wieder bei Bewusstsein war, also nutzte er die Chance, um zu sehen, was sie ihm angetan hatten.
    Der Geruch feuchter Erde drang ihm in die Nase – also musste er in einem unterirdischen Gewölbe sein, vielleicht in einem anderen Keller. Er war mit gespreizten Armen und Beinen an den nackten Boden gekettet.
    Merrick versuchte, Sorcha mittels ihrer Verbindung zu erreichen; die Stärke ihrer Partnerschaft, so unerwartet und ärgerlich sie bisher gewesen war, würde sich vielleicht als nützlich erweisen. Der Schmerz, der ihm durch den Körper fuhr, ließ Merrick die Methoden von Aulis besser verstehen. Es war unmöglich, eine Verbindung zu brechen, aber sie konnte für einen Sensiblen vergiftet werden, indem man sein Talent überlastete.
    Sein heiserer Schrei zeigte ihnen, dass er bei Bewusstsein war. Als der flammende Schmerz verebbte, öffnete er die Augen und sah Aulis über sich gebeugt. Ihr Gesicht zeugte von Bösartigkeit.
    »Geht ruhig an Eure Grenzen.« Sie lächelte. »Bei dem, was wir mit Euch vorhaben, müsst Ihr nicht wach sein.«
    »Was habt Ihr vor, Verräterin?«, krächzte er mit verletzter Kehle.
    Ihre Augen glänzten im fahlen Licht, aber sie ignorierte seine Frage. »Ihr wisst, dass allein Eure Partnerin die Schuld an diesem Schmerz trägt – sie hatten wir haben wollen, nicht Euch.«
    »Sie wird zurückkommen, und dann werdet Ihr …«
    »Wie bitte?« Aulis lächelte wieder. »Eine einzelne Diakonin ist für uns ohne Bedeutung.« Sie fuchtelte mit der Hand, als schlüge sie nach einer Mücke, stand auf und deutete an die Decke. »Vielleicht habt Ihr das übersehen.«
    Merrick folgte fröstelnd ihrem Finger. Der Boden mochte aus Lehm bestehen, aber jemand hatte sich viel Mühe mit der Decke gegeben. Das gewölbte Mauerwerk war weiß getüncht und mit mehr

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