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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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den Befehl, dem Illas nicht gehorchen konnte. Es war dieser Befehl, der sie angsterfüllt in finsterer Nacht hatte fliehen lassen, statt sich dem Rest des Klosters zur Morgenandacht anzuschließen.
    Der Angriff auf die Sensiblen war keine Überraschung gewesen. Die Priorin hatte ihn vorsätzlich ins Werk gesetzt, um ein Wesen der Anderwelt zu beschwören.
    Merrick kam zu sich und war sprachlos vor Ungläubigkeit und Schock. Darum also hatte Illas ein Schattenwesen erschaffen: Es war eine Flaschenpost, ins Meer geworfen auf der Suche nach einem Heim und nach jemandem, der ihre Geschichte glaubte.
    Er zitterte vor Entsetzen über das Herausgefundene – welch ein entsetzlicher Einstieg ins Berufsleben eines Diakons! Merrick rappelte sich hoch und hatte das Gefühl, der Keller drehte sich um ihn. Er würde sich Nynnia schnappen und Sorcha suchen. Sie konnten nur gemeinsam entscheiden, was sie mit diesem rebellischen und verderbten Kloster tun sollten.
    »Ach, seid Ihr nicht der kleine Ermittler?« Aulis’ Stimme ließ Merrick zusammenschrecken. Er fuhr herum und sah die Priorin und drei ihrer Aktiven in der Tür stehen. Instinktiv wollte er den Säbel ziehen. Das erschien ihm gerechtfertigt, auch wenn es gegen seinesgleichen ging.
    Der Raum flimmerte vor Hitze, und die Luft knisterte vor Energie. Merrick hatte sein Zentrum nicht offen, sah aber einen Aktiven eine behandschuhte Hand heben, ehe er gegen die Wand geschleudert und dort festgehalten wurde wie ein Insekt. Es war Deiyant, die neunte Rune der Herrschaft, und sie hatten sie gegen ihn benutzt. Merrick schrie mehr vor Schreck als vor Schmerzen auf.
    Er kämpfte wutentbrannt, obwohl er wusste, dass es nutzlos war. Seine Finger streckten sich in dem verzweifelten Versuch, an seinen Riemen zu gelangen und die letzte Lösung zu beschwören, die man jeden Sensiblen gelehrt hatte.
    Priorin Aulis, die teilnahmslos, aber ehrlich gewirkt hatte, grinste ihn jetzt an, schritt auf ihn zu und riss ihm den Behälter mit seinem Talisman vom Gürtel. »Den werdet Ihr nicht brauchen.«
    »Pfui«, brüllte Merrick furchtlos. »Ihr seid in die Fänge der Unlebenden geraten und habt Eure eigenen Sensiblen geopfert. Tötet mich, wenn Ihr wollt. Es wird nichts mehr ändern …«
    »Oh doch.« Sie schaute lächelnd zu ihm hoch. »Es wird sehr wohl etwas ändern. Unsere Aufgabe hier ist noch nicht erfüllt, und Ihr, junger Diakon, werdet uns helfen, sie zu vollenden.«
    Merrick hätte es geleugnet, aber ihm dämmerte eine Erkenntnis, bei der ihm übel wurde. Egal, was diese verdorbene Priorin mit ihm vorhatte: Es bedurfte seiner Erlaubnis nicht. Seine einzige Chance bestand darin, Sorcha mittels ihrer Verbindung zu erreichen und sie zu warnen, falls er konnte …
    Die Rune Deiyant zog sich um seinen Hals zusammen. Er würgte und zuckte. Seine Sicht verzerrte sich und verschwamm; plötzlich wurde ihm genommen, worauf sich jeder Sensible verließ. Verzweifelt griff er nach seiner Partnerin und hoffte, dass sie ihn trotz allem nicht aufhalten konnten.
Sorcha, seid vorsichtig, Sorcha. Sie sind …
    Dann war alles still.

Kapitel 13
Die Gemeinde wird sprechen
    Als hätte der Anblick des von einem Poltergeist besessenen Mädchens Raed nicht schon gereicht, schloss sich an diesem Morgen noch eine Führung durch Ulrichs ganzes Elend an. Der Lebensmittelhändler und sein Sohn hatten nicht besonders überrascht gewirkt, dass Sorcha nicht in der Lage gewesen war, die Kleine zu retten. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Kloster erwarteten die Stadtbewohner offenbar wenig von einem Diakon.
    Wailace zeigte ihnen mehr, viel mehr, als Raed hatte sehen wollen. Kein Wunder, dass die Leute das Kloster angegriffen hatten: Zwölf Kinder waren ähnlich wie das erste von Poltergeistern besessen. Sorcha wiederholte ihr Experiment mit dem Topf nicht, aber ihre Miene wurde mit jedem Besuch ernster, und Raed konnte sich einfach nicht an den Gestank und das Entsetzen gewöhnen.
    Nach den ersten fünf Visiten wartete er draußen. Sorcha jedoch bestand darauf, sie alle zu sehen. Als sie aus dem letzten Haus kam, wirkte sie grau, lehnte sich an die Wand und rieb sich erschöpft das Gesicht.
    Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich nach einer Zigarre sehnte und nach einem ruhigen Ort, um sie zu rauchen. Wenn es nach ihm ginge, wäre er mit der
Herrschaft
von dieser verfluchten Stadt fortgesegelt. Da das nicht infrage kam, musste er sich anders behelfen.
    Raed war es nicht gewohnt, sich der Führung

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