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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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seinen Ratsmitgliedern unterhielt. Er achtete nicht besonders auf das Gespräch, weil ihm der Kopf schwirrte. Er wusste, was sie sagen würde. Als sie nach wenigen Minuten auf ihn zukam, war daher sein Kiefer verkrampft, und er war bereit, sich mit ihr zu streiten.
    Hinter ihr hatten die Bewohner von Ulrich neuen Kampfesmut gesammelt und bildeten so etwas wie Formationen. Sorchas Worte hatten offenbar positive Folgen gehabt.
    Er funkelte die Diakonin in gespannter Wut an. Es war viel leichter, zornig zu sein, als Angst zu haben.
    »Ihr habt es also erraten«, begann sie. »Der einzige Vorteil, den wir im Moment haben, seid Ihr und der Rossin.«
    »Ihr dürft diese Kreatur nicht als Waffe benutzen!«
    »Hört zu«, zischte sie und warf einen Blick über die Schulter auf die Städter, »diese Leute haben recht: Ich kann auf keinen Fall den zwölf Aktiven entgegentreten, die uns da drin erwarten.«
    Raed schüttelte den Kopf. Er wollte nichts hören, schon gar nichts, das womöglich vernünftig war.
    »Abgesehen davon, dass diese Menschen uns brauchen« – sie trat näher an ihn heran, so nah, dass er ihre Wärme spüren konnte –, »sitzen wir hier in der Falle, und ich bin mir sicher, dass Aulis einen Plan hat. Der nicht gut für uns ist. Das kann ich Euch jetzt schon sagen.«
    Raed war aller Möglichkeiten beraubt und fühlte sich wie ein Schaf im Pferch, wenn der Schlachter mit dem Messer kommt. Er holte langsam und tief Luft. Es konnte nie schaden, sich anzuhören, was die Leute zu sagen hatten. »Also schön – was schlagt Ihr vor? Wie könnt Ihr dem Rossin gebieten?«
    Sorcha lächelte, ein Aufblitzen trockenen Humors. »Ihm gebieten? Ich habe nicht den Wunsch, dem Rossin zu gebieten. Aber ich schätze, ich kann ihm etwas Produktives zu tun geben.«
    Das Kloster sah so unbezwingbar aus wie kaum eine Festung, die er gesehen hatte. Er dachte daran, sich dem Fluch zu ergeben, daran, wie er ihn gefürchtet hatte, seit das Blut seiner Mutter ihm den Mund gefüllt hatte. Kaum anzunehmen, dass dem Rossin etwas Gutes erwachsen konnte. Dann dachte er an die in ihren Elternhäusern angeketteten Kinder, an seine Mannschaft, die auf dem Schiff gefangen war, und an den Diakon, den sie unwissentlich seinem Schicksal überlassen hatten.
    Raed, der Junge Prätendent, räusperte sich. »Wenn Ihr denkt, Ihr könnt mich davon abhalten, Unschuldige zu töten – wenn Ihr mir das versprechen könnt –, dann bedient Euch des Biests in mir.«
    Sorcha nahm seine weichen, warmen und starken Hände und sah ihn mit ihren leuchtend blauen Augen unverwandt an. »Vertraut mir, Raed. Ich lasse nicht zu, dass die Bestie Euch länger als nötig in den Fängen hält oder dass Ihr grundlos jemanden ermordet.«
    Aachon hätte versucht, es ihm auszureden, aber Raed spürte ihre Aufrichtigkeit und Stärke. »Es gibt keinen anderen Weg«, hörte er sich gefasst antworten, »und ich vertraue darauf, dass Ihr tut, was Ihr versprecht.«
    »Gut.« Sorcha hielt seine Hände etwas länger als nötig. »Denn ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann.«

Kapitel 14
Eine Verwendung für Blut und Knochen
    Erschöpfung und Nahtod bewirkten, dass Merrick die Stimme von Aulis nur wie durch einen Nebel wahrnahm. Er zwang sich, die Augen zu öffnen. Die Frau, die sich irreführenderweise Priorin nannte, blickte wieder mit schief gelegtem Kopf auf ihn herab, als wäre er ein Stück Fleisch. Er fragte sich, was sie mit ihrer offenkundig begrenzten Sicht wahrnahm. Gefangen sehnte er sich danach, sein Zentrum auszudehnen, aber er hatte aus seinem früheren Versuch gelernt. Dieses Ansinnen musste für den letzten Akt der Verzweiflung reserviert bleiben.
    »Er ist so weit. Bringt ihn rein.« Sie gab den Aktiven, die im Halbdunkel lauerten, ein Zeichen. Einer zog einen Schlüsselbund hervor und schloss die Eisen um seine Handgelenke auf. Merrick blieb schlaff, bis sie ihn vollständig losgebunden hatten; dann nahm er alle Kraft zusammen und stürzte sich auf sie. Bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und nach Stunden auf dem kalten, feuchten Boden war er leider nicht in bester Verfassung. Dennoch ging er auf sie los und versuchte sich zu erinnern, was man ihm als Novizen beigebracht hatte. Ein paar Treffer konnte er landen, fühlte sich aber matt, wie ausgewrungen. Er bewegte sich zu langsam.
    Das Lachen der Aktiven schmerzte Merrick in den Ohren, die ihm entzündet vorkamen. Er schüttelte den Kopf und taumelte, während sie ihm die Arme auf den Rücken rissen und

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