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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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fest zusammenbanden. Als sie ihn vor sich herstießen, versuchte er ein letztes Mal, Aulis zu erreichen.
    »Denkt an Eure Gelübde.« Seine Stimme klang vernuschelt, und seine Zunge schien zu groß für seinen Mund zu sein. Trotzdem musste er es versuchen. »Denkt an alles, wofür der Orden steht!«
    Ihre Brauen zogen sich zu einer scharf umrissenen grauen Linie zusammen. »Gerade daran denke ich doch, Einfaltspinsel. Ihr hättet Euch intensiver mit Geschichte befassen sollen.«
    Die Aktiven zerrten ihn die Treppe hinauf, und ihm war bewusst, dass es sinnlos war, an ihr Mitgefühl zu appellieren. Trotzdem versuchte er es.
    Der hohläugige Mann rechts von ihm sah aus, als wäre er schon lange beim Orden. »Ihr könnt das immer noch verhindern«, vermochte Merrick aus dem Mundwinkel zu flüstern, obwohl seine Lippen leicht erschlafft waren – hoffentlich war das keine Lähmung, sondern bloß Folge der stundenlangen Zauberwirkung.
    Der Mann schnaubte verächtlich.
    »Euer Partner, der gestorben ist, hat doch sicher – hat doch …« Merrick appellierte an das, was alle Diakone gemeinsam hatten.
    »Zwischen uns und den Sensiblen gibt es keine Verbindungen, die etwas bedeuten«, knurrte der jünger aussehende Aktive zu seiner Linken. »Sie sind Schafe, und wir sind Wölfe.«
    »Halt den Mund, Falkirk«, blaffte der andere. »Lass ihn uns einfach – wie befohlen – nach oben bringen.«
    Merrick war ohnehin zu keiner weiteren Frage fähig; der Schock hatte ihn verstummen lassen. Die Verbindung zwischen den Partnern war für jeden Diakon das Heiligste. Sie durfte nicht verspottet und so kaltschnäuzig benutzt werden. Selbst wenn Aktive und Sensible sich innerhalb der Abtei neckten, würden sie nie so etwas Schreckliches sagen, wie es gerade aus dem Mund dieser Männer gekommen war.
    Mochte dieser Ort heißen, wie er wollte: Ein Kloster war es nicht. Sie mochten Umhänge von gleicher Farbe tragen wie Diakone, aber sie gehörten nicht zum Orden.
    Mit dem Erreichen des Erdgeschosses der Festung war jede weitere Überlegung beendet. Die Taubheit in Merricks Körper wurde plötzlich zu Eis. Sie befanden sich wieder in der Haupthalle. Die verkohlte Stelle aber war inzwischen geschrubbt, die Bänke waren an die Wände geschoben worden, und als es Merrick gelang, den Blick zu heben, sah er auch, dass sie die Brandflecken an der Decke repariert hatten. Der Rossin funkelte wütend auf ihn herab.
    Die Bestie war nicht einfach ein versponnener Mythos, den Raeds Familie sich für ihr Wappen ausgesucht hatte, sondern an dieses Land gebunden, ein Geist höchsten Ranges, um den sich Legenden woben. Der Rossin war nie wirklich gezähmt worden. Seine Unterwerfung war das Ergebnis einer Verhandlung zwischen ihm und Myrilian gewesen, dem größten Diakon in der Mythologie des Ordens. Myrilian hatte seine Aktiven und Sensiblen Kräfte zusammen nutzen können – eine seither nie wieder erreichte Leistung. Dieser Diakon war Raeds Ahnherr.
    All diese Gedanken gingen Merrick durch den fiebrigen Kopf, als er nach vorn in die Halle gebracht wurde und mit den Fersen über den Boden schleifte. Sie heuchelten kein Interesse mehr an ihm. Merrick trat schwach mit den Füßen, aber er hatte keine Kraft in den Beinen.
    Ein Stein lag dort, wo einst das Lesepult gestanden hatte. Merrick schüttelte benommen den Kopf, als er plötzlich die Vorrichtung erkannte – ein Abtropfbrett. So etwas hatte er schon in Büchern gesehen. Sie stießen ihn grob dagegen, und lange, schmale, rasiermesserscharfe Klingen schnitten ihm in den Rücken. Mit einem Schrei bäumte er sich auf, aber die beiden Männer banden ihn bereits geschickt und unbarmherzig an das Gerät.
    Sein Verstand raste und suchte in seiner Erinnerung und seiner Ausbildung nach einer Erklärung. Blut, Knochen und Fleisch verstärkten jede Beschwörung. Und nichts wäre besser als das Blut eines Diakons, der bereits in der Anderwelt steckte: Man würde nicht nur seine Macht gewinnen, sondern auch die seiner Partnerin Sorcha Faris, der stärksten Aktiven.
    Rechts von ihm tauchte Aulis wieder auf. Sie hatte den blauen Umhang der Aktiven abgelegt und trug leuchtend rote Roben. Er hatte nie etwas Derartiges im Orden gesehen oder je davon gehört. Die Ärmel waren mit Symbolen und Zaubern bestickt. »Seht Ihr, junger Diakon? Eure ganze Ausbildung, Euer ganzes Talent – sie werden nicht verschwendet sein.«
    Merrick wandte den Kopf ab, als ihm eine schreckliche Erkenntnis kam: Sie hatten ihn genügend

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