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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Freund«, löste Raed die festgefahrene Situation, »wir riskieren hier alle viel, aber ich weiß, es ist das Richtige. Ich kann mich nicht immer verstecken, und dies ist genau das, was ein richtiger Prinz für sein Volk täte.«
    Aachon blickte auf die leuchtend blaue Kugel in seiner Hand und sah in ihre Tiefen, als läge dort die Antwort. Als er schließlich sprach, zitterte sein Bass vor innerer Bewegung. »Der Unbesungene hat Euch in meine Obhut gegeben, aber Ihr seid mein Anführer, mein Prinz. Ich weiß, dass Ihr auch ein guter Mann seid, und wenn Ihr sagt, es muss so sein – dann muss es so sein.«
    Mit diesen Worten nahm er seinen Platz bei der Mannschaft ein und wartete darauf, dass die Sonne endgültig unterging. Sorcha führte Raed zu dem Geröllhaufen rechts der Straße, wo sie den Blicken entzogen und weit genug entfernt waren, um den richtigen Moment zu wählen. Ein schneller Blick auf den Prätendenten beruhigte sie; obwohl ihr Plan davon abhing, dass er seine innere Bestie entfesselte, wirkte der Kapitän der
Herrschaft
bemerkenswert gefasst. Er warf einen schnellen Blick zu seiner Mannschaft hinüber, die ihre Waffen lud und sich bereit machte, den Bürgern beizustehen. Zwei klapprige alte Gewehre würden nicht jeden ketzerischen Diakon besiegen, daher die volle Feuerkraft seiner Mannschaft. An der leicht gerunzelten Stirn erkannte Sorcha, dass seine Sorge ihnen galt. Das war gut; sie wollte nicht, dass er allzu viel über seine Rolle in diesem übereilten Plan nachdachte.
    Als er sie im Fackellicht ansah, wirkten seine haselnussbraunen Augen grün. »Viele Menschen verlassen sich darauf, dass Ihr wisst, was Ihr tut.«
    Sorcha ballte und streckte die Finger in ihren Handschuhen, deren weiches Leder keinen Laut von sich gab. Ein Diakon musste oft in ähnlich brisanter Lage das Kommando übernehmen, doch das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ein Schauer lief ihr über den Rücken – nur darum, sagte sie sich, weil Merrick in Gefahr war und sie ihren Partner nicht verlieren wollte.
    »Dessen bin ich mir bewusst, Raed«, erwiderte sie mit Blick auf die Bürger, die sich den Toren näherten. »Glaubt mir, dessen bin ich mir vollauf bewusst.«
    Mit den Mitgliedern der Besatzung wirkte die Menge größer und von neuer Begeisterung erfüllt. Wie zuvor stürmten sie auf die Tore zu, aber diesmal trugen sie einen dicken Eichenbalken, den der örtliche Zimmermann als hervorragenden Rammbock zur Verfügung gestellt hatte. Das Rollkommando der
Herrschaft
gab um der Wirkung willen einige Schüsse auf die Zinnen des Klosters ab, was viel Lärm machte und abgesprengte Steinsplitter umherfliegen ließ. Das Dröhnen des Rammbocks und das Brüllen des wütenden Mobs waren ziemlich beeindruckend.
    Das Gleiche galt für die falschen Diakone. Sorcha zog Raed neben sich in die Hocke, als Gestalten in Kapuzen auf der Brüstung erschienen. Es war sofort klar, dass Aulis’ ursprüngliche Zurückhaltung nur Schau gewesen war, denn diese Neuankömmlinge griffen bereits nach Runen. Sorcha verstärkte den Druck ihrer Hand auf der Schulter des Prätendenten. »Hoffentlich erinnert sich der Bürgermeister daran, was ich ihm gesagt habe – sonst könnte das sehr unschön werden.«
    Sie hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als Bürgermeister Locke, der ganz vorne stand, etwas rief. Die Geschwindigkeit, mit der die Bewohner von Ulrich den Rammbock fallen ließen und auseinanderliefen, war bemerkenswert. Sie mochten zwar die Formation nicht wie ausgebildete Männer halten, aber zumindest befolgten sie Befehle – vielleicht hatten sie auch einfach eine gute, gesunde Dosis Angst.
    Aachon stand jetzt allein am Fuß der Mauer und hielt den wirbelnden Wehrstein hoch. Er brauchte in der Dunkelheit keine Fackel; das Licht der Kugel flackerte blau und ließ ihn wie einen Schauspieler auf unheimlicher Bühne wirken.
    »Er ist ein verdammtes Leuchtfeuer.« Raed machte Anstalten aufzustehen.
    »Und er weiß, was er tut.« Sorcha hielt ihn am Arm fest. »Lasst ihm kurz Zeit.«
    Sie hatte sich nicht geirrt – wenn doch, wäre es das Ende dieser verrückten Unternehmung gewesen. Durch ihre eingeschränkte Sicht beobachtete sie, wie Aachon Schatten beschwor. Von allen Geistern waren sie die beste Wahl, da sie gewöhnlich, hungrig und unglaublich hirnlos waren. Aller Menschlichkeit beraubt, wurden sie von Aktiven wie von Magneten angezogen, da sie keine eigene Macht besaßen.
    Raed und die übrigen Bürger würden nur Nebelschwaden wahrnehmen,

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