Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
Vom Netzwerk:
von Herzen!«
    Als sie ihn ansah, blickten ihre Augen verwirrt, als wäre der Geist der Großherzogin irgendwo dort unten und verzweifelt, doch erfolglos um Begreifen bemüht.
    Raed witterte eine Chance und versuchte, ihr einen Rettungsanker zuzuwerfen. »Ihr habt geschworen, Kaleva zu beschützen! Er ist Euer Bruder – Euer Blut.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens huschte über ihre fein gemeißelten Züge, der Blick einer Schwester, die ihren Bruder noch immer liebte. Doch noch während Hoffnung in Raed aufwallte, verschwand der Blick, und sie war wieder eine Statue der Ruhe. »Der Kaiser hat Religion stets verabscheut. Er wird die Strahlende niemals so akzeptieren, wie ich es getan habe. Ich werde ihnen den richtigen Weg weisen.«
    »Ihr werdet aller Welt Chaos bringen!« Raed versuchte aufzuspringen, wurde aber von drei Wachen niedergehalten.
    Zofiyas Mund formte ein Lächeln, das nicht ihr eigenes war. »Und das wird meiner Herrin gute Dienste leisten.« Sie drehte sich um und betrachtete die Dunkelheit am Horizont, die Stelle, wo keine Sterne leuchteten. »Bringt ihn hin – wir müssen uns für sie bereit machen.«
    Raed setzte sich schwach zur Wehr, aber es war jetzt nur noch ein primitiver Überlebensinstinkt. Er hatte sich noch nie geschlagener und gebrochener gefühlt. Er sehnte sich beinahe nach dem nächsten Tag. Beinahe.

Kapitel 26
Der ungesehene Prinz
    Sorcha hatte sich nicht vorgestellt, dass dieser Besuch in Orinthal damit enden könnte, einen blutenden Abt durch die fast leeren Korridore des Palasts zu zerren. Doch genau das würden sie gleich tun.
    Sie hatten kurz haltgemacht, um Yoharis Wunden zu verbinden, und Merrick hatte festgestellt, dass es sich um einen glatten Durchstich handelte. Der Abt musste genau im richtigen Moment vor Delies Schwerthieb zurückgewichen sein. Trotzdem blutete es heftig, und Yohari, an Stichwunden nicht gewöhnt, war nicht der beste Patient. Wer Diakone für tapfer hielt, hätte über sein Zusammenzucken und Murren gestaunt.
    Doch Merrick war ein erfahrener Feldscher, wie Sensible es oft sein mussten, und der Palast würde viel bessere Einrichtungen bieten.
    Endlich erreichten sie ihn, nachdem sie durch jede Gasse und jeden Hinterhof in Orinthal gestolpert waren – so zumindest kam es Sorcha vor. Das Tor war unbewacht und stand sogar ein wenig offen.
    Sorcha brannte darauf, stehen zu bleiben und sich eine Zigarre anzuzünden – oder zumindest ein Zigarillo. Es war ihre übliche Reaktion auf Überanstrengung und das Gefühl von drohendem Verhängnis.
    »Es muss ein bemerkenswertes Fest sein, wenn selbst die Palastwache ihre Posten aufgegeben hat«, bemerkte sie und zog den Abt ein wenig höher. Sein Arm lag über ihrer Schulter, und sein Ordensabzeichen drückte gegen ihren Hals. Solch kleine Unannehmlichkeiten sollten in Zeiten wie dieser keine Rolle spielen, und doch taten sie es.
    Der ältere Mann zuckte zusammen und hielt sich die Seite. »Auch im Palast gibt es viele Anhänger Hatipais.«
    »Dann wollen wir hoffen, sie sind alle zu der Veranstaltung gegangen«, sagte sie munter, »denn sonst geben wir höchst unwillkommene Besucher ab.«
    Merrick, dessen grüner Umhang von der Reise ziemlich fleckig war, teilte sein Zentrum mit Sorcha, und sie konnte etwas aufatmen; es waren zwar viele Menschen im Palast, aber nicht so viele, dass es nach einem Hinterhalt aussah.
    Sie drückten die Tore auf und stolperten hindurch. Was immer hier geschehen war, hatte große Ähnlichkeit mit den Ereignissen in der Stadt. Ein wildes Fest schien stattgefunden zu haben: Bilder hingen schief, Wasseramphoren lagen zerbrochen am Boden, und in der Luft hing der deutliche Gestank von Schweiß. Der Palast sah völlig anders aus als noch vor wenigen Stunden.
    »Wir müssen den Prinzen finden.« Abt Yohari keuchte. »Wir müssen uns vergewissern, dass er lebt.«
    Alle Spuren von Jovialität, die der chiomesische Abt bei ihrer ersten Begegnung an den Tag gelegt hatte, waren verschwunden. Je näher sie dem Thronsaal kamen, desto größer wurden die Schäden; jetzt glich die Verwüstung mehr einem Aufstand als einem Schülerstreich. In einer Tür, an der sie vorbeikamen, lagen mehrere Leichen.
    »Sieht aus, als hätten einige Wachen Widerstand geleistet«, flüsterte Merrick, obwohl das die Leichen längst nicht mehr kümmerte. Ungefähr zehn Wachen blockierten einen Flur; neben ihnen lagen Leichen von Bittstellern, Dienern und Beamten. Wie auf allen Schlachtfeldern roch es furchtbar, aber der

Weitere Kostenlose Bücher