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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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umgeben war, das Geister nicht überqueren konnten.
    Als der Rossin während des Festmahls von ihm Besitz ergriff, war es vorbei gewesen mit dem Gelächter. Raed erinnerte sich an das reißende Gefühl tief in seinem Leib, an das Brüllen der Bestie und die Schreie der Anwesenden. Er erinnerte sich sogar daran, wie er von der Kugel getroffen wurde, als die geistesgegenwärtigen Wachen seines Vaters versuchten, ihn aufzuhalten. Doch die schlimmste Erinnerung war, wie sich das Maul des Rossin um seine Mutter schloss, der Geruch ihrer Angst und der Geschmack ihres Bluts.
    Raed biss die Zähne zusammen, einmal mehr von diesen Gefühlen gequält, als hätte er das alles gestern erlebt. Er war voller Schmerzen erwacht, schreiend und mit dem Blut der Frau bedeckt, die ihn geboren hatte. Sein Vater war am Boden zerstört gewesen, aber aus einem Schuldgefühl heraus hatte er seinen einzigen Sohn auf die Weltmeere hinausgeschickt. An jenem Tag hatten sie alle den wahren Stachel des Mythos kennengelernt.
    Und jetzt war Fraine hier und sah ihn mit dem gleichen Zorn an, den jedoch keine Reue milderte. Raed hätte sich verteidigen, hätte etwas von dem Fluch oder über die Bestie oder darüber sagen können, dass er keine Wahl hatte. Stattdessen blieb er still, hielt den Mund fest verschlossen.
    »Du hast mir meine Mutter genommen«, sagte Fraine, während Tangyre ihr die Schulter drückte. »Und dann hast du mich im Stich gelassen. Ich wollte ein Leben, stattdessen war ich mit Vater gefangen.«
    Seine Schwester war fünf gewesen und konnte sich vermutlich nur bruchstückhaft erinnern, aber plötzlich konnte er mit ihren Augen sehen: eine Insel voller betagter und geschädigter Menschen. Zofiya sagte nichts, wiegte sich leicht und nahm von dem kleinen Familiendrama kaum Notiz.
    »Du warst dort in Sicherheit«, brachte er schließlich krächzend heraus. »Und wir dachten, es sei besser, wenn du in Sicherheit wärst, als wenn du …«
    »Was ich dort hatte, war es nicht wert, gerettet zu werden.« Sie legte die Hand auf ihren Schwertgriff, und unvermittelt wurde Raed bewusst, dass sie zum Krieg gekleidet war. So fasziniert war er gewesen, dass er ihr Kaiserliches Gewand nicht bemerkt hatte. Das Familiengewand in Purpur und Dunkelblau, zu dem auch das Wappen mit dem aufsteigenden Stern des Erben der Rossin gehörte.
    »Das ist doch Wahnsinn, Fraine! Warum trägst du das?« Raed stürzte vor, doch Zofiya trat ihm die Füße weg.
    Doch es war Tang, die antwortete: »Als Erbin des Namens Rossin wird Fraine ausgezeichnete Heiratsaussichten haben. Vor allem, sobald die Kaiserin auf dem Thron sitzt. Sie wird den Preis auf ihren Kopf aufheben.«
    Das Ding hinter Zofiyas Augen bewegte sich, und Raed spürte, wie er tiefer in Wahnsinn versank. »Kaiserin?«
    Ihr Lächeln war angestrengt. »Mit Unterstützung Eurer Schwester werden die Rebellen-Prinzen sich uns anschließen. Ich werde regieren, und im Gegenzug wird meine Strahlende Eurer Schwester helfen, indem sie sich um den Rossin kümmert. Sobald die Getreuen sich morgen versammelt haben, werdet Ihr sterben; er wird mit Euch sterben und nicht auf sie übergehen.«
    Raed presste die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien. Wenn er zum Selbstmord versucht war, hatte ihn immer der Gedanke aufgehalten, Fraine würde unter dem Rossin leiden. Anscheinend spielte das keine Rolle für sie – er war einfach der Mann, der ihre Mutter getötet und jede Möglichkeit auf ein glückliches Leben zerstört hatte.
    »Zuerst will ich sehen, wie du leidest. Ich will, dass du einen echten Verlust erfährst.« Fraine stand auf, klopfte sich die Hose ab und gab den Wachen, die in der Dunkelheit warteten, ein Zeichen. Raed konnte sich auf die Knie hochkämpfen, gerade als seine Besatzung durch die Sanddünen gezerrt wurde; alle waren gefesselt, und viele sahen so aus, als hätten sie sich erbittert zur Wehr gesetzt.
    Plötzlich begriff er, welches Schicksal ihnen bevorstand. »Nein!« Er rappelte sich auf und ging auf den Wachposten los, der ihm am nächsten stand und die stumme, geschundene Snook festhielt. Der Junge Prätendent kam nie bei ihnen an.
    Andere Wachen sprangen aus der Dunkelheit. Raed wehrte sich mit Stirn und Schulter, aber sie warfen ihn schnell zu Boden und hielten ihn mit Gewehrkolben und Fäusten unten. Der Junge Prätendent fluchte, knurrte und wünschte, der Rossin würde aus ihm herausbrechen, aber nichts geschah. Ihm wurde die Luft aus der Lunge getrieben, und als sie mit ihm fertig

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