Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
einer geschmeidigen Bewegung in die Scheide und stellte verlegen fest, dass sie immer noch ihre Handschuhe trug. »Dann müssen wir sie zurückholen.«
»Ich bin der Einzige, der meine Mutter aufhalten kann.«
Alle drei hielten erschöpft inne.
»Dann mache ich es zu meiner Aufgabe,
meine
Mutter zu finden«, sagte Merrick, die Hand am Schwert. »Ich werde diesen Tunneln folgen und sie aufspüren. Ihr beide müsst Raed hinterher und Hatipai aufhalten.«
»Aber …« Der Prinz machte Anstalten zu widersprechen.
»Nein, Hoheit«, fuhr Merrick ihn an. »So muss es sein.«
Für einen langen Moment standen die beiden Männer einander offensiv gegenüber, und Sorcha schaute nur zu. Ausnahmsweise einmal würde sie sich von ihrem Partner sagen lassen, was sie tun sollte. Das war sie ihm schuldig.
Onika lachte kurz. »Es läuft also alles auf Mütter hinaus – denn wenn ich Hatipai nicht aufhalte, verwandelt sie Chioma in einen Friedhof. Und fängt mit dem Rossin an.«
Sorcha zuckte zusammen. »Mit Raed?«
Es war Merrick, der antwortete: »Nein, mit der Bestie. Erinnert Euch, es gibt keine hungrigere Kreatur als einen Geistherrn. Sie nähren sich voneinander.«
»Und meine Mutter hat einen schrecklichen Hass auf den Rossin – seit seine Familie mir half, sie festzusetzen.« Onika schritt zum Fenster und zeigte nach Osten. »Ich habe ihren Haupttempel geschlossen, den in der Wüste. Dorthin wird sie gehen, um sich einen neuen Körper zu erschaffen und die Bestie zu verschlingen.«
Sorcha biss die Zähne aufeinander. Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie kein Wort herausbrachte. Die Verbindung, die ihre größte Stärke gewesen war, zog sie jetzt in entgegengesetzte Richtungen. Raed war ihr Geliebter, vielleicht sogar noch mehr, und Merrick war ihr Partner. Sie wollte nicht wählen müssen.
Merrick fasste sie am Arm und unterbrach ihre sich im Kreis drehenden Gedanken. »Ihr müsst mit Onika gehen und ihm helfen. Hatipai ist viel mächtiger als irgendwelche Entführer.«
»Ich kann nicht.« Sorcha stockte und schüttelte den Kopf. »Ich kann euch nicht einfach verlassen …« Er war ihr Sensibler, und sie hatte ihn gerade erst zurückbekommen. Sie war für ihn verantwortlich. Alles, was sie jemals im Orden gelernt hatte, sagte ihr, dass sie nicht von seiner Seite weichen sollte – am wenigsten, wenn die Welt um sie herum zusammenbrach. Sie sah plötzlich wieder Kolya vor sich, wie er direkt vor ihren Augen angegriffen worden war.
»Sorcha.« Merrick drückte ihr fest den Arm. Manchmal vergaß sie immer noch, wie stark er war – zu sehr war sie daran gewöhnt, Sensible als schwach zu betrachten. Ihr Partner, das hatte sie schnell gelernt, war alles andere als das. »Ich nehme einige Palastwachen mit, und uns wird nichts geschehen. Ihr müsst Hatipai aufhalten und Raed retten. Ich werde bei Euch sein – unsere Verbindung ist stark.«
Sorcha spürte seine Stärke rings um sich aufwallen. Es war komisch, dass sie noch nie so froh darüber gewesen war wie in diesem Moment. Ihre Verbindung, die sie so leichtsinnig geschmiedet hatte, war jetzt ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens – ebenso wie ihre Zuneigung zu Raed.
Ich bin in Euch. Meine Sicht ist Eure, ganz gleich, wo ich bin.
So etwas war unmöglich – zumindest hatte man sie das gelehrt –, aber sie und Merrick hatten bereits viele Regeln gebrochen. Sie schaute ihm in die ruhigen, braunen Augen, und sie glaubte ihm. Er hatte sie nie belogen. Ausnahmsweise einmal glaubte sie. Während dies durch die Verbindung drang, nickte sie langsam.
Und mit einem letzten Händedruck drehte Merrick sich auf dem Absatz um und schritt zur Tür hinaus. Wie jeder Aktive hatte Sorcha immer angenommen, sie sei der dominante Teil der Partnerschaft. Wenn sie überlebten, würde sie das neu überdenken müssen.
Ich werde Euch bald finden,
waren die letzten Worte, die er durch die Verbindung sandte, bevor er sie schloss und die Kommunikation abschnitt, nicht aber die Stärke. Sorcha war keine, die wegen eines Mannes weinte und klagte, selbst wenn dieser Mann so fest an sie gebunden war wie Merrick.
Onika rief die verbliebenen Mitglieder seiner Garde zusammen und wies sie an, dem Diakon zu folgen und ihn so zu behandeln, als sei er ihr Prinz. Sie waren gut ausgebildet und gehorchten fraglos.
Die Türen wurden geschlossen, und ohne sich umzudrehen, lauschte sie auf Onikas Schritte, als er über den polierten Steinboden auf sie zukam. Sie war nicht ohne Verbündete, auch
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