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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Presbyter-Rat gewählt – aber Menschen in dieser Position waren schon früher ohne viel Federlesens aus dem Amt entfernt worden. Rictun war immer noch sehr unerfahren und zweifellos ängstlich darauf bedacht, nicht der Erzabt mit der kürzesten Amtszeit in der Geschichte des Ordens des Auges und der Faust zu sein.
    An seinem Kinn begann ein kleiner Muskel zu zucken. »Also schön, vielleicht tut eine kleine Unterbrechung dieser Spannung allen in der Mutterabtei gut.«
    Kolyas Schultern sackten ein wenig herab, aber er wagte es nicht, dem Erzabt zu widersprechen – das wäre äußerst ungebührlich gewesen. Er warf Sorcha einen flehenden Blick zu, doch er hatte all seine Macht, sie zu bewegen, durch Jahre der Enttäuschung eingebüßt. Sie würde nicht das geringste Mitgefühl für ihn zeigen; sie wusste, wie er es immer zu seinem Vorteil wandte.
    »Ich habe genau die richtige Rolle für die Diakone Faris und Chambers.« Yvril Mournlings Blick nagelte Sorcha fest. Sie erinnerte sich daran, wie er das wilde Talent verborgen hatte, mit dessen Hilfe Merrick Raed hatte retten können. Es war immer noch ungewiss, warum genau er das getan hatte. Der Presbyter warf mit seinen großen, sehnigen Händen den Umhang zur Seite. »Die Delegation aus Chioma braucht zwei Diakone als Eskorte nach Hause.«
    Presbyterin Bolzak sah nervös von einem Kollegen zum anderen; sie spürte die Spannung, wusste aber nicht, was sie dagegen tun sollte. Sie rutschte unbehaglich auf ihrem geschnitzten Holzstuhl hin und her. »Ihr meint die Delegation für die Eheverhandlungen des Kaisers?«
    Die war seit Wochen in Vermillion Gesprächsthema Nummer eins. Chioma lag weit im Süden, ein Königreich, das sich fest an seine Traditionen hielt. Doch gleichzeitig war es reich an Gold, Gewürzen und Edelsteinen. Die Delegation war gekommen, um Verhandlungen zur Heirat einer der Prinzessinnen mit dem Kaiser zu führen.
    Rictuns Lächeln war dünn, und Sorcha konnte ihn förmlich denken hören. Chioma im Sommer würde heiß, staubig und verdammt ungemütlich sein. Der Erzabt nickte. »In der Tat – eine gute Idee, Presbyter Mournling. Die Reise wird Diakonin Faris Zeit zum Nachdenken geben, ob dies wirklich das ist, was sie möchte.«
    »Und sie kann Nachrichten in die Bienenkorbstadt bringen«, stimmte der Presbyter der Sensiblen zu.
    »In die … Bienenkorbstadt?«, wagte Sorcha zu fragen.
    Mournling nickte, und sein Blick glitt hinter ihr ins Unbestimmte. »Die Stadt Orinthal ist aus dem hart gebackenen Schlamm des Landes errichtet – wie die Häuser, die bestimmte Insekten dort anlegen.«
    Diakonin Faris musste hörbar schlucken, als das Bild eines hohen Lehmbaus aus ockerfarbener Erde vor einem makellos blauen Himmel aufragte. Das war die Stadt, die das Gespenst ihr gezeigt hatte. Sie riskierte einen Blick auf den Presbyter und erhaschte eine flüchtige Bewegung, die eine leichte Neigung des Kopfes gewesen sein mochte. Mournling zählte zu den größten Sensiblen seiner Zeit – und sie hätte nicht überrascht sein sollen, dass er in ihren Gedanken lesen konnte.
    Presbyter Trelaine lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich stimme zu; wir sollten uns etwas mehr Zeit nehmen und unsere beste Aktive ausschicken, um den Botschafter zu bewachen. Es scheint mir eine gute Wahl zu sein, und es wird dem Kaiser gefallen.«
    Rictun bedeutete Sorcha mit einer Handbewegung, sich zurückzuziehen. »Geht und trefft Eure Vorkehrungen. Der Stellvertretende Presbyter wird Euch später die Einzelheiten nennen.«
    Sorcha versuchte, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen, als sie ging. Trotz allem wollte sie Kolya ihren kleinen Sieg nicht unter die Nase reiben. Sie hatte keine Ahnung, was Mournling tat – warum er ihnen half –, aber eines stand fest: Sie hatte mehr Verbündete, als sie geahnt hatte.
    Die Bienenkorbstadt Orinthal wartete und auch Raed Rossin, der Mann, den sie von allen am liebsten sehen wollte. Sie begann beinahe, an Schicksal zu glauben. Beinahe.

Kapitel 5
Erhörte Gebete
    Winde wehten über Arkaym, doch Hatipai flog gegen die vorherrschenden Strömungen. Sie war gezwungen gewesen, dieses königliche Nichts zu belügen. Ihre Anhänger durften nicht erfahren, wie abhängig und gebunden sie in ihren Möglichkeiten war. Daher hatte sie behauptet, ein Engel zu sein. Bald schon würde sie ihre Macht zurückgewinnen, und dann war die Zeit der Täuschung vorüber.
    Sie verspürte einen bohrenden Hunger; wenn sie menschlich gewesen wäre, hätte sie

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