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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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unternehmen.
    »Raed?« Die Luke der Kabine sprang auf, und Tangyre erschien mit einem Tablett. Für einen Augenblick standen die drei einander in einem unwahrscheinlichen Tableau erstarrt gegenüber.
    Dann bewegte sich die Fremde. Raed war sich nicht sicher, was geschehen würde, aber er war nicht darauf gefasst, dass die Frau auf ihn losging. Plötzlich war er in einem Wirrwarr aus Armen und Haaren gefangen, und ihre Kraft war unerwartet. Raed taumelte über das Dollbord, während die Frau ihm die Finger ins Gesicht krallte.
    Sie schlugen hart auf dem Wasser auf. Es war warm, trüb und voller Schlick und Algen. Raed atmete vor Schreck ein und sog eine unglückliche Ladung Wasser in die Lungen. Die Hände der Frau waren jetzt an seiner Kehle, und es gab nichts, was der Junge Prätendent tun konnte. Ihr Griff war wie Eisen, und obwohl er an ihren Fingern zerrte, konnte er sie nicht lösen. Raed erhaschte einen kurzen Blick auf seine Angreiferin. Sie schien sich wegen des Wassers keine Sorgen zu machen; stattdessen waren ihre glänzenden Augen nur auf ihn gerichtet.
    Eine seltsame Lethargie überkam Raed. Eine lange Sekunde verstrich, in der es das Leichteste zu sein schien, einfach aufzugeben. Aber dann dachte er an sie. An Fraine, seine kleine Schwester, irgendwo im Reich verschollen, einem blutigen und grausamen Schicksal überlassen. An Sorcha, die rothaarige Diakonin, der er auf einem Pier Lebewohl gesagt hatte. Ihre Worte waren stark gewesen, aber ihre blauen Augen weich. Er hatte keinen Zweifel daran gehabt, dass sie einander wiedersehen würden. Dieser beiden wegen würde er nicht aufgeben. Doch er fiel, er trudelte in die Dunkelheit. Welche andere Wahl hatte er, als den Rossin herbeizurufen? Seinen Fluch. Seinen Feind. Seine einzige Hoffnung.
    Unten in den Tiefen von Blut und Knochen regte sich der Rossin, als sein Wirt rief. Rings um sie beide schwand das Leben, erstickt im kalten Wasser des Flusses und unter den goldenen Augen der Frau.
    Er konnte still bleiben und ihre Angreiferin gewähren lassen. Bis dieser unredliche Geistherr den Jungen Prätendenten zerquetscht hätte, wäre der Rossin bereits weit fort in Fraines Körper – der Nächsten in der Blutlinie.
    Doch dieses machtvolle Wesen gab sich seinesgleichen nicht gern geschlagen, und es gab nicht mehr so zahlreiche königliche Abkömmlinge wie einst. Hatipai mochte ein Schatten ihrer früheren Macht sein, aber er war es nicht. Der Rossin rief seine Gestalt auf.
    Raeds Körper war sein Material, und der Geistherr regte sich und formte es zu eigenen Zwecken. Sehnen und Muskeln wanden sich aus dem unnatürlichen Griff der Frau, noch während ihre Klauen sich tiefer hineinbohrten. Die Meeresgestalt des Rossin, mit der die Flagge über der
Herrschaft
geschmückt war, erwachte zum Leben: vorn eine Raubkatze mit Klauen und Zähnen, hinten ein gewundener Schwanz mit gewaltigen Schuppen und Flossen. Die muskelbepackte Gestalt schlug mit dem Schwanz und tauchte tiefer.
    Hatipais Hand lag um seine Flosse, und sie wollte nicht loslassen. Der Rossin brüllte ins Wasser und schnappte mit langen Zähnen nach ihr.
    Er erinnerte sich wieder, wie es war, einen echten Feind zu haben. Diejenigen ihrer Art, die sich auf Glauben und Verehrung der Menschen verlassen hatten, waren untergegangen. Er hatte nicht damit gerechnet, sich noch mal einem dieser Wesen gegenüberzusehen.
    Doch hier war sie in einer aus gestohlenen Körpern zusammengesetzten Gestalt und funkelte ihn mit glühendem Hass an.
    Du hast ihnen geholfen, mich einzukerkern. Du hast mich an die Menschen verraten!
Nach all den Generationen war ihre Stimme immer noch dieselbe, schön wie zerbrochenes Buntglas.
    Du wolltest meine Blutlinie zerstören, mein Zuhause,
erwiderte er, schwamm dabei tiefer und drehte und wand sich die ganze Zeit, um sie abzuschütteln, war aber nicht ganz in der Lage, sie mit den Zähnen zu erreichen.
    Es spielte keine Rolle. Sie hatte einen menschlichen Körper. Der konnte nützlich, aber auch eine Belastung sein – vor allem, wenn er so gestohlen und zusammengeflickt war. Ihr Patchwork sagte dem Rossin etwas Wichtiges: Sie musste an der Schwelle zur Nichtexistenz stehen, um ein so wertloses Gefäß zu bilden.
    Doch während der Rossin tiefer und immer tiefer schwamm, wurde ihm noch etwas klar: Das Gleiche galt für ihn. Der Kampf mit der Murashew hatte viel von seiner Macht aufgezehrt, und seitdem war er nicht in der Lage gewesen, noch mehr Blut und Fleisch zu verschlingen.
    Der

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