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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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mich.«
    Sie drückte ihm die Schulter. Keiner von ihnen erwähnte den Rossin und das Schicksal seiner Mutter, die unter den Klauen des Geistherrn gestorben war.
    »Niemand weiß, dass wir kommen.« Tangyre drehte sich um und sagte die nächsten Worte auf eine lässige Art, die er ihr nicht abkaufte. »Vielleicht denkt Ihr bloß an ferne Orte – ferne Menschen?«
    Raed zog eine Braue hoch und war dankbar für die Ablenkung von den Gedanken an seine Schwester oder den Rossin. »Mir war nicht klar, dass Aachon Zeit hatte, Euch all meine Geheimnisse auszuplaudern.«
    Kapitänin Greene grinste breit. »Man muss nur wissen, welche Kurbel man bei ihm drehen muss, um alles aus ihm herauszuholen.«
    Raed lachte.
    »Ihr seid immer noch nicht sehr gut darin, Eure Gefühle zu verbergen, Raed.« Tang war gnadenlos. Sie kannte ihn viel zu gut – wahrscheinlich sogar besser als Aachon, da sie nicht mit dem Glauben an die königliche Hierarchie belastet war, dem der Erste Maat anhing. Sie fixierte ihn mit ihrem Habichtblick. »Diese Diakonin ist Euch unter die Haut gegangen.«
    »Auf mehr Arten, als ich sagen kann«, erwiderte er und dachte an ihre Tage auf dem Kaiserlichen Luftschiff. »Aber die Situation ist kompliziert.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Eine Diakonin, eine verheiratete Diakonin?« Sie lachte und schlug ihm auf den Rücken. »Wäre ein einfaches Schankmädchen keine klügere Wahl gewesen?«
    Raed grinste reumütig. »Mein ganzes Leben ist so kompliziert – da würde ich gar nicht wissen, wie ich mit etwas Einfachem umgehen sollte.«
    Anscheinend hatte sie ihn nur zum Lachen bringen wollen. »Dann ist ja alles im Lot, mein Prinz.« Sie senkte die Stimme und machte Aachon ganz wunderbar nach. »Ich hole mir jetzt besser etwas zum Frühstück, bevor die Mannschaft alles verschlingt.«
    Sie ließ ihn an Deck allein, aber in besserer Stimmung. Das trockene Land sah nicht mehr ganz so schlimm aus.
    Als die Luke zu den Sklavenquartieren aufflog, rührte Raed sich nicht von der Stelle. Erst als ihn eine unbekannte Stimme ansprach, drehte er sich um. Eine fremde Frau stand auf Deck, und abgesehen davon, dass er nicht wusste, wer sie war, fiel dem Prätendenten eines auf – sie war unbeschreiblich schön.
    Es war nicht nur der Umstand, dass ihr Körper lang und geschmeidig war oder dass ihr das honigfarbene Haar in glänzenden Locken bis zur Taille fiel – sie strahlte. Selbst an diesem warmen, sonnigen Morgen war sie das Hellste weit und breit. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das Männer in den Wahnsinn hätte treiben können, und ihre Augen waren golden – eine Farbe, die bei Menschen nicht vorkam. Während Raed stirnrunzelnd einen kleinen Schritt zurück machte, bemerkte er noch etwas Seltsames. Ihre so schimmernde und schöne Haut war außerdem eigenartig gemustert, fast wie aus Resten zusammengeflickt. Einige Stücke waren aus reinem Weiß, andere karamellfarben. Es war merkwürdig und doch seltsam fesselnd. Unmut regte sich in Raed, ein Bewusstseinsflackern des lange stummen Rossin.
    Die Frau berührte sich an der Wange. »Ja.« Sie lächelte, und es war mehr ein wölfisches Grinsen. »Ich bin nicht so, wie ich einst war. Vielleicht bin ich auch nicht mehr so geübt, wie ich es einst war – aber irgendwann werde ich mich erinnern.«
    Ihr Ton war leicht und beinahe angenehm, aber Raed verwechselte dies nicht mit Freundlichkeit – denn ihre Augen waren die eines Raubtiers. »Das tut mir schrecklich leid«, antwortete er, und diesmal trat er einen Schritt auf sie zu, was ihn gleichzeitig näher an die Luke zu den Kabinen brachte, wo sein Schwert und das Gewehr lagen. »Ich denke nicht, dass wir einander schon begegnet sind.« Was immer diese Kreatur war, sie konnte unmöglich ein Geist sein. Sie befanden sich auf fließendem Wasser. Und doch, und doch – er dachte wieder an die Zerstörung, die er früher im Jahr auf dem Schiff der Kaiserlichen Marine gesehen hatte. Offenbar gab es für jede Regel eine Ausnahme.
    Sie neigte den Kopf schräg und ballte die Fäuste an den Seiten. »Ich habe nicht mit Euch gesprochen – sondern mit ihm.« Sie hob das Kinn, und die Verachtung in ihren Augen ließ Raed für einen Moment erstarren.
    Nein, sie redete nicht mit dem Jungen Prätendenten. Sie richtete das Wort an seinen Fluch: an den Geistherrn in seinem Innern. Furcht überlief Raed, und er dachte an die Menschen unter Deck. Die Gefahr für seine Mannschaft war real, und er musste etwas

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