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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Rossin spürte, wie sich die Fingernägel seiner Feindin in ihn hineingruben. Er drehte sich in immer engeren Kreisen und schnappte mit den Zähnen nach ihr, aber sie war schneller, wechselte die Hände und wich ihm gerade rechtzeitig aus. Sie hatten den Grund des Flusses fast erreicht, und beide waren von schleimigen Wasserpflanzen umhüllt. Verängstigte Fische und Krokodile schwammen vor ihren kämpfenden Leibern davon, die das Wasser aufwühlten.
    Hatipai würde sich die verbliebene Macht zu eigen machen – so war es immer unter ihren Artgenossen gewesen –, und nur die Starken würden überleben und sich von den Schwachen nähren. Er wand und drehte sich, aber jetzt schoss er hoch an die Oberfläche.
    Hatipai lachte triumphierend.
Rache ist wirklich so süß, wie die Menschen sagen.
    Doch der Rossin war nicht mehr so wie bei ihrer letzten Begegnung. Tief in seinem Inneren lag die unsichtbare Verbindung zwischen dem Geistherrn und den beiden mächtigsten Diakonen von Arkaym. Gerade als seine Angreiferin den Rossin hinabzog, um alles zu nehmen, was verblieb, erwachte die Verbindung zum Leben. Die Macht der Aktiven und des Sensiblen erfüllten ihn – süß und köstlich. Sie stärkte seine erschöpften Muskeln und verlieh dem Rossin genug Kraft, um seine letzte Hoffnung zu erfüllen.
    Die große Meereskatze sprang hoch aus dem Fluss hinaus, und ein Löwenbrüllen durchbrach die Stille des Morgens. Diesmal ließ Hatipais menschlicher Körper sie doch im Stich. Sie verlor den Halt und glitt von ihm ab, als er sich in der Luft überschlug.
    Der Rossin tauchte wieder ein, drehte sich wild herum und fiel über sie her wie die Bestie, die zu sein er entschieden hatte.
    Augenblicklich zerriss er das Fleisch und die Knochen, die sie so mühevoll zusammengesetzt hatte. Obwohl es ein gutes Gefühl war, zu zerren und zu reißen, musste er sich beeilen. Wenn er an ihren im weichen Fleisch versteckten Kern herankam und ihn verschlang, würde ihre Macht stattdessen zu seiner werden.
    Doch es war lange her, seit er gegen einen anderen Geistherrn gekämpft hatte, und Hatipai war leider zu schnell. Sie gab die zerfetzte Fleischhülle auf und sprang gen Himmel, wohin er ihr nicht ohne großes Risiko folgen konnte. Ihre Stimme drang zu ihm herab.
Ich weiß, was du tust, alter Freund. Ich bin nicht so dumm wie die Menschen.
    Seinen dicken Schwanz um die Überreste geschlungen, blieb der Rossin im Fluss zurück und folgte mit den Augen ihrer Flugspur. Er wusste, dass sie nicht so leicht aufgeben würde. Geister und insbesondere Geistherren waren Wesen von unendlicher Bosheit und Entschlossenheit. Hatipai würde wiederkommen – aber zuerst würde sie sich sammeln und mehr Macht suchen.
    Tief im Innern spürte der Rossin, wie Raed kämpfte und seine nutzlose Stärke gegen einen Feind einsetzte, gegen den er noch nie gewonnen hatte.
Zuerst müssen wir essen.
Der Rossin ließ den Leichnam davontreiben, der seinen Geschmack verloren hatte, und tauchte unter die klatschenden Wellen des Flusses. Diese Gegend war voller Menschen, und er würde nicht wieder so überrascht werden. Er würde in den Dörfern blutig wüten und Chaos anrichten – erst dann würde er die Zügel wieder an seinen Wirt übergeben.
    Sollte der doch heulen und wehklagen, wenn es vorüber war. Trauer und Güte waren dem Rossin fremd. Er besaß jedoch einen Sinn für Selbsterhaltung – und Hatipai war in der Dunklen Zeit eine erbitterte Gegnerin gewesen. Er würde nicht noch einmal so schwach sein.
    Mit einem Knurren streckte der Rossin seinen schuppigen Schwanz aus und schwamm ans Ufer. Blut und Fleisch würden ihn sättigen. Sollten die Menschen Chiomas schreiend davonlaufen; es verlieh dem, was er brauchte, nur eine zusätzliche Würze. Ihre Gesetze und Ängste waren für ihn ohne Belang.

Kapitel 9
In den Bienenkorb
    »Ist Euch bewusst, dass niemand wirklich weiß, wie alt die Stadt Orinthal ist?« Sorcha hatte bereits mit einiger Erheiterung bemerkt, dass es gewisse Themen gab, die Merricks Jugend deutlich machten.
    Er gab ihr das Gefühl, alt zu sein, wie er sich mit unverkennbarer Freude über den Rand des Luftschiffs beugte – bereit für alles, was da kommen mochte. Seine dunklen Locken flatterten im Wind, sodass er wirklich wie ein kleiner Junge schien, als er zurücksah. »Bandele sagt, ich könnte in der Bibliothek des Prinzen vieles finden, das es nicht einmal im Kaiserpalast gibt.«
    Was immer er sah, als er auf die ungeordnete Ansammlung roter Gebäude

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