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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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hierher denn überhaupt nicht zugehört?«
    Sie lachte. »Mir war nicht klar, dass es am Ende eine Prüfung geben würde! Ich gestehe, an Bord der
Sommerhabicht
nicht mehr zugehört zu haben.«
    »Nun …« Er sah gefährlich danach aus, als wollte er ihr einen weiteren Vortrag über das Fürstentum halten.
    »Bitte« – sie hob die Hand – »die Kurzfassung.«
    Merricks Mundwinkel zuckten. »Ich bin vermutlich in den Lehrermodus verfallen.«
    »Ehrlich, ich dachte, ich wäre wieder im Noviziat.«
    »Dann also die kurze Antwort.« Er deutete auf die großen Gestalten der Diakone vor ihnen. »In Chioma lebt der Glaube an die kleinen Götter noch fort …«
    »Aha!« Sorcha versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter. »Ich erinnere mich, dass Ihr gesagt habt, man soll sie hier nicht so nennen!«
    »Schön zu wissen, dass Ihr manchmal doch zugehört habt«, gab er zurück, »aber wir sollten sie wirklich nicht so bezeichnen. Gelb ist die Farbe ihrer Göttin Hatipai, und der Orden konnte in Chioma nur Fuß fassen, indem er sich an sie anpasste – daher die ungewöhnlichen Umhänge.«
    Sorcha verdrehte ein wenig die Augen. Auch in Delmaire gab es da und dort noch Religion.
    »Chioma ist das älteste Königreich in Arkaym.« Jey drehte sich lächelnd um und ließ sich zurückfallen, um zwischen Merrick und Sorcha zu gehen. »Wir sind sehr stolz auf seine Geschichte.«
    Die schmalen Straßen öffneten sich plötzlich auf einen großen Stadtplatz, und die Karawane bewegte sich jetzt über einen vollen Markt. Die Wachen liefen voraus, um den Weg freizumachen, läuteten Glocken und riefen: »Macht Platz für den Königlichen Botschafter. Macht Platz!«
    Sorcha sah sich interessiert um und bekam den ersten richtigen Blick auf gewöhnliche Chiomesen. Die Märkte von Vermillion waren vertraut und brachten Waren aus jedem Königreich in die Hauptstadt – daher hatte sie die Gewürze von Chioma schon früher gerochen –, aber nicht in solcher Fülle und nicht so frisch. Scharfe Aromen, süße Düfte sowie Gerüche, die sie beinahe würgen ließen, stiegen ihr in die Nase. Säcke, Schalen und andere Behälter aller Größen stapelten sich auf dem gepflasterten Markt.
    Die Hitze auf dem belebten Platz war überwältigend. Sorcha spürte, wie ihr der Schweiß auf dem Rücken ausbrach, und plötzlich erschien ihr ein kühles Bad in der Abtei absolut notwendig. Sie bemerkte, dass die Leute ringsum sich schlendernd bewegten, was sie viel eleganter und vernünftiger erschienen ließ. Energische Taten jedweder Art würden hier sicher bestraft werden. Unverhofft dachte sie wieder an Raed und ihre Zeit, die sie eingeschlossen in der Kabine der
Sommerhabicht
verbracht hatten.
    Mit einem Mal war ihre Hitze nicht gänzlich die Schuld Orinthals. Merrick sah sich zu ihr um – der Fluch ihrer ungewöhnlichen Verbindung schlug wieder zu. Sorcha wusste, dass sie rot wurde, und hasste es. In dem vergeblichen Versuch, sich zu erholen, nahm sie den Markt gründlicher in Augenschein.
    Die Menschen waren nicht so verschiedenartig wie in Vermillion – die Gesichter waren zumeist dunkel, obwohl es Olivtöne gab, ähnlich dem von Merrick. Die Händler und Reisenden aus den nördlicheren Gebieten waren leicht zu erkennen – die meisten machten Geschäfte mit den Gewürzhändlern –, und nicht nur wegen ihrer helleren Haut. Ihre Kleidung war vergleichsweise unauffällig. Alle Bürger von Orinthal trugen leuchtende Farben; intensive Purpurtöne bissen sich mit schillernden Grünschattierungen, die an Schmetterlingsflügel denken ließen, während jede Frau, die sie sah, eine dunkelrote Schärpe um die Taille trug.
    »Neben Giften und Gewürzen«, zischte Merrick ihr ins Ohr, »verfügt Chioma über eine wunderbare Vielzahl von Rohstoffen für Farben. Die Kaiserlichen Krönungsroben wurden hier hergestellt.«
    Ihr junger Partner war ein unerschöpflicher Quell von Informationen. Sorcha schürzte die Lippen und verkniff sich eine Bemerkung, während sie den Markt hinter sich ließen und den Hügel zur Abtei hinaufgingen.
    Ordensgebäude befanden sich für gewöhnlich auf einer Anhöhe – ähnlich wie Tempel oder Paläste. Diese Lage bot nicht nur die schönste Aussicht, sondern auch den besten Blick auf Geistaktivitäten.
    Sie waren auf dem Hang des Hügels. Als die Häuser weniger wurden und mehr Schuppen ähnelten, vernahmen sie das vertraute Klagen von Trauernden. Sie waren auf einen Friedhof gestoßen. Auch er war traditionell. In der Dunklen Zeit

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