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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Schwester!« Er verzichtete auf die traditionelle Verbeugung und schlug ihnen stattdessen auf die Schulter wie verloren geglaubten Verwandten. »Ich bin Abt Yohari.«
    Sorcha warf Merrick einen überraschten Blick zu, und ihm wurde klar, dass sie noch nicht ganz begriffen hatte, wie anders die chiomesischen Diakone waren. Eine solche Begrüßung wäre in jeder anderen Abtei des Königreichs undenkbar gewesen; dieser Mann zählte schließlich zu denen, die den Presbyter-Rat wählten!
    Laienbrüder eilten herbei, um beim Abladen der Karawane für ihren kurzen Aufenthalt zu helfen. Das königliche Gefolge würde Gästequartiere bekommen, während die beiden Diakone aus Vermillion natürlich im Dormitorium beherbergt würden. Es gab einen Ort, den Merrick besonders gern besuchen wollte. Chioma war das einzige Fürstentum, das in der Dunklen Zeit nicht eingenommen worden war, und besaß angeblich einige der ältesten Manuskripte überhaupt. Merrick hatte jedoch nicht die vielen bedrohlichen Schatten vergessen, die in den Bergen auf der anderen Seite des Flusses lauerten.
    Er machte eine unbeholfene kleine Verbeugung vor Yohari. »Wenn wir allein mit Euch sprechen könnten, Abt. Wir sind über die Vorgänge in Orinthal besorgt.«
    Das Lächeln ihres Vorgesetzten verschwand. »Da seid Ihr nicht die Einzigen, Bruder.« Er bedeutete ihnen, ihm in das kühle Innere des Gebäudes zu folgen.
    Sobald sie es betreten hatten, spürte Merrick, wie ein Teil seiner Ruhe zurückkehrte, und richtete den Blick auf die Architektur. Erneut wurde er daran erinnert, wie anders Chioma war. Alle Abteien, selbst die Mutterabtei, waren eher schlicht und von jedem Schmuck, der auf die kleinen Götter zurückging, befreit. In diesem Fürstentum jedoch musste der Orden des Auges und der Faust behutsam vorgehen, und das Kloster hielt an seinen religiösen Wurzeln auf eine Weise fest, die den Orden daheim schockiert hätte.
    Das Symbol der Hatipai wiederholte sich auf den kleinen Kacheln, die den Empfangsraum des Abtes schmückten, und sie bereiteten Merrick großes Unbehagen. Also nahm er in der sonnigen Nische Platz, wo er sie nicht würde direkt ansehen müssen. Ein hohes Fenster mit einem Bleiglasrahmen bot einen Blick über die Stadt, und Sorcha blieb davor stehen. Selbst ohne die Verbindung wäre ihre Nervosität offenkundig gewesen.
    »Auch ich habe die Schatten gesehen.« Yoharis Stimme war jetzt ernst; der Auftritt draußen war für seine Diakone bestimmt gewesen. Er deutete auf den Schreibtisch, wo sein Riemen lag. »Vor zwei Tagen haben sie begonnen, sich auf den Hügeln zu sammeln, und gleichzeitig stieg die allgemeine Geistaktivität. Hier in der Abtei befinden sich nur wenige meiner Diakone – fast alle Diensttauglichen sind draußen und kämpfen den guten Kampf.«
    Er lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und musterte sie ernst. »Würdet Ihr nicht den königlichen Botschafter eskortieren, dann würde ich Euch vielleicht dazu bewegen, uns zu helfen.«
    »Vielleicht könnten wir etwas Zeit finden …«, bot Sorcha an.
    Der Abt neigte den Kopf. »Nein, der Schutz des Botschafters ist äußerst wichtig.«
    Jetzt war Merrick neugierig. »Verzeihung, aber man hat uns diese Aufgabe nur als Geste der Höflichkeit zugewiesen. Von seiner Bewachung wurde uns nichts …«
    »Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass die Umstände sich geändert haben.« Yohari zeigte auf die Ecke, wo eine glänzende, blaue Kugel auf einem Messingständer ruhte. Merrick sah Sorcha beim Anblick des Wehrsteins zusammenzucken, aber nicht einmal sie konnte sich darüber beklagen, dass der Abt einen besaß oder dass sie von der Kaiserlichen Luftflotte benutzt wurden. Sie machten viele Dinge möglich, wovon die Kommunikation zwischen entlegenen Abteien, Klöstern und Zellen am wichtigsten war.
    »Ich warte auf Nachricht vom Presbyter-Rat«, brummte der Abt, »obwohl ich natürlich keinen Angriff gegen die in den Hügeln starten kann – nicht, wenn die Stadt Schutz braucht.«
    Merrick nickte. Falls es die Erfahrung des Abtes überstieg, war es klüger zu warten. »Darf ich dann um Erlaubnis bitten, mir Eure Bibliothek anzuschauen, Vater Abt?«
    »Die Bibliothek?«
    »Wenn wir Euch keinen Dienst anbieten können, würde ich mir sehr gern die Schätze dort ansehen.« Merrick gab sich alle Mühe, nicht gierig zu klingen.
    Der Abt entließ sie schnell – nachdem er betont hatte, dass zwei weitere Diakone diese lauernden Schatten nicht zum

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