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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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doch dieser war schwer zu beurteilen, da sein königliches Gesicht verhüllt war.
    Merrick konnte nicht eingreifen, um nicht den Eindruck zu vermitteln, seine Partnerin sei schwach. Sorcha spürte jedoch, wie er sich neben ihr versteifte.
    Als Onika, der Prinz von Chioma, lachte, ließ der Druck ein wenig nach. »Sehr wahr – ich kann nur froh sein, nicht unter so vielen wählen zu müssen.« In seiner Stimme schwangen Belustigung und Ironie mit – wie es sein sollte, wenn man bedachte, dass die Frauen seines Harems kaum zwei Schritte von ihm entfernt standen.
    Während der Hof über den kleinen Scherz seines Prinzen kicherte, öffnete sich hinter dem Thron eine kleine Messingtür. Eine Gruppe von fünf jungen Frauen trat ein. Eine von ihnen war älter und hochschwanger. Diese Neuankömmlinge waren weitaus züchtiger gekleidet, und Sorcha wusste sofort, dass die jüngeren seine Töchter waren. Sie tuschelten untereinander und gingen auf die andere Seite des Throns, ein gutes Stück von den Haremsfrauen entfernt. Unter ihnen war ein hochgewachsenes, auffallend hübsches Mädchen mit solchem Selbstbewusstsein, dass sie sofort alle Blicke auf sich zog. Es war nicht schwer zu erraten, dass dies Prinzessin Ezefia sein musste, die um die Gunst des Kaisers warb. Ihr Blick huschte zum Botschafter, aber als sie nichts sah, setzte sie schnell wieder ihre gelangweilte Maske auf. Also war sie eine Expertin in den Spielchen des Hofs – sie würde es sein müssen, wenn sie die nächste Kaiserin werden sollte.
    Die ältere Frau bewegte sich noch immer mit einer Schlichtheit und Anmut, die eine Tänzerin beschämt hätten. Ihr dunkler Zopf schwang ihr über den Rücken, und sie lächelte den Hof selig und in tiefem Glück an. Der Prinz drehte sich um und streckte ihr die Hand hin, es war jedoch unmöglich zu erkennen, ob er lächelte oder nicht. Sorcha vermutete, dass er es tat. Er stellte den Neuankömmling nicht vor, aber die Frau schlüpfte auf einen Platz direkt am Fuß seines Throns.
    Und dann spürte Sorcha durch die Verbindung, wie Merrick in einen Abgrund der Panik fiel. Dieser Abgrund war so tief, dass sie herumfuhr, um ihren Partner anzusehen. Sie fragte sich, was bei den Knochen die Ursache dafür sein konnte. Sein Gesicht verriet nicht, dass er kurz davor war, die Flucht zu ergreifen – seine Miene blieb klar und ruhig.
    Der Prinz, der von der Veränderung bei den Diakonen nichts ahnte, fixierte sie abermals mit seinem Blick. »Ich habe viele Fragen an Euch, Diakone.« Er hielt inne. Der Orden stand abseits der üblichen Machenschaften der Prinzen, ihrer Regeln, ihrer Zankereien. Die Einzigen, die über Merrick und Sorcha standen, waren die Priore und Äbte des Ordens des Auges und der Faust – und letztendlich der Kaiser.
    Vielleicht merkte der Prinz, dass er die Grenze zwischen Orden und Aristokratie etwas zu weit verschoben hatte, denn seine Stimme wurde weicher. »Es würde mir helfen, geschätzte Diakone, wenn Ihr später mit mir über Euren Kaiser sprechen könntet. Ich wüsste gern, was er über einige Dinge denkt.«
    Sorchas Magen zog sich aus zwei Gründen zusammen: Wegen der Art, wie er »Euer Kaiser« sagte, als habe er keinerlei Verbindung zu dem Mann, und wegen der Vorstellung, dass sie über Politik befragt werden sollten. Die Diakone konnten sich weigern, konnten die vielgepriesene Unabhängigkeit des Ordens vorschützen, aber sie waren weit von einer Priorei oder Abtei entfernt – und noch weiter von der Mutterabtei selbst.
    Es war jedoch die perfekte Gelegenheit, in Chioma zu bleiben – die perfekte Gelegenheit, Raed zu retten.
    Sorcha aktivierte die Verbindung zu Merrick und suchte nach seiner Meinung. Doch da war nichts. Irgendwann während der Verwirrung hatte er seine Schutzschilde hochgefahren. Sensible waren in solchen Dingen immer besser als Aktive, aber das hätte sie von Merrick nicht erwartet – erst recht nicht jetzt.
    Sie machte eine weitere Verbeugung, vielleicht eine zu viel, um ihre Verblüffung zu verbergen. »Es wäre uns eine Freude, Euch behilflich zu sein, Euer Majestät«, sagte sie so liebenswürdig wie möglich.
    Der Prinz entließ sie rasch, und Sorcha sorgte dafür, dass sie sich nicht rückwärts entfernten – es gab einige einheimische Sitten, die sie auf keinen Fall übernehmen wollte.
    Draußen suchte sie Raed und ließ den Blick über die Bittsteller gleiten, doch er war fort. Als sie sich ratsuchend nach Merrick umdrehte, hob er die Hand. »Ich muss mich wirklich

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