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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Ansprüchen anderer zu scheitern, dann bin ich es. Deshalb sage ich dir ja: Mach dich frei von der Meinung anderer! Lebe dein Leben. Und höre nicht auf die, die glauben, alles besser zu wissen. Es geht um dich und dein Glück.«
    Wera runzelte die Stirn. »Du meinst es wirklich ernst, nicht wahr?«
    Er nickte. »Am besten fängst du gleich heute damit an, dein Leben so zu gestalten, wie es dir gefällt. Denn ehe man sichs versieht, haben die Konventionen einen im Würgegriff, und anstatt zu sein, wie einen der liebe Gott erschaffen hat, ist man ein völlig anderer.«
    »Wie bitter du dich anhörst. Gerade so, als wärst du in einem schrecklichen Gefängnis eingesperrt. Lieber Onkel-Papa, wenn man etwas im Leben verändern möchte, ist es dazu nie zu spät!«
    Er lachte auf. »So kann nur die Jugend reden. Aber genug von mir, kommen wir zum eigentlichen Grund dieses Gesprächs. Gestern war Herzog Eugen bei mir, er hat –«
    »Eugen war bei dir?« Als habe jemand ein Streichholz an eine Kerze gehalten, erstrahlte Weras Miene. »Was wollte er von dir? Sind ihm noch weitere Details zu den Attentätern eingefallen? Dass es euch immer noch nicht gelungen ist, diese Männer zu finden …«
    Karl winkte ab. »Eine Frage der Zeit, mehr nicht. Aber gestern, da ging es vor allem um dich.«
    »Um mich?«, echote Wera ungläubig.
    Karl nickte. »Um ehrlich zu sein, war auch ich erstaunt, als Eugen mich um ein Gespräch bat. Ich wusste gar nicht, dass ihr zwei noch so viel miteinander zu tun habt. Aber Eugen hatte viele Anekdoten zu erzählen, über Ausflüge, die ihr gemacht habt. Über die vielen Tanzbälle, die ihr zusammen besucht habt. Gemeinsame Freunde besitzt ihr anscheinend auch. Eugen hält sehr große Stücke auf dich, die halbe Zeit schwärmte er mir von dir vor. Tja …« Ratlos hob Karl beide Hände. »Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Eugen hat um deine Hand angehalten.« Er hielt den Atem an und wartete auf eine Reaktion. Auf ein Jauchzen. Auf Fragen oderpure Überraschung. Vielleicht sogar auf einen entsetzten Aufschrei – bei Frauen wusste man schließlich nie, woran man war. Auf eines jedoch war Karl nicht gefasst: dass seine Ziehtochter rein gar nichts sagen würde. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Seerosen und schwieg. Ihr Blick war entrückt und verzückt zugleich. Einen Moment lang befürchtete Karl, Wera habe den Verstand verloren. War er zu brüsk gewesen? Hätte er seine Neuigkeiten schonender vorbringen sollen?
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Und hast du mich auch verstanden?« Zu seiner großen Erleichterung nickte Wera fast unmerklich.
    Den Blick noch immer auf den See gerichtet, sagte sie schließlich mit spröder Stimme: »Eugen und ich … Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet. Habe gehofft, gebetet, die Hoffnung verloren und wieder neue geschöpft. Dass Eugen und ich zusammengehören, ja, dass wir füreinander bestimmt sind – daran hatte ich nie die geringsten Zweifel. Und nun hat auch Eugen endlich die Wahrheit erkannt …«
    »Ihr seid füreinander bestimmt? Und welche Wahrheit? Kind, was redest du denn da?« Karl lachte verwirrt auf.
    »All Romanovs must die … – das war der Wendepunkt!« Triumph und ein verwegenes Glitzern ließen Weras graue Augen erstrahlen. »Auf dem Württemberg, als die Attentäter mir nach dem Leben trachteten und Eugen sich so heldenhaft vor uns stellte – ganz bestimmt ist es dort geschehen. Im Angesicht des Todes hat Eugen endlich die Wahrheit erkannt, nämlich, dass wir zwei zusammengehören, für immer, in guten wie in schlechten Zeiten. Endlich! Ach, ich bin so glücklich, die glücklichste Frau der Welt!« Wera umarmte Karl voller übermütiger Freude, sie lachte und drückte ihm Küsse aufs ganze Gesicht.
    »Lieber Papa, stell dir vor, ich werde Herzogin von Württemberg!«
    »Dass sie überglücklich sein würde, von seinem Antrag zu hören, war mir klar«, trumpfte Olly strahlend auf, als Karl ihr am Abend vomVerlauf des Gesprächs berichtete. »Du hättest den Tag wirklich besser nutzen können, als Wera sinnlose Fragen zu stellen. Ach Karl …« Sie schaute ihn selig an. »Jetzt wird die Verbindung zwischen Russland und Württemberg aufs Neue gestärkt. Und dann noch ein Mann von so hohem Rang! Eine bessere Partie könnte unsere Wera wirklich nicht machen …«
    Er schaute sie mit einer Mischung aus Abscheu und Verwunderung an.
    »Die Beziehung zwischen Russland und Württemberg. Ein hoher Rang, eine

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