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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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du dich wohl fühlst. Ein Leben, das zu dir passt. Nicht so eins wie wir anderen alle.«
    Sie schaute ihn mit einem Blick an, der Karl fragend und wissend zugleich vorkam.
    »MeineWünsche sind nichts Besonderes«, sagte sie gedehnt. »Ich wünsche mir einen lieben Mann, der mich nicht nach seinen Wünschen umformen will, sondern dem ich so, wie ich bin, gut genug bin.«
    Karl runzelte die Stirn. »Und du hast das Gefühl, uns wärst du nicht gut genug? Durftest du dich nicht frei bei uns entfalten? Haben wir dich nicht gefördert, wo und wann es ging?«
    »Ja … Nein … Ich habe einfach das Gefühl, dass ihr schrecklich viel von mir erwartet. Olly erwartet, dass ich in ihre Fußstapfen trete und eine große Wohltäterin werde. Natürlich möchte ich den armen Menschen helfen, das ist gar keine Frage, aber ich will das auf meine Art tun. Meine Familie in Russland erwartet, dass ich eine gute Partie mache, der ganze Stuttgarter Hof erwartet dies auch. Eine gute Partie ist mir jedoch nicht wichtig. Liebe, Vertrauen, Zuneigung – darum geht es mir.«
    »Nun bist du wirklich ungerecht, Wera! Natürlich gibt es am Hof gewisse Erwartungen hinsichtlich deiner zukünftigen Eheschließung. Immerhin bist du eine russische Großfürstin, eine Romanow. Da schauen die Leute nun einmal besonders genau hin«, wehrte sich Karl. »Aber habe ich dir in den letzten Jahren auch nur einen einzigen Heiratskandidaten ans Herz gelegt? Haben Olly und ich dich auch nur im Geringsten zu irgendetwas oder jemandem gedrängt? Nein, vielmehr haben wir versucht, das Heiratskarussell von dir fernzuhalten.«
    Wera kniff die Lippen zusammen. »Was euch bei den Horden von Verehrern, die ich habe, sicher sehr schwergefallen ist.«
    »Sarkasmus steht dir nicht«, sagte Karl und ergriff ihre Hand. »Was hättest du von einer Horde heuchlerischer Verehrer, die sich durch dich nur einen hohen Rang samt Titel erschleichen wollen? Hast du eben nicht selbst gesagt, dir ginge es um etwas anderes?«
    »Ja, schon«, murmelte Wera. »Aber gegen ein paar Verehrer hätte ich auch nichts einzuwenden …«
    »Wenn hier und jetzt eine Fee stünde und dir drei Wünsche erfüllen wollte – wie würden diese lauten?«
    »Drei Wünsche, die sind schnell genannt!« Wera lachte. »Erstens wünschemir einen Mann, der mich liebt, wie ich bin. Zweitens wünsche ich mir Kinder, viele kleine pausbäckige Kinder! Und ein schönes Haus möchte ich haben, kein Schloss, höchstens zwei Etagen, am besten mitten in der Stadt, damit die Bediensteten es nicht allzu weit bei ihren Besorgungen haben. Und sonst?« Sie zuckte mit den Schultern. »Natürlich wünsche ich mir, dass wir alle gesund bleiben. Und dass es den Armen ein bisschen bessergeht. Habe ich noch einen Wunsch frei?«
    »Das waren doch schon vier oder fünf Wünsche, wenn auch recht bescheidene.« Karl lachte.
    Wera stimmte in sein Lachen ein. »Tut mir leid, wenn ich dir nichts Glamouröseres anbieten kann. Aber es schlummern nun einmal keine unerkannten Talente in mir. Ich bin keine großartige Musikerin oder Malerin, meine Gedichte über Sterne, Blumen und den Wolkenhimmel können nicht zur großen Dichtkunst gezählt werden. Und ein mächtiger König hat bisher auch nicht um meine Hand angehalten. Ruhm, Ehre, eine große Heirat – scheinbar ist das alles nichts für mich.« Sie drückte Karl einen Kuss auf die Wange. »Am besten gewöhnst du dich an den Gedanken, dass ich eine alltägliche junge Frau bin, wie sie zu Tausenden auf Stuttgarts Straßen unterwegs sind. So, und jetzt bist du an der Reihe. Was könnte die gute Fee für dich tun?«
    »Ich? Ich bin wunschlos glücklich«, sagte Karl und lachte etwas gequält auf. Seine Wünsche – würde er die auch nur ein einziges Mal offenlegen, wäre die Katastrophe perfekt.
    »Das gilt nicht! Da breite ich meine Seele vor dir aus und du kneifst?«, rief Wera mit gespieltem Entsetzen.
    »Das hat nichts mit Kneifen zu tun, für große Wünsche und Träume bin ich einfach zu alt. Inzwischen bin ich ganz zufrieden mit den kleinen Freiheiten, die mein Alltag und Olly mir lassen«, entgegnete er müde. »Früher, in jungen Jahren, da hatte auch ich einiges vor: Das Theater lag mir am Herzen. Und die Architektur! Und daneben …« Lieben hatte er wollen. Inbrünstig lieben. Sich mit Haut und Haaren verschenken. Stattdessen … Er winkte ab. »Ich war meinem Vater nie gut genug.« Er schüttelte traurig den Kopf.»Wenn jemand weiß, wie es sich anfühlt, an den

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