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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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meiner Überraschung wurde plötzlich hinter mir ebenfalls gebremst, ein nicht mehr ganz neuer, dunkel lackierter Mercedes kam meiner Stoßstange recht nahe. Die letzten zwanzig Minuten hatte ich mich als routinierter Verfolger gefühlt – war ich tatsächlich Verfolgter gewesen? Voll darauf konzentriert, Margrets Wagen nicht aus den Augen zu verlieren, hatte ich bei unserer Fahrt quer durch die Stadt nicht in den Rückspiegel gesehen.
    Margret parkte direkt vor Dohmkes Villa. Ein weiterer Vorteil des Immobilienbesitzes in gehobener Wohnlage – es gibt immer einen Parkplatz vor dem Haus. Ich fuhr langsam am Haus vorbei, der Mercedes überholte mich. Erfolglos bemühte ich mich, die Insassen zu erkennen. Sinnvoller wäre es gewesen, mich auf das Kennzeichen zu konzentrieren. Felix, der Spitzendetektiv, fuhr verdrossen nach Hause.
    Am nächsten Vormittag traf ich Margret in der Personalcafeteria. Sie war unverändert stark geschminkt, aber, soweit ich erkennen konnte, ohne neue Blessuren. Mindestens an den unbekleideten Körperpartien.
    »Wie war die Nacht bei Professor Dohmke? Hast du dich noch einmal für das schöne Auto bedankt?«
    Margret blieb stehen und schaute mich direkt an. Einen Moment fürchtete ich, sie würde mir ihren Kaffee ins Gesicht schütten. Tat sie aber nicht.
    »Blödmann!«
    Das war alles, damit ließ sie mich stehen.
    Wer läßt sich schon gerne »Blödmann« nennen? Zumal jemand, der wie ich von seinen intellektuellen Qualitäten überzeugt ist? Aber Margrets Ton war nicht aggressiv oder bösartig gewesen, eher mitleidig. Sie hätte auch »Scheißkerl« sagen können oder »Arschloch«. Ich setzte mich und schlürfte den dünnen Kaffee.
    Gut, ich hatte gestern nacht bestätigt gefunden, daß ich kein Superdetektiv bin. Und ich hatte schon gar nicht einen Apparat hinter mir wie die Polizei. Selbst wenn ich mir zum Beispiel das Kennzeichen des Mercedes gemerkt hätte, wäre es mit einigem Aufwand verbunden gewesen, den Besitzer herauszubekommen. Ich konnte kein Überwachungsteam befehlen, keine Telefone abhören, keine Bankauszüge einsehen. Aber ich habe andere Qualitäten. Und eine davon ist, daß ich ziemlich stur bin.
    Gegen Mittag versuchte ich wieder mein Glück in der Blutbank. Zumindest mit der Behauptung, die russischen Blutkonserven würden nur für unsere Patienten importiert, hatte Margret mich wahrscheinlich belogen. Oder sie müßte mir erklären, was die rund zweihunderttausend Mark Einnahmen pro Monat unter dem Stichwort »Blutbank« in Bredows Buchhaltung sonst zu bedeuten hatten. Ich war inzwischen sicher, daß »Blödmann« genau das hieß – daß ich kaum etwas wußte, Margret aber eine ganze Menge.
    Margrets Mädchen waren nicht in der Mittagspause, sondern fleißig bei der Arbeit. Mußten sie auch, denn ihre Chefin Margret habe sich nicht wohl gefühlt und sei gleich, nachdem sie es erfolglos mit einem Kaffee aus der Cafeteria probiert habe, nach Hause gegangen. Diese Auskunft kam mit dem vorwurfsvollen Unterton, daß wahrscheinlich ich an Margrets schlechter Verfassung schuld wäre und somit auch daran, daß sie jetzt die Mittagspause durcharbeiten mußten. Mir wurde klar, daß meine Patienten heute ein wenig länger auf ihre Werte aus dem Blutlabor warten müßten.
    »Dr. Hoffmann, welch seltener Gast! Freut mich, daß Sie immer noch die Zeit für einen Besuch bei uns finden. Auf der Station wieder alles im Griff?«
    Es war nicht erstaunlich, im Blutlabor auf Professor Dohmke zu treffen. Aber nur zu klar, worauf er sich bezog. Mit Frau Schön an der künstlichen Niere durfte ich mich kaum beschweren.
    Die Ergebnisse vom Blutlabor trödelten an diesem Nachmittag tatsächlich deutlich verzögert ein. Ich rief Celine an und bat sie, mir ein paar Sachen vom Supermarkt mitzubringen und in meinen Kühlschrank zu legen. Gegen sieben entschied ich, daß die jetzt noch ausstehenden Befunde das Leben meiner Patienten so oder so nicht gefährdeten. Vielleicht würde ich mich morgen an den MTAs mit der Anforderung einer Vielzahl von besonders zeitaufwendigen Untersuchungen rächen, aber für heute fuhr ich nach Hause. Immerhin hatte sich um diese Zeit der Feierabendstau auf der Stadtautobahn abgebaut, und an der Ausfahrt Hüttenweg fand ich noch einen Stand mit frischen Erdbeeren.
    Während dieser Heimfahrt beobachtete ich fast ständig den Verkehr hinter mir, konnte aber keine Verfolger ausmachen. Hoffentlich lag das nicht nur an der schlechten Sicht durch die Plastikfolie, mit

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