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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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nicht, müßte ich erst einmal meinen Hintern retten. Frau Krüger war alt genug, selbst auf ihren Hintern zu achten.
    »Es geht um den Fall Mischa Tschenkow. Mein Patient aus der Ukraine, der neulich bei uns verstorben ist.«
    »Ich entsinne mich, Herr Hoffmann. Der Tod war Ihnen sehr nahegegangen. Es ging um Hepatitis, war es nicht so?«
    »Das ist richtig. Sie werden sich vielleicht auch erinnern, daß seine stationäre Akte verschwunden war.«
    Dohmke schaute mich aufmerksam an, ich hielt die Akte hoch.
    »Also, heute morgen habe ich die Akte gefunden. Durch Zufall, auf der Intensivstation. Unter einem Haufen anderer Akten. Ich bin die Akte gleich durchgegangen. Und jetzt können wir sicher sein: Er hat zwar eine Blutkonserve bekommen, aber seine Hepatitis hatte er nicht von dieser Konserve.«
    Dohmke hielt seinen Blick weiter auf mich gerichtet.
    »Und da können wir sicher sein?«
    »Ja, da können wir ganz sicher sein.«
    »Das ist schön, Dr. Hoffmann, sehr erfreulich. Und ich finde es sehr beachtlich, wie konsequent Sie diese Sache verfolgt haben. Kann ich die Akte haben?«
    Konnte er, ich hatte sie inzwischen doppelt fotokopiert und die Seiten durchnumeriert. Es wurde Zeit für meinen Abgang, und ich betonte, daß die Angelegenheit für mich nun endgültig und abschließend geklärt sei und noch genug Arbeit in der Klinik auf mich warte. Dohmke zeigte Verständnis und verabschiedete mich. Den Herren an seiner Seite hatte er mir bis zum Ende dieses eigenartigen Treffens nicht vorgestellt.
    Ich suchte meinen Golf, bis mir einfiel, daß ich mit Marlies' Wagen gekommen war. Ich setzte mich in ihren Honda und atmete tief durch. Vielleicht hatte ich mich gerade zu einem ziemlichen Idioten gemacht, vielleicht aber auch mein Leben gerettet. Jedenfalls hatte ich bei aller Sorge wegen der schmelzenden Polkappen keine Lust, auf Dauer U-Bahn zu fahren.
    Die Sonne schien, und die Berliner Eckkneipen waren zu Straßencafés mutiert. Ich sah Professor Kindel beim zweiten Frühstück. Sicher, es gibt Leute, hauptsächlich Rentner, die den ganzen Tag Polizei- oder Feuerwehrfunk hören und zu den interessanten Einsätzen fahren. Warum aber hatte Kindel mich nicht gefragt, was Dohmke hier zu suchen hatte oder warum ich hier rumgestolpert war?
    Eben noch mit meiner möglichen Ermordung beschäftigt, siegte schon wieder meine Neugierde über den natürlichen Selbsterhaltungstrieb. An einem so schönen Sommertag hatte ich sowieso keine Lust, gleich in die Klinik zurückzufahren. Marlies hätte inzwischen etwa die Hälfte der Visite bei mir geschafft, und es würde die Krankenschwestern nur aus dem Takt bringen, wenn ich die andere Hälfte machte.
    Ich beschloß, daß ein zweiter Besuch bei meiner Freundin Karin im Handelsregister nichts schaden könnte. Entweder hatte man mich ohnehin nie verfolgt oder spätestens jetzt die Verfolgung abgeblasen. Und daß auch Karin vom Handelsregister Teilzeit für Dohmke und Co. arbeitete, war eine zu paranoide Idee.
    Ich geriet tatsächlich wieder an die Sachbearbeiterin Karin. Vielleicht erinnerte ich sie an ihren älteren Bruder, oder ich war einfach ihr Typ. Jedenfalls akzeptierte sie anstandslos das Schreiben von Beate mit dem eindrucksvollen Briefkopf ihres Steuerbüros, daß es um ein Darlehen für die Firma CareClean ginge und ich somit ein berechtigtes Interesse an den Gesellschaftern dieser Firma und deren weiteren Geschäften hätte. Eventuell half auch die Packung Pralinen ein bißchen, die ich unterwegs besorgt hatte. Ich hatte mich nicht getäuscht – Karin war ganz entschieden Pralinenfan.
    Sie half mir sogar, mich im elektronischen Informationsnetz des Handelsregisters zurechtzufinden, und gemeinsam kamen wir schließlich auf zwölf Firmen mit immer den gleichen Gesellschaftern, alle mit Sitz in Berlin und alle in den letzten zwei Jahren gegründet. Unter dem Dach der Firma »General Services« gehörte diesen Gesellschaftern seit vergangenen Dezember meine Klinik, die Reinigungsfirma CareClean, unsere Verpflegungsfirma Hospital Catering Service, das Krankenhauslabor, also alle Abteilungen, die von Bredow seinerzeit aus der Klinik herausgenommen worden waren. Älteren Datums waren die Gründung einer deutsch-ukrainischen Handelsgesellschaft, der Spedition Eurotrans und was mir sonst noch bekannt vorkam von den billigen Aluminiumschildern am Eingang Allee der Kosmonauten 116.
    Ein ziemlich buntes Firmenkonglomerat, dessen gemeinsamer Nenner die Namen Boris Schukow und Professor

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