Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
Staatssekretär zum Leben.
»Das können die nicht machen!«
Die menschliche Gier ist tatsächlich grenzenlos – es war erstaunlich, wie sehr sich Staatssekretär Roth erregte, er lief hochrot an. Das Blutgeschäft macht nur zweihunderttausend Mark im Jahr aus, eine lächerliche Summe im Vergleich zu den anderen Geschäften dieser Herren.
»Warum, meinen Sie, können die das nicht machen, Herr Staatssekretär? Denken Sie eventuell an die Gelder, die laut Buchhaltung Dr. Bredow auf bestimmte Konten als sogenannte Ausgleichszahlungen überwiesen wurden? Davon ist bei diesen Firmen nichts bekannt. Haben Sie denn Belege über solche Zahlungen? Ich darf Sie an jene unglückliche Nacht erinnern, in der Ihre Unterlagen hier verbrannt sind.«
»Seien Sie sich da nicht so sicher, daß wir keine Unterlagen mehr haben«, mischte sich Kindel ein.
Diese Bemerkung trug ihm einen ziemlich bösen Blick von Boris ein. Zumindest also hatte Boris irgendwo noch die Namen, vielleicht auch die Beträge. Für meinen Plan war das egal, es war nur wichtig, daß wir ziemlich komplette Unterlagen hatten.
»Na schön, sagen wir, Sie haben noch Aufzeichnungen über die Geschäfte mit Ihren Freunden von der Pharmaindustrie. Wollen Sie Ihre sogenannten Ausgleichszahlungen zurückfordern? Wegen Nichteinhaltung von Verträgen klagen? Anzeige erstatten?«
Kindel meinte, ich könne mir nach dieser Aktion nun selbst leicht ausrechnen, wie es mit dem Wert meines Geschäftsanteiles aussähe, nachdem ich die Geschäftsgrundlage der Firma in Frage gestellt hatte.
»Herr Kindel, ich soll doch Gesellschafter in Ihrer Firma werden, Ihr Partner. Da sollten wir uns auf ein wenig mehr Offenheit verständigen. Sie wollten mich in den letzten Wochen glauben machen, es ginge nur darum, daß Frau Steinmayer auf Ihre russischen Spenden ein neues Etikett aufklebt und sie mit neuen Begleitpapieren weiterschickt. Ich will Ihnen sagen, Herr Kindel, was ich über dieses Blutgeschäft denke. Ich denke, Ihr Partner Boris Schukow ist an den Geldern aus dieser Sache gar nicht interessiert. Er braucht das Blutgeschäft nur noch, um die Beteiligten in der Klinik zusätzlich unter Kontrolle zu halten. Er würde wahrscheinlich sogar einen Dreh finden, Sie mit dieser Sache hochgehen zu lassen, ohne sein eigentliches Geschäft mit unserer Klinik zu gefährden.«
Zum zweitenmal entschied Boris, daß er eingreifen müsse.
»Na schön, Dr. Hoffmann. Ich habe mir Ihr kleines Dossier hier angeschaut. Und ich gebe zu, Ihre Unterlagen sind etwas umfangreicher, als wir gedacht hatten. Kommen wir doch wieder zum Kern unseres Treffens. Sagen Sie uns doch bitte, welchen Anteil an dieser Firma Sie für sich angemessen fänden. Vergessen Sie nicht, daß wir vernünftige Geschäftsleute sind. Aber, Dr. Hoffmann, bringen Sie uns bitte nicht in eine Situation, in der wir nach einer anderen Lösung als der, Sie als Gesellschafter bei uns zu beteiligen, suchen müssen. Ich würde das bedauern.«
Ich war erstaunt über sein Deutsch mit korrekten Relativsätzen.
Celine hatte bisher geschwiegen, entwickelte aber nach Boris' Drohung diese roten Flecken auf ihrem Brustansatz. Vielleicht war sie auch nur wütend, ich jedenfalls hatte eine Heidenangst. Natürlich, Drohungen waren zu erwarten gewesen, aber ich stützte mich noch fester auf die Stuhllehnen der beiden.
»Wissen Sie, Herr Schukow«, und ich hoffte, daß nur ich das Zittern in meiner Stimme hörte, »Sie hatten bisher Glück. Dr. Bredow hat zwar alle Aktivitäten der Firma akribisch dokumentiert, hat aber einen großen Fehler gemacht. Er hat keine Kopie seiner Datei einem Anwaltsbüro übergeben oder sonstwo hinterlegt, nicht einmal seine Geliebte Margret hatte irgendwelche Unterlagen. Seien Sie versichert, meine Herren, daß ich solche Fehler nicht mache. Gehen Sie bitte davon aus, daß alles sofort an die Staatsanwaltschaft geht, sollte mir etwas zustoßen. Und dasselbe gilt für die beiden Damen hier.«
Kindel startete einen ziemlich lahmen Versuch.
»Ich halte es für einen Fehler, so sensible Unterlagen in die Hände eines fremden Rechtsanwalts zu geben.«
»Netter Versuch, Herr Kindel. Sie könnten mir sicher einen Rechtsanwalt Ihres Vertrauens empfehlen. Nur wer sagt Ihnen, daß die Unterlagen bei einem Rechtsanwalt sind? Wäre nicht auch ein Bankschließfach möglich? Oder eine E-Mail bei einem Provider, die automatisch an eine bestimmte Adresse abgeschickt wird, wenn ich diesen Befehl nicht täglich mit einem
Weitere Kostenlose Bücher