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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Blutbank zu übernehmen, ab. Schade, immerhin wäre er Nachfolger seines Erzfeindes Professor Dohmke geworden. Aber er wollte lieber weiter im eigenen Labor mit hübschen MTAs seiner Wahl arbeiten.
    Niemand in der Klinik ahnte in dieser Zeit, daß ich der eigentliche Chef war. Tagsüber machte ich meine Arbeit als Stationsarzt, nachts besprach ich mit Beate das Klinikmanagement. Sie hatte in der Kanzlei, in der sie als Steuerberaterin arbeitete, Urlaub genommen, und war jetzt unsere kommissarische Verwaltungsdirektorin. Sie rief dann auch die große Personalversammlung für Stufe zwei unseres Planes ein.
    Beate hatte meine diffusen Vorstellungen zur Neuorganisation der Klinik zu einem vermittelbaren Konzept verarbeitet, das sie auf dieser Personalversammlung überzeugend vorstellte. Die Mitarbeiter waren sprachlos, nicht einmal ein Raunen ging durch die Reihen.
    Sie sollten Gesellschafter der Klinik werden, die Klinik sollte in ihren Besitz übergehen. Sie würden selbst verantwortlich sein für die Wirtschaftlichkeit ihrer Arbeit und für ihre Gehälter.
    Nein, ohne Mitwisser hatte ich das nicht ausgeheckt. Ich hatte Marlies von der IIIc, Heinz Valenta von Intensiv, Schwester Elke von meiner Station und Frau Krüger aus dem Vorzimmer von Professor Bredow, nachmals Dohmke, auf meinen Plan eingeschworen. Die waren es dann auch, die auf der Personalversammlung das Haus von der Idee überzeugten. Ahnungsloser Verein, niemand fragte, wie das alles gekommen war. Eine gute Woche später hatte Berlin sein erstes selbstverwaltetes Krankenhaus, und ich, so war meine Hoffnung, endlich meine Ruhe.
    Wenn ich auch mit der Umsetzung unseres Planes in der Klinik ganz zufrieden war, hatte die Lösung doch einen erheblichen Schönheitsfehler – und der hieß Boris Schukow, Professor Kindel und Freunde. Immerhin, wir hatten ihnen finanziellen Schaden zugefügt, aber sie waren nicht im Gefängnis, wo sie hingehörten, und würden wahrscheinlich schon bald eine neue Geldwaschanlage finden. Hatte ich also letztlich versagt? Nur, was wäre geschehen, hätte ich mein geplantes Gespräch mit Hauptkommissar Müller geführt? Mit einigem Glück hätte ich vielleicht bis zur Installation eines Zeugenschutzprogramms für mich überlebt. Und dann?
    Es ging ja nicht nur um einen neuen Namen oder einen neuen Führerschein. Was war mit meiner Promotionsurkunde? Meiner Approbation? Meiner Facharztanerkennung? Und wie wollte man meine Altersvorsorge auf die neue Identität übertragen? Überall müßten Leute eingeweiht werden, mit der Folge von immer mehr Löchern in meinem Schutzschirm. Denn eines ist klar – die russische Mafia besteht nicht nur aus Boris und Co. Und die Klinik? Die Klinik wäre im Rahmen der Berliner Bettenreduktion mit Sicherheit geschlossen worden.
    Ich hatte das Böse nicht besiegt. Aber selbst wenn ich Boris und Genossen hinter Gitter gebracht hätte, wären sie schnell durch einen neuen Boris und neue Genossen ersetzt worden. Ich glaube, ich kann unser Vorgehen vor mir verantworten. Man kann das Böse nicht ausrotten, weder in uns selbst noch in der Welt. Es ist wie das Unkraut im Garten. Man kann nur versuchen, es in Schach zu halten. Indem man es immer wieder ausgräbt, oder, indem man ihm etwas entgegensetzt. Bei allen Schwächen eines selbstverwalteten Klinikmodells ist es im Gegensatz zu dem hierarchisch organisierten Modell schwerer korrumpierbar. Außerdem blieb mir nach dem Schicksal von Bredow und Dohmke der Trost, daß sich diese Herrschaften in der Regel gegenseitig weit effektiver ausschalten, als das unserer Justiz jemals möglich sein würde.
    Ich war zwar skeptisch, ob es mit der selbstverwalteten Klinik klappen würde, aber immerhin hatte ich Beate überredet, ihren Job in dem Steuerbüro aufzugeben, sie wurde Verwaltungsleiterin unserer Klinik. Und sie würde sich Mühe geben, unser Modell zum Erfolg zu führen.
    Am nächsten Sonntag bekamen wir wieder einmal einen richtig heißen, wolkenlosen Sommertag. Celine und ich gönnten uns einen faulen Tag im Strandbad Wannsee. Ich döste vor mich hin. Unsere Welt ist chaotisch, und sie wird Tag für Tag chaotischer. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik stimmt. Wie kann man dieses Chaos wenigstens für das eigene Leben etwas ordnen? Ich fragte Celine, ob wir heiraten sollten.
    In diesem Moment traf mich ein Fußball. Ich hatte nur geträumt. Lange genug, um wieder die Vorzeichen eines Sonnenbrandes zu spüren. Celine kam gerade mit fohlenartigen Sprüngen aus

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