Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
bestimmten Paßwort widerrufe?«
Professor Kindel schaute etwas hilflos. Mit Rechtsanwalt und Bankschließfach konnte er etwas anfangen, aber E-Mail, Server und Provider müssen sich für ihn nach Teufelswerk angehört haben. Boris hingegen schien kaum irritiert. Er war weiter der ruhige Geschäftsmann, der in einem vernünftigen Gespräch eine vernünftige Lösung für ein geschäftliches Problem sucht.
»Ich wollte nicht mißverstanden werden, Dr. Hoffmann. Aber ich wiederhole gerne meine Frage. Ich hatte Sie gefragt, welchen Anteil an dieser Firma Sie gerechtfertigt fänden.«
»Die Frage ist leicht zu beantworten, meine Herren«, alle Köpfe wandten sich Beate zu. »Dr. Hoffmann fordert die vollständige und hundertprozentige Übertragung aller Anteile an der Humana-Klinik GmbH, der Firmen CareClean, Hospital Catering Service und Flecklos auf seinen Namen. Er wird diese Firmen mit allen Aktiva und Passiva übernehmen, per Bilanz heute, über deren Zahlen wir uns noch abstimmen müssen. Kein Interesse besteht bei Dr. Hoffmann an dem Haus Uhlandstraße 141 und der Spedition Eurotrans. Im Gegenzug werden alle Unterlagen über diese Firmen, die sich in unserem Besitz befinden, vernichtet.«
So hatten wir das abgesprochen. Schließlich, was sollte ich mit einem Haus in der Uhlandstraße? Ich brauchte auch keine Speditionsfirma, ich hatte in nächster Zeit keinen Umzug vor. Und wenn unser Manöver hier nicht klappte, müßte es sowieso ein Umzug ans Ende der Welt sein.
Nun brach endgültig ein Aufstand mit wüsten Beschimpfungen und Drohungen los. Beate wartete geduldig ab, bis sich die Aufregung etwas gelegt hatte.
»Unser Angebot gilt drei Tage. Sollten Sie sich nicht in der Lage sehen, es anzunehmen, gehen die Unterlagen an die zuständigen Behörden. Ich lasse Ihnen die vorgefertigten Verträge hier. Änderungen sind nicht vorgesehen.«
Wir hatten zwar unseren Auftritt in der Allee der Kosmonauten mit den hinterlegten Unterlagen ganz gut abgesichert, waren aber trotzdem froh, als wir die Konferenz lebend verlassen hatten. Celine mußte sofort auf die Toilette, und wir alle hatten plötzlich Hunger. Heute nahm ich Luigi seine Begeisterung für Celine und Beate nicht übel, sie hatten wirklich eine großartige Vorstellung gegeben.
Boris, Kindel und Co. blieb keine große Wahl. Entweder sie überschrieben mir die Gesellschaft, oder sie mußten uns umbringen. Das wäre zwar unvernünftig, weil sie dann mit ihrer Firma hochgehen würden. Nur, wer konnte uns garantieren, daß die Jungs vernünftig sind? Außerdem, fiel uns bei näherem Nachdenken ein, könnten sie uns mit etwas Nachdruck fragen, wo wir unsere Rückversicherung hinterlegt haben. Sie könnten auch einen von uns entführen, und die Unterlagen wären das Lösegeld. Oder einfach einen von uns umbringen, das würde die beiden Überlebenden sicher motivieren, ihre Haltung zu überdenken. Vielleicht war es doch keine so brillante Idee gewesen, Celine und Beate in die Allee der Kosmonauten mitzunehmen.
Nach ein paar Gläsern Soave stand unser Beschluß fest. Bis die ehrenwerte Gesellschaft sich entschieden hatte, mußten wir gemeinsam abtauchen. Beate schlug vor, das nächstbeste Flugzeug zu nehmen. Wurde abgelehnt. Boris brauchte nur seine Gorillas an den Berliner Flughäfen zu postieren, außerdem hinterlassen Flüge jede Menge Dokumentation.
»Irgendwohin mit dem Auto«, war mein Vorschlag.
Wurde auch abgelehnt. Autos kann man beobachten, und ein Leihwagen hinterläßt auch Spuren. Celine, immer mit Sinn fürs Praktische, schlug den Spreewald vor, Schlepzig, Hotel »Zum grünen Strand der Spree«.
»Ich habe da letztes Mal meinen Fön vergessen. Wir nehmen die Bahn und zahlen erst im Zug. Kein Mensch kann in Berlin alle Bahnhöfe überwachen.«
So landeten wir noch am selben Tag im Spreewald. Ich rief in der Klinik an, auch ein Arzt ist nicht immer gesund. Celine hatte sowieso Sommerferien. Wieso Beate einfach in den Spreewald fahren konnte, entging meiner Aufmerksamkeit.
Torsten Römer holte uns am Bahnhof ab. Es war zwar mitten in der Woche, trotzdem hatte er nur ein Zimmer für uns frei. Großes Doppelbett und nicht sehr große Couch. Mein Vorschlag war einfach und gerecht; Die Mädels sollten jeden Abend losen, wer mit zu mir ins Bett darf. Der Mehrheitsbeschluß fiel anders aus: Ich mußte auf die Couch. Nur einmal, nachdem ich unterwegs beiden das Fahrrad repariert hatte, durfte ich für eine Rückenmassage in ihre Mitte. Als ich ihre
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