Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
CD-Käufer in der DDR heranzukommen. Und selbstverständlich war der Unfall von Lady Diana und ihrem arabischen Freund Dodi eine Inszenierung des englischen Geheimdiensts, damit die Queen nicht plötzlich mit einem arabischen Schwiegersohn unter dem Weihnachtsbaum sitzen müßte. Es war naheliegend, daß Celine auch zu meiner Geschichte die passende Verschwörungstheorie fand.
»Wenn du so willst, eine Verschwörung! Das ist es immer, wenn sich mehrere Leute zusammentun, um etwas zu verheimlichen. Und ich bin sicher, daß es um mehr als um die Vertuschung eines eurer Kunstfehler geht.«
»Da könntest du recht haben. Sonst hätten wir jeden zweiten Tag eine Verschwörung in der Klinik,« ich stand auf, »soll ich dir einen Wein mitbringen?«
Ich kenne Celine lange genug, um zu wissen, daß sie mit ihrer Theorie nicht bis morgen warten konnte, und brachte ihr ein Glas Wein mit. Sie nahm es wortlos entgegen, sie war mit Wichtigerem beschäftigt.
»Erinnerst du dich an den Film ›Die Unbestechlichen‹?«
»Na klar. Mit deinen beiden Geliebten. Robert Redford und Paul Newman«
»Nein. Robert Redford und Paul Newman, das war ›Der Clou‹. ›Die Unbestechlichen‹ war der Film über die Watergate-Verschwörung mit Robert Redford und Dustin Hoffman.«
Bei aller Beschäftigung mit einer neuen Verschwörungstheorie, in solchen Sachen nahm es Celine genau.
»Jedenfalls, weißt du, was mich an dem Watergate-Film unheimlich gestört hat?«
»Sicher nicht Robert Redford und Dustin Hoffman.«
»Wie doof diese tollen Journalisten von der Washington Post sind. Sie brauchen doch wirklich diesen geheimnisvollen Informanten aus dem Weißen Haus, um auf die Idee zu kommen, die Spur des Geldes aufzunehmen. Wenn wir beide meinen, daß es nicht um einen Kunstfehler geht, bleiben nur Liebe und Geld.«
»Und was ist mit Rache, Eifersucht, Affekt?«
»Kannst du alles subsumieren. Glaub mir das. Meistens geht's ums Geld.«
Celine ist über zehn Jahre jünger als ich. Wo war ihre Romantik geblieben? Oder sind Frauen einfach realistischer?
»Du meinst«, zitierte ich einen der Lieblingssprüche von Dr. Valenta, »it all boils down to money and cocksize.«
»Richtig. Und Liebe können wir bei deiner Geschichte wohl genauso ausschließen wie die Vertuschung eines Kunstfehlers. Bleibt also Geld.« Celine legte eine Kunstpause ein. »Und was, mein Lieber, ist das Gute am Geld?«
Eine ihrer sokratischen Fragen. Ich wußte nicht, worauf Celine mit ihrem IQ von über hundertfünfundfünfzig hinauswollte.
»Daß man sich viele Smarties kaufen kann?«
»Daß es Spuren hinterläßt. Geld ist weitgehend virtuell geworden, ein paar Bytes auf dem Computer deiner Bank. Milliarden schwirren täglich um den Globus. Niemand weiß, wo das Geld gerade ist oder ob es überhaupt wirklich existiert, aber jede Transaktion hinterläßt eine Spur. Und das in der Regel auf Jahre.«
Trotz meines niedrigeren IQs konnte ich ihr folgen. Nur, wenn es wirklich um Geld ging, um wessen Geld?
»Ich kann mir kaum vorstellen, daß Mischa ein Erbe der Romanows war. Dann hätte er bestimmt nicht den Putzmann im Krankenhaus gemacht.«
»Vielleicht hat er Drogen bei euch geklaut?«
»Glaube ich nicht. Es ist schon lange nichts mehr weggekommen, und die Drogen im Krankenhaus sind Peanuts im Vergleich zu den Tonnen, die aus Südamerika eingeschmuggelt werden.«
»Laß uns die Sache noch einmal durchgehen«, Celine verstärkte den Zug an ihrem Ohrläppchen, »jemand versucht, die Spuren von deinem Mischa zu beseitigen. Du hast den anderen Russen in der Reinigungskolonne erwähnt.«
»Jurek.«
»Ja! Der hat dir erzählt, daß Mischa nicht zum Arzt gehen konnte, weil er illegal hier war. Und du hast auch gesagt, daß Mischa nur ein Touristenvisum für Deutschland hatte, das zudem längst abgelaufen war. Also war er bei euch illegal beschäftigt. Und das wäre doch sicher herausgekommen, wenn man ihn seziert und nachgeforscht hätte, wo er sich seine Gelbsucht geholt haben könnte.«
Ein interessanter Punkt. Man müßte bei Mischas letztem Arbeitgeber nachforschen. Das war allerdings die Firma CareClean, »Sauberkeit ist unser Job«, und nicht mein Krankenhaus. Aber Celine hatte schon weitergedacht.
»Es muß um mehr gehen als illegale Beschäftigung«, meinte sie. »Guck dir die Baustellen auf dem Potsdamer Platz an. Die würden jetzt noch die Baugruben schaufeln, wenn sie nicht die Illegalen aus Polen, Albanien und weiß ich woher hätten. Kein Mensch würde
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