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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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genau die falsche Taktik gewesen. Celine kannte mich einfach zu gut. Ich konnte ihr jetzt nur noch mit der Wahrheit kommen.
    Also erzählte ich ihr die Geschichte. Ich erzählte ihr vom toten Mischa und Schreibers zweitem Leichenschauschein. Von der Frage, ob die plötzliche Bewilligung für seine USA-Fortbildung etwas damit zu tun hat. Von der verschwundenen Akte aus der Zeit, als Mischa mein Patient war, und von dem ebenfalls verschwundenen Notarztwagen-Protokoll. Ich erzählte von meinem Besuch bei Schreibers Frau Astrid und ihrer Furcht, daß ich ihrem Mann Schwierigkeiten bereiten könne. Ich schilderte meine beiden Auftritte in der Pension Elvira und wie ich beim zweitenmal bedauert hatte, nicht immer brav zu ihrem Karatekurs mitgekommen zu sein. Mein Gespräch mit Dr. Bredow konnte ich fast wörtlich wiedergeben, da ich es wiederholt selbst durchgegangen war.
    »Freitag hat er mir durch seine Sekretärin mitteilen lassen, es sei alles in Ordnung, ich solle mir keine Sorgen mehr machen. Kein Wort über die verschwundene Krankengeschichte. Und dann spricht mich abends auch noch Kindel auf diese Akte an. Auf seinem Abschiedsfest. Ist doch alles irgendwie seltsam, oder?«
    Um uns herum fanden sich die Stauopfer in ihr Schicksal. Zwei Wagen vor uns spielten ein paar Männer Karten an einem Campingtisch, hinter uns versteckten sich Kinder zwischen den aktuell nutzlosen Blechhaufen. Die Frauen standen an die Leitplanke gelehnt, beobachteten ihre Kinder und tauschten Erziehungstips aus. Ein friedlicher Sonntagabend auf einer deutschen Autobahn.
    Celine hatte mir mit leicht zur Seite gelehntem Kopf zugehört. Und sie hatte mich, für sie ungewöhnlich, nicht unterbrochen.
    »Ich denke«, sagte sie nach einer Pause, »da stinkt etwas ganz gewaltig in deiner Klinik.«
    Durch meine zusammenfassende Schilderung wurde auch ich immer überzeugter, daß es um mehr als nur zusammenhanglose Zufälligkeiten gehen dürfte.
    »Was wirst du tun?« fragte Celine.
    »Muß ich etwas tun? Ich bin nicht für diese Klinik verantwortlich, sondern für meine Patienten, und da kann ich mich über nichts beschweren. Ich bekomme die Medikamente, die ich für sie brauche, die Termine für notwendige Untersuchungen sind kein Problem, und bisher hat niemand aus der Verwaltung versucht, mir da hineinzureden. Also, warum soll mich eine tote Leiche aus der Ukraine kümmern?«
    »Du hast recht, Felix. Sie braucht dich nicht zu kümmern. Aber sie kümmert dich. Trotz all deiner Sprüche über Patienten und Klinik bist du vollkommen von der Rolle, daß dieser Mischa plötzlich tot ist. Deshalb bist du selbst ins Archiv gerannt, um an die Akten zu kommen. Deshalb bist du zweimal in seine Pension gefahren und hast fast Prügel bezogen. Deshalb hast du His Majesty himself, Fürst Bredow, auf den Fall angesprochen.«
    »Kann sein. Aber vielleicht ist jetzt genau der Punkt, meine verdammte Nase wieder aus der Sache herauszuziehen, ehe ich sie mir verbrenne.«
    »Man verbrennt sich die Finger. Auf die Nase bekommt man was.«
    »Ich kann mir verdammt noch mal verbrennen, was ich will. Auch meine Nase. Und in meiner Chirurgiezeit habe ich jede Menge verbrannter Nasen gesehen.«
    Die Männer klappten ihren Campingtisch zusammen, und die spielenden Kinder wurden zurück in die Autos gescheucht. Nicht daß es weiter ging, aber von hinten kam ein riesiger Kranwagen, und die Gasse zwischen den Wagen reichte nicht. Ein älteres Ehepaar vor uns ließ vor Aufregung den Motor absaufen. Wir halfen schieben.
    »Das einzige, was ziemlich klar zu sein scheint«, meinte Celine, »ist, daß irgend etwas vertuscht werden soll. Was wird denn üblicherweise in einem Krankenhaus vertuscht?«
    »Falsche Behandlung, falsche Diagnose, falsches Bein abgesägt oder falscher Arm angenäht. Falsche Infusion angehängt oder richtige Infusion wegen Dienstschluß zu schnell hineingejagt. Kunstfehler eben.«
    »Und dein Ukrainer? Welcher und wessen Kunstfehler soll hier vertuscht werden?«
    »Keine Ahnung. Es ergibt keinen Sinn. Hätte ich damals, als Mischa mein Patient war, Mist gemacht, wüßte ich es. Und außerdem hätte dann ich die Akten verschwinden lassen, statt dessen laufe ich denen seit Tagen wie blöd hinterher.«
    »Und dein Kollege Schreiber? Immerhin hat er den Russen tot bei dir abgeliefert. Vielleicht hätte der gar nicht sterben müssen? Vielleicht hat Schreiber Mist gebaut, oder vielleicht hat er sogar nachgeholfen?«
    »Schreiber war auch mein Kandidat, als der zweite

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