Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
bedienen.
»Welche Art Beziehung habe ich denn zu Frau Krüger?«
»Ich weiß nicht, welche Art Beziehung du zu den Frauen in deiner Klinik hast.«
»Frau Krüger könnte meine Mutter sein. Und außerdem, wenn Bredow irgendwelchen Schmu mit der Buchhaltung macht, würde er Frau Krüger einweihen?«
»Also, was schlägst du dann vor?« fragte Celine leicht beleidigt.
Ich hatte eine Idee. Ein Vorteil meines Berufes ist, daß man Menschen mit den verschiedensten Berufen und Fertigkeiten kennenlernt. Manche Patienten verlassen die Klinik tatsächlich in einem besseren Zustand als dem, in dem sie eingeliefert worden sind, und wenigstens einige sind dem Doktor sogar dafür dankbar.
Ich dachte an Franz. Franz betreibt einen kleinen Schlüsselnotdienst und ist im Nebenberuf Einbrecher alter Schule, der sich ohne Wagenheber oder Brechstange Zugang zu lohnenden Objekten verschafft. In der Regel in Absprache mit den angeblich Geschädigten, mit denen dann die Versicherungssumme geteilt wird. Ich hatte Franz vor einiger Zeit von einer bösen Salmonelleninfektion geheilt und ihm später, als seine Frau schwanger war, mit einem medizinischen Gutachten Haftverschonung verschafft. Und Franz ist der Typ, der es ernst meint, wenn er dir sagt, daß er dir einen Gefallen schulde.
Tatsächlich übergab er mir nach wenigen Tagen einen Schlüssel, der garantiert zu Bredows Büro passen sollte, und ein halbes Blech selbstgebackenen Pflaumenkuchen mit Grüßen von seiner Frau. Eine Bezahlung lehnte er ab.
Bei Frau Krüger hatte ich in Erfahrung gebracht, daß Dr. Bredow über das Wochenende zu einer Konferenz der Deutschen Krankenhausgesellschaft nach Dresden fahren würde, also reservierten wir Freitag nacht für unseren Einbruch in seinem Büro.
Es wäre die Unwahrheit zu behaupten, wir wären nicht aufgeregt gewesen. Vor unserem Coup wollten Celine und ich uns noch bei McDonald's mit einem Burger stärken, bekamen aber beide nur eine Cola hinunter.
Für unseren Pförtner ist es nichts Ungewöhnliches, daß nachts ein Doktor in die Klinik kommt. Ein Notfall bei einem seiner Patienten oder weil ihm eingefallen ist, daß er auf einem Infusionsplan bei der Dosierung das Komma an die falsche Stelle gesetzt hatte. Vielleicht auch hat seine Lieblingskrankenschwester Nachtschicht, und in einem Krankenhaus ist immer irgendwo ein Zimmerchen frei.
Wir hatten also kein Problem, gegen elf Uhr nachts in das Krankenhaus zu kommen. An der Pforte saß der dicke Meyer, der sich den langweiligen Nachtdienst mit Telefonieren verkürzte. Ohne sein Telefonat zu unterbrechen, nickte er mir zu und drückte den elektrischen Türöffner.
Obgleich ich mindestens einmal pro Woche im Nachtdienst durch unsere Klinik schleiche, war es heute etwas anderes. Gleich würde irgendwo eine Alarmglocke klingeln, alle Türen würden automatisch schließen (wir haben keine automatisch schließenden Türen), Professor Dohmke würde mit ein paar kräftigen Pflegern um die Ecke kommen, und in Bredows Büro würde die Polizei auf uns lauern. Natürlich trafen wir bis auf ein paar heimlich rauchende Patienten niemanden.
Der Verwaltungstrakt war vollkommen ausgestorben. Der Schlüssel von Franz glitt ohne jeden Widerstand in das Schloß zu Bredows Büro, und als wir die Tür öffneten, ging kein Alarm los. Wir waren drin.
Als aufmerksamer Krimi-Leser und -Zuschauer wußte ich, was als nächstes zu tun war. Ich ließ die Tür zum Flur einen kleinen Spalt weit offen, bis ich sorgfältig die Vorhänge zugezogen hatte. Erst dann schloß ich die Tür, sperrte sie von innen ab und schaltete das Licht an. Celine hatte sich währenddessen in Bredows Reichskanzlei umgesehen.
»Ziemlich eindrucksvoll«, meinte sie, »was macht der Mann mit so viel Platz?«
»Keine Ahnung. Vielleicht verbessert er hier sein Golfhandikap oder läßt ferngesteuerte Modellautos durch die Gegend flitzen.
Bei meinen Besuchen in Bredows Büro war mir bisher ein unangenehmes Detail entgangen: Auf einem Extratisch neben seinem neogotischen Schreibtisch stand nicht ein Computer, sondern zwei. Ich hatte weder eine Vorstellung, wozu Bredow zwei Computer brauchte, noch, woran wir den für unseren Datendiebstahl richtigen erkennen könnten.
Celine unterzog insbesondere die Verkabelung an der Rückseite einer genaueren Inspektion. Ich sah angestrengt zu, wußte allerdings nicht, worauf ich achten sollte. Bei zwei Computern standen meine Chancen fünfzig zu fünfzig. Mutig spielte ich meine Karte aus.
»Ich
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