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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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antwortete ich. Hatte Dohmke wirklich Tbc gesagt?
    »Ich meine es ernst. Wir können zur Zeit auf niemanden verzichten in unserem Team. Und schon gar nicht auf einen guten Mann wie Sie. Und, Dr. Hoffmann«, ich war schon fast draußen, »besorgen Sie sich einen anständigen Anzug zur Beerdigung!«
    Im allgemeinen ist der Sommer eine schöne Zeit, gewisse Nachteile bringt er alten Menschen und Haustieren. Die Haustiere werden an der ersten Autobahnraststätte ausgesetzt, die Omas und Opas im nächstliegenden Krankenhaus abgeliefert. Eine unerklärliche Welle akuter Erkrankungen alter Leute schwappt jeden Sommer in die Krankenhäuser, die Erkrankungsfront läuft etwa parallel zum Beginn der Schulferien in den jeweiligen Bundesländern. Das bedeutet, daß während der Sommerferien im Krankenhaus nicht weniger zu tun ist, nur der Altersdurchschnitt der Patienten steigt noch einmal kräftig an. Urlaubszeit bedeutet auch mehr Nachtdienste pro Woche für die Zurückgebliebenen, im Zweifel auch außerplanmäßige.
    Am Abend nach dem Gespräch mit Dohmke erwischte mich zum zweitenmal in diesem Monat ein außerplanmäßiger Nachtdienst. Es wäre eigentlich Schreibers Dienst gewesen, der aber war längst in Amerika und ich mal wieder der Dumme.
    Ursprünglich hatten Celine und ich uns an diesem Abend für die Auswertung der aus Bredows Computer geklauten Daten verabredet. Bredows Tod war uns aber so an die Nieren gegangen, daß wir immer wieder einen Grund gefunden hatten, diese Arbeit zu verschieben. Irgendwie schien uns die Beschäftigung mit seiner Buchhaltung wie Leichenfledderei. Jedenfalls war Celine nicht furchtbar traurig, daß wir die Arbeit erneut vertagen mußten.
    Auch die Blutprobe von Mischa, die ich bei Michael Thiel zur Untersuchung abgegeben hatte, schien ein Opfer des Sommerlochs zu werden. Wiederholt hatte ich Michael angerufen, und wiederholt hatte er mir versichert, die Sache sei in Arbeit. Ich glaube, die Gespräche wurden automatisch an sein Segelboot auf dem Wannsee weitergeleitet, es hörte sich im Hintergrund so an. Oder war auch Michael ein Teil des Komplotts und meine Blutprobe lange vernichtet?
    Vor Beginn meines Nachtdiensts hatte ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen – einen erneuten Besuch bei meinem Freund Karl in der Pathologie. Ich war nicht überrascht, Oberpfleger Karl so spät noch in der Pathologie zu treffen. Karl war eigentlich immer in der Pathologie. Es gab das Gerücht, er hätte gar keine eigene Wohnung und schlafe da unten bei seinen stummen Gästen.
    Ich fand ihn in seinem Dienstzimmer, eigentlich mehr eine Abstellkammer, deren Wände er mit Großfotos von Blumen und Bäumen dekoriert hatte. Auch Karl war nicht überrascht, mich wiederzusehen. Karl war wahrscheinlich durch nichts zu überraschen.
    »Dr. Hoffmann! Du siehst heute nicht besser aus als neulich. Ehrlich gesagt, eher schlechter.«
    Er war heute schon der dritte, der mir das sagte. Irgendwann müßte ich mal in einen Spiegel schauen. Oder lieber nicht.
    »Setz dich hin und trink was mit mir. Du brauchst einen, glaub es mir!«
    Er öffnete einen metallenen Umkleideschrank und holte zwei blitzsaubere Gläser und eine Flasche Weinbrand hervor. Neben etwas Geschirr, einem Marmeladenglas und einem Topf Senf war der Umkleideschrank mit Büchern vollgestopft. Während Karl großzügig einschenkte, studierte ich die Buchrücken. Kierkegaard, Nietzsche, Wittgenstein – Karl ein Philosoph? Oder war er durch diesen Job zum Philosophen geworden? Die Menschen stecken voller Geheimnisse!
    »Zum Wohl, Doktor!«
    Wortlos, wie es sich für richtige Männer gehört, schluckten wir das scharfe Zeug hinunter und hingen unseren Gedanken nach. Woran mochte Karl denken? An den Weltgeist? Den Menschen als Schöpfer Gottes? Jedenfalls war ihm sicher klar, daß ich ihn nicht wegen des Schnapses besucht hatte.
    »So wie du aussiehst, bist du wahrscheinlich gekommen, um dir schon mal ein Plätzchen bei Onkel Karl auszusuchen.«
    Das war seine Art, mir mitzuteilen, daß er jetzt bereit war, mit mir zu sprechen. Er goß mir noch einen Weinbrand ein.
    »Es würde mich interessieren, was ihr mit Dr. Bredow gemacht habt. Ist er seziert worden?«
    Karl schaute mich nachdenklich an.
    »Was ist los mit dir, Dr. Hoffmann? Erst bist du ganz aufgeregt, daß bei einem quittegelben Russen die Sektion verweigert worden ist, und nun willst du unseren Dr. Bredow aufschneiden? Bist du verrückt? Bredow hat natürlich die volle VIP-Behandlung von uns bekommen,

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