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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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als Kind in der Wohngemeinschaft gehört hatte. Tatsächlich war ich damals gerade mal dreizehn Jahre alt, und sicher intensiver mit Masturbieren beschäftigt als mit der Weltrevolution.
    »Haben Sie Drogen im Haus?«
    »Warum sollte ich Drogen im Haus haben?«
    Für den Polizisten eine eher rhetorische Frage, ich fand mich langsam ganz gut in seinem Denkschema zurecht. Natürlich haben Ärzte Drogen im Haus. Die kommen doch ohne Probleme an das Zeug ran. Sie nehmen es selbst, weiß man doch, Ärzte sind süchtig, und wahrscheinlich dealen sie auch damit.
    »Na, hören Sie mal, Herr Doktor. Sie als Arzt ...«
    »Arzt bin ich in der Klinik. Da war ich die letzten dreißig Stunden. Jetzt bin ich zu Hause. Privatmann. Und ziemlich müde. Ich will eigentlich nur ins Bett, aber man hat in meine Wohnung eingebrochen und alles auf den Kopf gestellt. Nein, keine Drogen im Haus.«
    »Also, Sie haben einen Nachtdienst extra gemacht, außerhalb des normalen Dienstplans. Brauchen Sie Geld?«
    Ich versuchte, ihm zu erklären, daß seine logische Verknüpfung falsch war und deshalb auch seine Frage. Und daß ich ihm bereits gesagt hatte, daß ich für einen Kollegen einspringen mußte. Aber der selbsternannte Kommissar ließ sich nicht so leicht von seiner Motivsuche abbringen.
    »Haben Sie eine Einbruch- oder Diebstahlversicherung?«
    »Ja, habe ich.«
    »Und wie hoch sind Sie versichert?«
    »Da müssen Sie Frau Bergkamp fragen«, ich deutete auf Celine. »Bei ihr ist die Wohnung versichert.«
    »Sie haben also erst Ihre Versicherungsagentin angerufen und dann die Polizei?«
    Wieder ein Blick zu seinem Gehilfen.
    »Ich habe Frau Bergkamp als Freundin angerufen. Sie wird mir beim Aufräumen helfen. Wenn Sie endlich Ihre Arbeit gemacht haben.«
    Schweinebacke schaute sich betont bedächtig im Wohnzimmer um.
    »Was ist denn eigentlich gestohlen worden?«
    »Ich weiß nicht, ob überhaupt etwas gestohlen ist. Bisher ist mir nichts aufgefallen. Aber ich habe mich auch noch nicht gründlich umgesehen.«
    »Es hat Sie nicht interessiert, ob was gestohlen worden ist?«
    »Hören Sie, was mich im Moment interessiert, ist, zu erfahren, was Sie zu unternehmen gedenken, außer mir Drogengeschäfte, Versicherungsbetrug und was weiß ich zu unterstellen.«
    »Was meinen Sie mit unternehmen?«
    Ich fühlte mich auf der Seite der Verlierer. Ich war müde vom Nachtdienst, kam mir irgendwie beschmutzt vor und empfand den Einbruch als Verletzung meiner Intimsphäre. Plötzlich konnte ich mir vorstellen, wie sich eine vergewaltigte Frau fühlt.
    Ich knurrte die beiden an.
    »Ich meine, daß hier ein Verbrechen verübt worden ist. Und ich meine, daß zu einem Verbrechen Verbrecher gehören. Und ich meine, daß es die Aufgabe der Polizei ist, Verbrecher zu fangen oder wenigstens nach ihnen zu suchen«, ich holte zu meinem vernichtenden Schlag aus, um die wirklichen Machtverhältnisse klarzustellen, »schließlich bezahle ich Steuern, und von diesen Steuern bekommen Sie Ihr Gehalt.«
    Der Gesetzeshüter schaute mich traurig an.
    »Herr Doktor, haben Sie eine Vorstellung, wieviel Wohnungseinbrüche täglich in Berlin verübt werden?«
    Anhand meiner aktuellen Erfahrungen mit dem Ermittlungseifer der beiden hatte ich eine gewisse Vorstellung. Aber sicher würde ich es gleich hören.
    »Es sind zweihundertvier Einbrüche am Tag. Das sind achteinhalb pro Stunde oder einer alle acht Minuten.«
    Ich war beeindruckt. Hatte er die Stunden- und Minutenwerte gerade im Kopf ausgerechnet?
    »Sie meinen, es sind zu viele, um sich darum zu kümmern? Vielleicht sind es gerade deshalb so viele, weil Sie sich nicht genug darum kümmern. Wissen Sie, in der Medizin kümmern wir uns gerade um die häufigen Erkrankungen, weil sie viele Menschen betreffen.«
    »Darum haben Sie Ärzte ja auch die Grippe so fest im Griff.«
    Zum erstenmal hatte sich Pickelgesicht in das Verhör eingeschaltet und gleich einen Volltreffer gelandet. Selbst Celine konnte ihr Grinsen kaum verbergen.
    »Jetzt nehmen wir erst einmal ein Protokoll auf.«
    Schweinebacke packte seinen Laptop aus, während sein Adjutant weiter seine Fotos vom Tatort machte, allerdings aus Blickwinkeln, die eine Fotoserie über Celine abgeben würden. Die tat so, als merke sie nichts, ihre unauffälligen Posen straften sie freilich Lügen. Mir gönnte er kein einziges Foto.
    Schweinebacke hatte mit ein bißchen Blättern im Handbuch inzwischen tatsächlich ein elektronisches Formular auf den Laptop gezaubert. Es wurde

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