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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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überlegen. Angenommen, es gibt eine Serumprobe von Ihrem Patienten. Und lassen Sie uns weiter annehmen, diese wäre wirklich positiv für Serumhepatitis. Warum wäre sie das? Wegen der Transfusion einer nachweisbar sorgfältig getesteten Blutkonserve aus unserer Blutbank? Überlegen Sie mal! Wäre ein Arbeitsunfall nicht viel wahrscheinlicher? Sie haben mir erzählt, dieser Tschenkow hätte bei uns die Fußböden gewischt, die Müllsäcke weggebracht und so weiter. Wie häufig, meinen Sie, verletzen sich in unserer Klinik Mitarbeiter an unsachgemäß weggeworfenen Injektionsnadeln? Ich sage es Ihnen – ein paarmal jeden Monat. Sicher, sollte nicht sein, die Nadeln sollten in den vorgesehenen Behältern entsorgt werden. Passiert aber immer wieder. Wenn ich hier bei CareClean richtig nachforsche, würde ich vielleicht sogar eine entsprechende Unfallmeldung von Ihrem Russen finden.«
    Das glaubte ich ihm aufs Wort. Wenn es notwendig werden sollte, würde er sicher eine solche Meldung aus dem Hut zaubern. Bredows Tod war ein Unfall, Mischas Hepatitis war Folge der Verletzung an einer Injektionsnadel. Als ärztlicher Direktor war es seine Pflicht, Schaden und erst recht Klagen von der Klinik abzuwenden.
    Dohmke erhob sich, für seine Verhältnisse hatte er mir ohnehin schon zu viel seiner wertvollen Zeit gewidmet. Er legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Wirklich, Dr. Hoffmann, ich weiß es zu schätzen, wie Sie sich um die Klinik sorgen. Das erkenne ich an, sehr sogar. Ich hoffe zwar, Sie sehen Gespenster. Aber bleiben Sie an der Sache dran, soweit das nicht auf Kosten Ihrer Arbeit geht. Und informieren Sie mich sofort, wenn Sie etwas Konkretes gefunden haben. Ich nehme Sie dann unverzüglich aus der Schußlinie. Schließlich ist es meine Aufgabe, die Klinik und ihre Mitarbeiter zu schützen. Und ich meine, was ich Ihnen schon neulich gesagt habe. In meinen Augen sind Sie einer unserer wertvollsten Mitarbeiter.«
    Dohmke hatte mich erfolgreich aus seinem Büro hinauskomplimentiert, und gleich noch durch das Büro der Dicken. Ich war wieder im Treppenflur mit Blümchentapete und DDR-Geruch. Ohne Frage war hier etwas faul. Die Tatsache, daß die ausgegliederten Firmen der Klinik gehörten, rechtfertigte weder Dohmkes Anwesenheit hier noch die Aufmerksamkeit, die er mir gewidmet hatte – hatte er doch selbst über seine Arbeitsbelastung gestöhnt. was immer hier lief, könnte sehr wohl etwas mit Mischas Tod zu tun haben, und Dohmke könnte darin verwickelt sein.
    Trotzdem hatte mir sein Lob geschmeichelt. Unser Ego ist ganz verrückt nach Anerkennung und nicht sehr wählerisch, woher das Lob kommt.

16
    Probleme mit dem Einschlafen sind bei mir nichts Außergewöhnliches, auch wenn ich nicht gerade einer großangelegten Verschwörung in meiner Klinik auf der Spur bin. Immerhin brauchten sich meine Gehirnzellen heute dank Professor Dohmke nicht mit Schäfchenzählen zu beschäftigen.
    Was war das für eine seltsame Begegnung gewesen! War meine Verschwörungstheorie nur ein Hirngespinst und unser ärztlicher Direktor, kommissarischer Verwaltungsdirektor und Teilzeitchef der Reinigungsfirma CareClean unschuldig wie ein Lamm? Mußte der sich die wirren Geschichten eines Assistenzarztes über einen an Gelbsucht verstorbenen Ukrainer anhören, während er vollauf damit beschäftigt war, Ordnung in einen Verein zu bringen, in dem der Hauptkassierer kaum mehr nachvollziehbar Gewinne und Verluste zwischen der Klinik, CareClean und den anderen Firmen hin- und hergeschoben, die Vereinskasse an der Börse verspekuliert und sich dann per Selbstmord aus dem Staub gemacht hatte? Oder war ich einer wirklich großen Sache auf der Spur? Einer Sache, in der ein toter Ukrainer mit Hepatitis C gewaltig stört?
    Dohmke hatte angedeutet, daß er jederzeit eine schriftliche Meldung von Mischa über eine Nadelverletzung aus dem Hut zaubern könne. War mein Hinweis, daß es eventuell Serum von diesem Ukrainer geben könnte, besonders schlau gewesen? Hatte ich mich damit in Gefahr gebracht? Lief an unserer Klinik GmbH ein Selbstbedienungsladen für die obere Etage, über den jeder Bescheid wußte, nur mir hatte mal wieder niemand etwas gesagt?
    Ich gönnte mir doch zwei Milligramm Rohypnol zum Einschlafen und beschloß, gleich morgen bei der Polizei wenigstens die Anzeige von dem Einbruch zu unterschreiben. Und Margret einen Besuch in ihrer Blutbank abzustatten.
    Gerade als mich das Rohypnol endlich in den Schlaf zerren wollte, kam mir noch eine

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