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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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erregt. Sie trug ihre Argumente mit noch immer der gleichen monotonen Stimme vor.
    »Das läßt sich rausbekommen, denke ich. Kannst du mir die originalen Kontrollzettel heraussuchen? Die hebt ihr doch eine Zeitlang auf, oder?«
    Die Kontrollzettel für Blutkonserven bestehen aus mehreren Durchschlägen. Ein Durchschlag bleibt in der Akte des Patienten, der andere geht nach der Transfusion zurück an die Blutbank. Auf ihm wird notiert, ob wirklich der Patient, für den sie angefordert worden war, die Konserve bekommen hatte, ob irgendwelche Zwischenfälle bei der Transfusion aufgetreten waren und so weiter.
    »Ich habe wirklich etwas anderes zu tun, als nach alten Kontrollzetteln zu suchen, Felix. Um was geht es überhaupt?«
    »Bist du sicher, daß du das nicht weißt, Margret?«
    Margret saß auf dem Bürostuhl vor dem Rechner, ich auf dem säurefest gefliesten Labortisch. Wir schwiegen uns ein paar Minuten lang ohne Blickkontakt an. Margret knabberte abwesend an ihren Fingernägeln. Das kannte ich von ihr aus unserer gemeinsamen Zeit. Sie tat es immer, wenn sie eine Entscheidung treffen mußte. Dann stand sie auf, holte eine volle Blutkonserve aus dem verglasten Kühlschrank und drückte sie mir wortlos in die Hand.
    »Was soll ich damit?«
    »Sie ist abgelaufen, wir müssen sie sowieso entsorgen. Vielleicht kannst du noch etwas damit anfangen. Und, wegen der Originale der Kontrollzettel, komm morgen vorbei, vielleicht habe ich bis dahin Zeit, sie herauszusuchen.«
    Direkt nach Dienstschluß brachte ich die abgelaufene Blutkonserve zu Michael Thiel in sein privates Labor. Diesmal kam ich früh genug, um sein Labor und seine Mitarbeiterinnen in voller Aktivität zu erleben. Es waren zehn oder zwölf MTAs, die alle aussahen, als hätten sie sich für die Wahl der Miß Germany getroffen. Ich beschloß, Michael in Zukunft nur noch zu den offiziellen Arbeitszeiten zu besuchen.
    »Was bringst du uns da, Felix? Mehr Hepatitis?«
    »Weiß ich nicht.«
    Ich erzählte ihm von meinem Gespräch mit Margret. Unverändert darauf versessen, Professor Dohmke etwas anzuhängen, versicherte er, die Konserve gründlich zu untersuchen. Und versprach, diesmal schneller zu arbeiten.
    Als ich von Michael nach Hause kam, war Celine auf meinem Anrufbeantworter. Sie hörte sich ziemlich aufgedreht an und bat mich, noch heute vorbeizukommen, es gebe spannende Neuigkeiten. Ich ging sofort zu ihr hinüber.
    Auf mein Klingeln wurde nicht geöffnet. War sie noch einmal kurz weggegangen, Wein holen? Ich habe einen Schlüssel für ihre Wohnung und mußte an ihre Karate-Attacke denken, beschloß aber, sie bei ihrer Rückkehr nicht auch mal schnell zusammenzuschlagen. Zumal ich eventuell unterliegen würde.
    Kaum hatte ich ihren Flur betreten, stieß mir etwas gewaltig gegen den Schädel. Ich hätte mich irgendwie bewaffnen sollen, schoß es mir durch den Kopf, aber dafür war es zu spät. Wo würde mich der nächste Schlag treffen, oder hatte mein Gegner ein Messer? Es folgte kein zweiter Schlag, und da kam mir der Vorgang bekannt vor. Es war Belizaar, der mich wieder einmal mit seinen großen Stiefeln getreten hatte. Belizaar ist ein besonders schönes, aber auch besonders großes Exemplar in Celines Marionettensammlung, aus Hartholz, und hängt gleich neben der Wohnungstür. Celines Marionetten hängen überall von der Decke oder sitzen auf ihren Bücherregalen. Unendlich oft hatte ich mir an dem blöden Belizaar im Flur den Kopf gestoßen, aber momentan witterte ich allenthalben Bedrohung und Angriff.
    Abgesehen von den unzähligen Marionetten war niemand in der Wohnung. Celines Anrufbeantworter blinkte, aber ich mische mich prinzipiell nicht in ihr Leben und ließ ihn blinken. Aus der Küche holte ich mir eine angebrochene Flasche Wein aus dem Kühlschrank und setzte mich in ihr Wohnzimmer.
    Celine ist nicht besonders ordentlich. Die Kaffeemaschine war nicht ausgeschaltet und der Rest ihres Morgenkaffees zu einer schwarzen Kruste eingekocht. Im Wohnzimmer lag achtlos auf die Couch geworfen mein Lieblingskleid, das dunkelblaue mit den weißen Punkten. Eine aufgerissene Packung mit schwarzen Slips und eine Strumpfhose waren auf dem Boden verstreut. Ein verwelkter Blumenstrauß auf dem Couchtisch, daneben mehrere aufgeschlagene Bücher, Buchrücken nach oben. Celine laß immer mehrere Bücher gleichzeitig. Ich entschied mich für Hermann Hesses »Kunst des Müßiggangs« und begann zu lesen. Celine würde sicher bald kommen.
    Wenn ich meinem

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