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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Gehirn Bescheid gebe, daß ich schlafen möchte, schert es sich in der Regel einen Teufel darum und unterhält mich noch stundenlang mit irgendwelchen ungelösten Problemen. Jetzt wiederum beschloß mein Schlafzentrum ein kleines Nickerchen, und nach fünf Minuten war ich mit Hermann Hesse auf Celines Couch eingeschlafen.
    Als ich leicht desorientiert aufwachte, war es bereits tiefe Nacht, die Uhr zeigte kurz nach halb eins. Von Celine weiterhin keine Spur. Aus stummen Augen schauten mich ihre Marionetten an. Gewöhnlich legen Celine und ich uns nicht gegenseitig Rechenschaft über unseren Zeitvertreib ab, aber hatte sie nicht meinem Anrufbeantworter gesagt, sie erwarte mich? Ich machte mir Sorgen. In jedem zweiten Kriminalroman wird spätestens im letzten Drittel die schöne Freundin des Helden von den Bösen entführt, und der Held muß sich entscheiden, ob er das Leben seiner Freundin retten oder weiter das Böse verfolgen soll.
    Ich konnte mir Professor Dohmke, der im Augenblick und weil einfach unsympathisch für mich der Hauptbösewicht war, nicht als Entführer vorstellen. Andererseits, wenn Margret recht hatte und Bredows Tod kein Selbstmord war, wäre eine Entführung vorstellbar, und ein gewisses Potential an willfährigen Handlangern hatte ich in der Pension Elvira kennengelernt.
    Es gehört zu meinen Spezialitäten, mir in jeder Situation die maximale Katastrophe auszumalen. Andere Leute sitzen in der U-Bahn oder im Bus und warten geduldig, von A nach B zu kommen. Ich hingegen unterhalte mich während der Fahrt damit, was passiert, würde der Zug entgleisen oder der Bus umkippen, am besten ein vollbesetzter Doppeldecker auf einem Bahnübergang. Somit kostete es mich absolut keine Mühe, mich davon zu überzeugen, daß Celine entführt worden war. Blieb eigentlich nur die Frage, ob man mir ein blutiges Ohr oder einen fast frischen Finger schicken würde, und daran würde ein Zettel hängen: »Dr. Hoffmann, geben Sie Ihre Schnüffelei auf, wenn Sie Ihre Freundin lebend wiedersehen wollen!
    Mein freundliches Großhirn hatte in enger Zusammenarbeit mit meinem Unterbewußtsein noch ein zweites Denkmodell im Angebot. Möglicherweise hatte man Celine entführt, aber woher, nur mal so gefragt, wollte ich denn wissen, daß sich Celine nicht gerade mit einem neuen Liebhaber vergnügte, während ich hier vor Angst um sie verging? Stets zu meinen Diensten, machte mich mein Großhirn auf ein paar dazu passende Einzelheiten aufmerksam: die aufgerissene Packung mit schwarzen Slips, die ich nicht mag, der leicht verwelkte Blumenstrauß, den sie mit Sicherheit nicht von mir hatte, selbst die angeschaltete Kaffeemaschine wurde zu einem möglichen Indiz: vor Aufregung wegen des neuen Liebhabers nicht ausgeschaltet.
    Während ich noch meine Theorien zu Celines Schicksal abwog – ich gebe das nicht gerne zu, aber die Entführungstheorie war mir fast lieber, eine Ohrmuschel oder einen Finger können wir heutzutage schließlich problemlos wieder annähen –, ging das Türschloß und auftrat eine gutlaunige Celine ohne Begleitung.
    »Was machst du denn hier?«
    »Auf dich warten. Du hast mich herbestellt. Erinnerst du dich?«
    Celine warf ihre Schuhe in die Ecke und holte sich einen Wein.
    »Warum hast du Schlaumeier nicht meinen Anrufbeantworter abgehört?«
    Stimmt. Es hätten die Entführer sein können oder der neue Liebhaber. Nun hörten wir ihn gemeinsam ab. Celines Stimme teilte mir mit, daß es sieben Uhr abends sei. Sie wäre ein ganzes Stück weitergekommen mit Bredows Datei und hätte mir gleich davon erzählen wollen. Deshalb ihre Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Aber jetzt müsse sie zu ihrer Freundin Beate, der Steuerberaterin. Es würde deshalb sicher spät werden, ich solle nicht auf sie warten. Ende der Nachricht.
    Celine war hellwach und ich inzwischen gut ausgeruht. Wir machten es uns bequem, Hauptthema: Bredows doppelte Buchhaltung.
    »Wir werden sicher mehr wissen, wenn sich Beate alles gründlich angeschaut hat, etwa ein Kilometer Computerausdrucke. Außerdem treffe ich mich noch mit Johannes, dem Investmentberater. Der soll uns bei Bredows Spekulationssachen helfen. Eines steht jedenfalls schon fest: Deine Freundin Margret hat recht.«
    »Daß Bredow ermordet worden ist?«
    »Du gibst also zu, daß sie noch immer deine Freundin ist?«
    »Celine! Womit hat sie recht?«
    »Mit der Behauptung, daß Bredow nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. Und sollte ich je herausbekommen, daß du noch

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