Die Saat der Bestie (German Edition)
geworden. Sie denkt nicht darüber nach, wovon diese Wandlung der Beginn sein kann. Über ihre Situation nachzudenken, kann dazu führen, den Verstand zu verlieren. Stattdessen denkt sie an Wayne. Alles ist besser, als an Bill zu denken.
Wayne war drei Jahre älter als Sam. Sie hielt ihn damals für den besten Liebhaber, den man sich als junges, unerfahrenes Ding wünschen konnte. Er machte Dinge mit ihr, von denen sie noch nie etwas gehört oder gelesen hatte und war sich in ihrer Naivität damals sicher, dass einige der Praktiken nicht einmal im berühmten Kamasutra zu finden waren. Sie und Wayne waren die Helden der Matratze.
Er stand auf Fesselspiele. Vor allem mochte er es, Sam mit Handschellen an die Pfosten ihres alten Messingbettes zu knechten und dann seine sexuellen Neigungen auf ihr und in ihr auszutoben.
Zu Beginn gefiel Sam, was ihr Freund tat, und sie war mit Feuereifer bei der Sache. Viel Alkohol und ein klein wenig Dope taten ein übriges dazu, ihrem Leben die Maske von sexueller Perfektion zu verleihen. Doch im Laufe der Zeit wurden Waynes Spiele gewalttätiger und abartiger, sodass sie sich schon bald wie ein nacktes Stück Fleisch vorkam, das von einem Schlachter bearbeitet wurde. Wayne befriedigte sie mit allen möglichen Dingen, von denen ihr manche wirklich weh taten. Er liebte es, ihr Wäscheklammern an die Brustwarzen zu klemmen und kam, wenn sie schrie, wie ein wildes Tier auf ihr. Er schlug sie während des Aktes, einmal sogar so fest, dass ihre Nase zu bluten begann.
Sam hat sich damals vorgestellt, dass alle Männer derartige Schweine seien und sie als Frau ihre Rolle in den sexuellen Spielen dieser Geschöpfe erst noch finden und anerkennen muss. Zum Glück lernte sie schon bald Mike kennen, der ihr auf eindrucksvolle Weise zeigte, dass es auch anders im Bett zugehen konnte.
Daran denkt Sam … Sie kann spüren, dass sie allein ist. Bill ist nicht da.
Sie denkt an Wayne zurück und daran, dass sie sich damals noch schmutziger und hilfloser gefühlt hatte als jetzt. Dann denkt sie an ihre Tage mit Mike und an die Nacht mit David. Sie erinnert sich sogar an die Vergewaltigung durch Bud und daran, was sie mit ihrem Messer getan hat.
Unzählige Bilder aus der Vergangenheit schweben wie Geister durch ihren Kopf. Sam ergreift eins nach dem anderen und betrachtet den kleinen Film, der in ihren Gedanken entsteht.
Solange sie denken kann und sich ihr Gehirn nicht mit ihrer Situation auseinandersetzen muss, kann sie sich der Panik erwehren, die dumpf unter ihrer Oberfläche brodelt und nur darauf wartet, auszubrechen. Wenn sie das zulässt, würde sich auch der letzte noch funktionierende Rest ihres Verstandes verabschieden und Bill hätte leichtes Spiel.
Als sie an ihren Peiniger denkt, spürt sie kalte Schauer, die wie feinster Regen über ihren nackten Körper rinnen. Und sie spürt noch etwas. Etwas, das ihr Tränen in die Augen treibt und sie ihre trockenen Lippen zu einer festen, schmalen Linie zusammenpressen lässt.
Ihr Darm schmerzt.
Die ganze Zeit über, in der sie sich an ihre Erinnerungen geklammert hat, waren die Schmerzen bereits da gewesen. Ein feines Ziehen, das ihre Eingeweide auf die Größe eines kleinen Balls schrumpfen ließ.
Doch jetzt verwandeln sich die Schmerzen in Krämpfe. Krämpfe, gegen die ihre Selbstbeherrschung nichts mehr ausrichten kann.
Verfluchte Scheiße , denkt sie verzweifelt, dann stößt sie ein bitteres Lachen aus. Ihre Gedanken waren noch nie so treffend gewesen.
Sie wirft den Kopf in den Nacken, krümmt ihren Körper im verzweifelten Versuch, das Unausweichliche zu vermeiden und zieht abwechselnd ihre Beine nach oben, um den Druck zu vermindern.
Dann stößt sie ein schrilles Heulen in die Dunkelheit, gefolgt von einem tränenerstickten Fluch, wie er noch nie zuvor ihre Lippen verlassen hat.
Sam entspannt sich, lässt ihren Kopf auf die Brust sinken und weint hemmungslos und voller Scham, während ihre Ausscheidungen warm und stinkend an der Rückseite ihrer Schenkel hinabgleiten.
***
Sie erwacht, als die Nacht durch graues Licht verdrängt wird. Als sie die Augen öffnet, sieht sie Staub wie einen schmutzigen Vorhang im Raum tanzen. Der Gestank, der sie wie eine zweite Haut umgibt, erinnert sie an verrottete Tierställe mit nassem Stroh.
Tapsende Schritte nähern sich ihr. Nackte Füße auf Beton, flink und ungleichmäßig.
Sam versucht sich zu drehen. Jemand muss ihre Arme abgehackt haben, denn sie spürt nichts mehr.
Der Stuhl zu
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