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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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doch mehr als das Becken anzuheben, ist ihr nicht möglich. Sie überdehnt ihr Genick, versucht, hinter sich zu blicken; die Schmerzen in ihrem Kopf machen sie fast blind.
    Die Tür ihres Kerkers muss offen stehen, doch Sam kann lediglich die Decke über sich erkennen. Was sie sieht, irritiert sie und rückt ihre Welt ein klein wenig mehr in Schieflage.
    Sie starrt auf eine hohe, gewölbte Decke, wie man sie in Kirchen finden kann. Zwischen dunklen, fleckigen Steinen sind schwarze Balken eingezogen. Nackte Glühbirnen in Drahtkäfigen hängen in gleichmäßigen Abständen davon herab und schwanken ganz leicht, als würden sie von einem Windstoß bewegt. Im Geflecht der Käfige kann Sam dicke Spinnweben und die leblosen Körper schwarzer Insekten erkennen.
    Sie wirft den Kopf zur Seite, versucht, mehr von ihrem Gefängnis zu erkennen. Doch der Raum scheint leer zu sein, die Wände sind schwarz und schmutzig.
    Plötzlich verharrt sie, hält den Atem an und lauscht. Sie ist nicht allein. Etwas schleicht durch den Raum. Sam kann spüren, dass sich die staubige Luft wie ein Vorhang bewegt. Ein kalter Windhauch streift ihren Körper, lässt sie erschauern.
    Dann steht plötzlich Bill vor ihr.
    Ein heiseres Krächzen steigt aus ihrer Kehle empor, das an das verzweifelte Lachen einer alten Frau erinnert.
    Bill steht neben dem Tisch und beugt sich mit dem starren Grinsen einer Latexmaske zu ihr herunter.
    »Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?«
    Seine Stimme klingt dumpf, von der Maskerade blockiert. Dass sich seine Lippen beim Sprechen nicht bewegen, lässt Sam an uralte Alpträume erinnern, in denen grausige Flickenpuppen mit ihr gesprochen haben.
    »Ich freue mich auf jeden Fall, dich zu sehen.« Er neigt den Kopf und seine Augen hinter den Schlitzen in der Maske gleiten über Sams nackten Körper. Sie kann ein gieriges Glitzern in den Löchern erahnen.
    »Wie sehr ich mich freue«, keucht die Maskerade.
    Sam saugt die makabre Verkleidung des Peinigers mit ihren Blicken in sich auf. Kalter Schweiß läuft von ihrer Stirn in ihre Augen und lässt die Sicht verschwimmen.
    »Was … was willst du?« Ihre Stimme klingt, als würde sie aus einem anderen Raum zu ihnen dringen.
    »Die Zeiten sind schlecht, hübsche Sam«, schnauft Bill und sieht ihr wieder ins Gesicht. »Ich bin ein Mann, du eine Frau. Wir sind vielleicht die letzten Menschen auf der Erde. Was also soll ich von dir wollen?«
    Bill legt den Kopf schief und starrt sie ausdruckslos an. Das schwachsinnige Grinsen der Maske lässt Sam in einen Strudel der Absurdität fallen. Die Augen, die sie durch zwei winzige Löcher in den Pupillen von Bill Clinton anstarren, funkeln matt. Ihr Blick wandert langsam von Bills weißem Clownsgesicht zu seinem Körper. Er ist nackt, sein erigiertes Glied stößt gegen die Kante des Tisches. Sam spürt, wie sich ihr Magen zusammenzieht.
    »Wir sind nicht die letzten …«, versucht sie zu erwidern, doch ihre Stimme ist nicht mehr als ein raues Keuchen.
    Bill beugt sich etwas weiter zu ihr herunter. Der Geruch von Gummi und Schweiß steigt Sam in die Nase.
    »Du redest von David, habe ich Recht? David, dem Verlierer, der immer noch glaubt, ihm gehöre die Stadt.« Ein Kichern erklingt hinter dem stummen Mund, das sich wie das Zischen eines Teekessels anhört. »David, der eine wundervolle Frau sein Eigen nennen kann und sie dann einfach gehen lässt. David, der mit Puppen redet? Verlierer David, von dem redest du?« Bill schüttelt den Kopf. »David habe ich im Griff, hübsche Sam. Die Stadt gehört ihm nicht mehr; ebenso wenig wie du.«
    Die Gestalt richtet sich auf und starrt über Sam hinweg zur Wand. Sie reibt ihre Handflächen aneinander, schlanke, weiße Hände, die wie der Rest des nackten Körpers im Zwielicht des Raumes seltsam bleich wirken.
    »Du solltest David aus deinen Gedanken streichen. Er ist kein richtiger Mann. Hat er dir je von Darleen erzählt?« Bill schüttelt erneut den Kopf und stößt tadelnde Zischlaute aus. »Darleen war so eine hübsche Frau – und eine heiße Schlampe dazu. Ich meine, sie konnte immer noch allen Männern den Kopf verdrehen, verstehst du, so eine richtig heiße Schlampe. Dan Thomson von gegenüber, zum Beispiel, der war richtig scharf auf sie. Immer, wenn Darleen sich um ihre verdammten Blumen kümmerte, kam er aus dem Haus und wusch seinen dämlichen Wagen; und das nur, weil er so immer wieder einen Blick hinüberwerfen und Darleens prallen Arsch bewundern konnte.« Sam spürte die

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