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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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schweißüberströmten Gesicht. Mit den Fingernägeln hat er sich tiefe Kratzer an Stirn und Wangen zugefügt. Er spürt Blut an seinen Fingern und den Geschmack von Salz und Kupfer in seinem Mund.
    »Was muss ich tun?«
    Seine Stimme wird zu einem Flüstern und er erbricht gelbe, stinkende Gallenflüssigkeit auf den Teppich.

Frank

    »Du musst mir nur sagen, dass du an mich glaubst.«
    David wird an das Zischen von Wasser auf einer heißen Ofenplatte erinnert.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, welche Macht menschlicher Glaube besitzt. Sag mir nur, du glaubst an mich, und …«
    Die Stimme wird leiser und betont jedes Wort, als versuche sie, einem kleinen Kind die Geheimnisse der Welt zu erklären. David spürt Erbrochenes unter seiner Wange.
    »… ich werde dir zeigen, wo Sam ist. Möchtest du das? Möchtest du wissen, wo deine Sammy ist und ob es ihr gut geht?«
    David nickt hilflos. Seine Augen sind geschlossen, der saure Geruch steigt ihm in die Nase und lässt seine Gedanken träge werden.
    »Und danach wirst du mich los sein.«
    Die letzten Worte dringen nur langsam in seinen Verstand. Sie erscheinen ihm wie der geheimnisvolle Gesang eines dämonischen Rituals, dessen Bedeutung man mit menschlichen Erkenntnissen kaum erfassen kann. Frank schweigt und David hebt langsam den Kopf vom Boden. Er liegt in den Schatten des dunklen Zimmers, die Möbel um ihn herum wirken gigantisch. Die Gedanken an Sam vermischen sich mit dem Gestank seines Erbrochenen. David sieht sie am Pier sitzen, gegen den Pfeiler gelehnt, ein Bein angezogen, während ihr Blick den Himmel absucht und das Sonnenlicht einfängt. Sie bewegt langsam die Lippen, erzählt ihm etwas, vielleicht von Bud und Maria. Doch David kann sie nicht hören. Sie dreht den Kopf, bewegt sich so schwerfällig wie in Zeitlupe, sieht ihn an und schenkt ihm ein trauriges Lächeln. Er glaubt, einen stummen Vorwurf in ihrem Blick zu erkennen; eine stille Frage, die ihr Gesicht wie einen seidenen Schleier verbirgt und einen düsteren Schatten über ihre Augen fallen lässt. Wieder spricht Sam zu ihm. Ihre Lippen bewegen sich kaum merklich. Diesmal kann David ihre Worte verstehen. Sie schneiden so erbarmungslos wie die Klinge eines Skalpells durch seinen Verstand und lassen ihn erzittern.
    »Hilf mir …«
    Er beginnt zu schreien, schlägt den Kopf auf den harten Boden und versucht, Sams anklagenden Blick zu verdrängen. Tränen rinnen über sein Gesicht und er spuckt Galle, Speichel und Blut auf den Teppich.
    »Ich glaube an dich«, presst er schließlich hervor und lässt sein Gesicht in die stinkende Lache sinken. »Ich glaube an dich.«
    Er hebt kraftlos den Kopf und wiederholt die Worte mit tonloser Stimme, als wären sie ein Mantra. Seine Kehle schmerzt, und in seinem Kopf tobt ein Sturm, angefüllt mit Bildern, Empfindungen und Ängsten. Dazwischen kann er schallendes Gelächter hören.
    David sinkt auf den Boden zurück, seine Lippen formen noch immer Worte, deren Sinn er nicht versteht. Im nächsten Moment spürt er plötzlich kräftige Hände, die ihn an den Armen packen und nach oben reißen.

    ***

    Als Sam erwacht, hat sich etwas verändert. Orientierungslos blickt sie sich im finsteren Grau ihres Kerkers um. Nebel scheint durch den Raum zu ziehen und die Mauern zu verschlingen.
    Wenn sie jetzt den Kopf zur linken Seite dreht, kann sie nicht mehr das Regal sehen. Rechts von ihr befindet sich plötzlich eine Wand. Düstere, grob behauene Steine mit dunklen Flecken, die Sam an getrocknetes Blut erinnern.
    Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie nicht mehr an dem Balken hängt. Stattdessen liegt sie auf einem harten Tisch aus faserigem Holz. Ihre Arme sind zur Seite ausgestreckt und mit Ketten fest auf die Tischplatte gefesselt.
    Sie hebt den Kopf, soweit es die Schmerzen in den Schultern zulassen, und stiert auf das matte Funkeln der einzelnen Kettenglieder. Ihre Arme scheinen betäubt zu sein. Sie spürt weder das kalte Eisen, noch die Schmerzen, die sie peinigten, als sie noch wie ein Stück Fleisch an dem Balken hing.
    Der Versuch, die Finger zu bewegen, misslingt. Sam hebt ihren Kopf ein Stück höher, sodass ihre Wirbel wie dürre Zweige knacken, und betrachtet den Rest ihres Körpers. Sie ist immer noch nackt, ihre Brüste scheinen graue Flecken zu sein.
    Als sie erkennt, dass ihre Beine in gespreizter Stellung, ebenfalls mit Ketten, auf dem Tisch gefesselt sind, spürt sie, wie schreiende Panik in ihr aufsteigen will. Sie versucht, ihre Beine zu bewegen,

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