Die Saat der Bestie (German Edition)
lässt.
Sie wirft sich in die dunkle Grube ihrer Gedanken, greift nach der Schwärze, doch die Finsternis weicht vor ihr zurück, verhöhnt sie mit Bills nasaler Stimme.
Er flüstert etwas, stammelt unsinnige Worte, rülpst und hechelt wie ein altes Weib.
Irgendwann, nach Jahren des Ekels und der Schmerzen, verkrampft sich Bills Körper, seine Lenden zucken, als würden Ameisen über seinen nackten Hintern kriechen. Er stößt noch ein paar Mal hart und schonungslos in sie hinein, als versuche er sie zu pfählen. Widerwärtige Nässe füllt Sams Inneres wie morastiger Sumpf aus.
Dann ist es plötzlich vorbei.
Das Gewicht des grauenhaften Clowns auf ihrem Leib verschwindet und lässt kalte Nässe zurück. Heiße Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen lässt sie erneut würgen. Sie spürt etwas die Innenseite ihrer Schenkel hinab rinnen, ob Blut oder Bills Sperma, kann sie nicht sagen. Sam vermutet beides. Ihr Unterleib brennt.
Sie reißt die Augen auf, starrt an die Decke über ihr und ringt keuchend nach Atem. Ihr Mund ist weit geöffnet, immer wieder spuckt sie bittere Flüssigkeit aus.
Bill erscheint über ihr. Sein Atem geht schnell, sein Körper ist in Schweiß gebadet, die Hände zittern, als sie nach der Maske tasten und sie zurechtrücken.
»Hat es dir David auch so besorgt?«, flüstert die Gestalt erschöpft. Dann sieht Sam eine Faust ihr Sichtfeld ausfüllen und einen grellen Blitz, der sich zwischen ihren Augen entlädt; Bill und das Schamgefühl werden von Dunkelheit verschluckt.
***
David starrt auf das Glas in seiner Hand. Der Whiskey funkelt im Schein der Kerzen wie die Wellen eines Meeres im Mondlicht. Flüssiges Feuer brennt in seinem Magen, kämpft sich seine Kehle hinauf und hinterlässt einen verrotteten Geschmack im Mund.
Davids Gedanken drehen sich. Seine Sicht ist verschwommen. Er spürt Tränen in seinen Augen, die ihm kühl über die Wangen laufen. Die Welt um ihn herum scheint ihn immer wieder einzusaugen und dann achtlos auszuspucken.
Es ist still im Haus. Er lehrt das Glas in einem Zug und schenkt sich neu ein. Die Flasche, die er sich vor einigen Wochen im Supermarkt besorgt und bisher noch nicht angerührt hat, ist fast leer.
»Trinken heißt vergessen«, flüstert eine Stimme, und David nickt.
Er will nur noch vergessen. Die Fassade seines Lebens, die er sich nach dem Untergang aufgebaut hatte, ist in einem Sturm aus widersprüchlichen Gefühlen, Schmerzen und Ängsten wie eine Strohhütte in sich zusammengefallen und hat ihm offenbart, was sein Leben all die Monate wirklich wert gewesen ist. Er hatte sich naiven Illusionen hingegeben und selbst belogen. Seine Erinnerungen an Darleen und sein Leben mit ihr hatten ihn aufrecht gehalten und ihn an etwas glauben lassen, das es schon lange nicht mehr gibt und nur noch in seinem Kopf existiert.
Zeitweise konnte er nicht mehr zwischen seinen Tagträumen, seinen innersten Wünschen und der schrecklichen Realität unterscheiden. Die Welt, die er sich aufgebaut hat, mit all ihren Hoffnungen, hatte ihn beschützt, wie eine Mutter, die ihr Kind in einem dunklen Zimmer einsperrt, und blind für die Wahrheit gemacht; nämlich, dass er alleine ist. Dass er einer der letzten Menschen auf der Erde ist und es für ihn weder Hoffnung noch Erlösung geben wird. Es gibt keine Darleen mehr und keinen Garten, in dem sie sich um ihre Blumen kümmert und ihm erklärt, wie diese zu ihren Namen gekommen sind.
Sam hat in ihm trügerische Hoffnungen genährt und seinen naiven Illusionen neue Nahrung gegeben. Doch gleichzeitig hat ihr Verschwinden ihm vor Augen geführt, auf welch bröckeligen Fundamenten sein selbst erbautes Reich steht.
David ist allein, und er wird für immer allein bleiben. Der letzte seiner Art, ohne Aussicht auf Hoffnung und Leben. Für ihn ist das Leben ein langsames Sterben gewesen, ohne dass er sich dessen bewusst war. So gut es ging, hatte er die Wahrheit verdrängt und sich an selbst gemalte Bilder von Sonnenschein und Lachen in seinem Kopf geklammert. Bilder, die dem naiven Verstand eines kleinen Jungen hätten entsprungen sein können, der sich standhaft weigert zu akzeptieren, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
Er trinkt das Glas zur Hälfte aus, schließt die Augen und genießt das Feuer. »Trinken ist vergessen«, wiederholt er lallend und blickt auf.
Die Gestalt, die ihm gegenüber sitzt, wirkt verschwommen, als stünde eine Glasscheibe zwischen ihnen, an der Regenwasser hinunterläuft.
David weiß, dass seine
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