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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Davids nackten Körper, beide fallen und schließlich landet Sam hart auf dem Leib jener Kreatur, die die Hölle von David übrig gelassen hat.
    David stöhnt, als hätte sie ihm gerade den Orgasmus seines Lebens verpasst. Schnell rollt sie sich vom heißen Fleisch ihres Peinigers herunter, stürzt zum Verkaufstresen und greift nach dem dort deponierten Schraubendreher. Davids Keuchen nimmt sie nur noch unbewusst wahr, ebenso die Tatsache, dass sie Lillys Arm, der ihr das Leben gerettet hat, mit einem lässigen Fußtritt zur Seite schiebt und sich mit beiden Knien auf Davids Brust fallen lässt. Die Kreatur stößt die Luft in ihren Lungen mit einem einzigen nach Aas und Whiskey stinkenden Schwall aus.
    Als sich Sams Arm mit dem Werkzeug hoch über ihren Kopf hebt, tut er dies, ohne dass sie etwas dazu tun muss. In einer Welt, in der sich Wahnsinn nur noch durch das Auslöschen des Verstandes ertragen lässt, fährt Sams Arm in einer eleganten Bewegung nach unten. Warmes Blut, das ihr ins Gesicht spritzt, und Davids entsetzte Schreie versetzen sie in einen Rauschzustand, der sie all das überleben lässt, was diese Nacht für sie bereitgehalten hat.
    Davids Stöhnen wird zu einem Röcheln. Sams Arm fährt in perfekten, gewandten Bewegungen von oben nach unten. Von oben nach unten … Das perfekte Finale ihres schreienden Theaterstückes.
    Letzte Worte aus Davids Mund. Ein Flüstern, das Sam nicht mehr verstehen kann. Sie glaubt, ihren Namen zu hören, während ihr Arm fortwährend und präzise die Luft zerteilt. Dann wird es still in dem Raum. Nur noch der Regen und Sams keuchender Atem sind zu hören.
    Davids ist verstummt, doch sein Stöhnen hallt noch immer in Sams Verstand wider. Laute aus den Tiefen der menschlichen Hölle. Irgendwann in der Nacht verstummen auch diese. Zurück bleibt der traurige Gesang des Regens, als würde die Welt ihrer Oper leisen Applaus spenden.

    ***

    Als Sam erwacht, hat der Regen aufgehört. Sie liegt mitten auf der Straße, direkt neben dem verblassten Mittelstreifen, in einer von Mondlicht glänzenden Pfütze. Ihr Haar verdeckt in nassen Strähnen ihr Gesicht, die Bluse klebt auf ihrer Haut.
    Als sie sich aufrichtet, spürt sie augenblicklich die Schmerzen in ihrem Fuß. Mit einem Schlag kehren die Erinnerungen zurück. Sie schaut sich um, ihr Blick fällt auf den Laden, der still und verlassen im Schatten des Hauses liegt. Das Schaufenster ist leer, eine verschwommene, schwarze Fläche. Lilly ist verschwunden. Sam erinnert sich daran, dass sie David – oder was immer es war, das sie angegriffen hat – mit dem harten Plastikarm der Puppe niedergeschlagen hat. Sie hat mit ihren Knien auf seinen nackten Brustkorb gesessen, auf ihn eingeschlagen und die Luft aus seinen Lungen gepresst. Danach kann sie sich an nichts mehr erinnern.
    Sie betrachtet ihren Fuß, an dem David sie mit dem Schraubendreher aus Lillys Intimbereich verletzt hat. Die Wunde ist nicht so schlimm, wie sie gedacht hat. Der Knöchel ist geschwollen und hat eine blaue Färbung angenommen, direkt unterhalb des Gelenks klafft ein dunkles Loch, das mit geronnenem Blut verkrustet ist.
    Sam versucht aufzustehen, tritt auf den verletzten Fuß und wappnet sich auf eine erneute Welle unaussprechlicher Schmerzen. Doch im Vergleich zu den Grausamkeiten, denen sie in den letzten Tagen ausgesetzt war, kommt ihr das Stechen im Fußgelenk wie eine Liebkosung vor.
    Reglos steht sie auf der Straße, nass und frierend, mit an den Seiten herabhängenden Armen. Die Stadt ist still geworden. Kein Keuchen mehr, kein Heulen und keine Schreie. Auch nicht in ihrem Kopf. Ihr Verstand ist ebenso still wie die Stadt; tot, wie der Rest der Welt.
    Der Horizont beginnt, sich zu verfärben. Nicht mehr lange und ein neuer Tag würde anbrechen. Ein Tag, den nur noch Sam zu Gesicht bekommt – kein David mehr und kein Bill – einfach nur noch Sam. Sammy-Schlampe , wie David sie genannt hat.
    Beim Gedanken an David – jenem David, den sie ein klein wenig gemocht hat – zieht sich ihr Herz zusammen. Es kann unmöglich sein, dass dieser David, der sie auf derart zärtliche Weise liebte, derselbe war wie die Kreatur in dem Laden oder ihr Peiniger in der Kirche. Sams Verstand weigert sich, diese Tatsache zu akzeptieren. Und sie hindert ihn nicht daran. Manchmal ist es leichter, mit einer Lüge zu leben.
    Wenn es Tag ist, will Sam die Stadt verlassen; weiter nach Westen ziehen, dorthin, wo sie ihre Schwester zu finden hofft. Eine weitere Lüge, das

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