Die Saat der Bestie (German Edition)
und schwarze, wuselnde Würmer über ihren zitternden Körper huschen lassen.
David dreht sich langsam um. Die Lederjacke knirscht. Er steht wie ein steinerner Götze finster und unheimlich in den Schatten des Raumes.
»Wie leicht du zu durchschauen bist.«
Ein leises Kichern sickert aus den Schatten des Ladens, tastet mit krallenbewehrten Klauen nach Sam und bildet eine stinkende Pfütze in ihrem Verstand.
»Ich wusste sofort, wo ich dich finde. Dazu brauchte ich nicht einmal deinen brunftigen Gestank, der allen Frauen wie ein Schatten folgt.«
Sam will etwas erwidern. Sie weiß, dass David auf eine Antwort wartet. Sie will ihn anschreien, ihm ihren Hass vor die Füße spucken und das Blut ihrer Wunden, die er ihr zugefügt hat, wie Gift in ihre Worte legen. Doch ihre Kehle ist trocken, die Zunge angeschwollen.
»Warum bist du nicht weggelaufen?« Davids Stimme klingt traurig, so als würde ein kleiner Junge seine Mutter fragen, wieso es keinen Weihnachtsmann gibt. »Du hattest die Chance, die Stadt zu verlassen. Warum hast du es nicht getan?« David tritt einen Schritt aus den Schatten. Sein nackter Körper verwandelt sich in graue Asche, sein Gesicht bleibt im Dunkeln. »Ich sage dir warum, kleine Sammy.«
Er knirscht mit den Zähnen, ein Geräusch, als würde feiner Sand über Stein reiben. Sam sieht die Hand mit der Waffe, die ein eigenes Leben zu besitzen scheint, beseelt von einem einzigen Gedanken: sie zu töten!
»Weil du davon gekostet hast.« David greift nach seinem Schwanz und winkt ihr damit zu. Dabei stößt er grunzende Laute aus, die Sam an im Dreck wühlende Schweine erinnern.
»Du hast davon gekostet und kannst nicht genug kriegen.« Er stößt mit seinen Lenden in pumpenden Bewegungen nach vorn und bläst ein raues Wiehern in die Nacht. »Wenn du dich jetzt sehen könntest, kleine Sammy. Die Sehnsucht steht dir ins Gesicht geschrieben. Du willst wieder davon kosten … und wieder. IMMER WIEDER!«
Die letzten Worte gehen in wildem Kreischen unter. David reißt sich die Lederjacke vom Leib, lässt seine Hüften in lasziven Bewegungen kreisen und schleudert Sam die Jacke entgegen. Sie fliegt wie ein Schatten an ihr vorbei und landet raschelnd in einem der Regale. Dann springt David mit einem Satz ins graue Licht der Schaufensterscheibe, als würde er das Rampenlicht einer eigens für ihn entworfenen, abartigen Bühne suchen. Er steht nackt und blass mitten im Raum. Seine Erektion hält er wie eine Waffe in seiner Hand, die Spitze auf Sam gerichtet.
Sie weicht einen Schritt zurück. Ein Wirbel aus saurem Gestank folgt David und treibt ihr Tränen in die Augen. Ihn anzusehen lässt sie an ihrem Verstand zweifeln. Sie sieht den hageren, großgewachsenen Körper vor sich, seine fast haarlose Brust, Arme, die dünn und lang sind und ein Gesicht, das an einen harmlosen Jungen aus der Nachbarschaft erinnert. Doch diese Erscheinung ist nur eine Maske, die sich das Böse übergestreift hat. Darunter kann Sam stinkende Perversion und rohe Verhöhnung erkennen. In Davids Augen glüht ein fanatisches Fieber, seine Gesichtszüge sind in viehischem Irrsinn entstellt. Er steht vornüber gebeugt vor ihr, den Kopf gesenkt und die zu schmalen Linien verengten Augen fixierend auf seine Beute gerichtet.
Nein, sie kann diese Kreatur unmöglich David nennen! Das, was wie ein grauer Schatten vor ihr aufragt und den Gestank eines Grabes mit sich trägt, ist ein Dämon, der sich das, was von David übriggeblieben ist, wie einen Anzug übergeworfen hat. Sam weiß, dass David nicht mehr lebt, sie kann es in der zügellosen Gier der Augen erkennen. Davids Blick war warm und fürsorglich. Als sie in seinem Haus gewesen ist, hat sie sich vorgestellt, wie er mit diesem Blick seine Darleen angesehen und dabei nur sie gesehen hat, nichts anderes. Der Blick dieses Teufels hingegen hat nichts Menschliches mehr an sich. Jeglicher Verstand dahinter ist ausgelöscht und hat debiles, von animalischen Urtrieben geleitetes Denken zurückgelassen.
»Willst du nicht noch einmal lecken? Noch einmal vom Saft des Lebens kosten?«
David schwankt von einer Seite zur anderen und zurück. Sein Glied in seiner Faust ist hart und steil nach oben gerichtet und glänzt feucht im bleiernen Licht der Nacht. Doch Sam konzentriert sich auf die Augen des Monsters. Sie erkennt Lüsternheit darin, gepaart mit einer kaum zu zügelnden Ungeduld. Sie weiß, dass ihr nur Sekunden bleiben. Sekunden, die sich zu einer Ewigkeit ausdehnen. Das Knistern
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