Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
dass nur eine unmittelbar lebensbedrohende Katastrophe ihn zum Weggang von Tangreli hätte veranlassen können. Andererseits war nicht ausgeschlossen, dass der großartige Mecha Drazuma’Ha* Talavera bei einer direkten Konfrontation den Garaus machen würde.
    Mit diesem angenehmen Gedanken steckte er die Stöpsel in die Ohren und checkte die eingetroffenen Lieferungen, während die stürmischen Rhythmen eines Songs mit dem Titel »Kashmir« durch seinen Kopf brandeten.

29 Catriona
    Während das Shuttle in Spiralen seinen Sinkflug fortsetzte, sah sie in der Sichtluke durch Wolkenlücken hindurch die eine große Landmasse Niwjestas. Aus dieser Höhe betrachtet erschien Segranas Grün satt, dunkel und geheimnisvoll, doch die Wolken wirkten weich und einladend. Jedes Mal, wenn sie sie vom Shuttle aus sah, stellte sie sich vor, dies wäre ein schwebendes Land mit eigener Flora und Fauna … bis das Shuttle hineintauchte. Dann krochen nur noch Wassertröpfchen über die Außenseite der Luke, während stahlgrauer Nebel vorbeizog.
    Während sie die Wolkendecke durchstießen, wanderten ihre Gedanken zurück zu der Erscheinung, die einem Pfadmeister oder jedenfalls ihrer Vorstellung davon geähnelt hatte. Suche ein Vodrun auf und führe eine Nachtwache durch - dann wird dir alles klarwerden, hatte er mit seufzender, zischelnder Stimme gesagt, aber weshalb hätte er das sagen sollen? Und war die Begegnung real oder bloße Einbildung gewesen? Wenn Letzteres zutraf, stellte sich die Frage nach ihrer psychischen Stabilität und ihrer Eignung für ihren Beruf und die damit einhergehenden Verantwortlichkeiten. Aber wenn es nun doch keine Einbildung gewesen war? Sie wusste von ihren Untersuchungen männlicher und weiblicher Uvovo her, dass diejenigen, die sich der Vodrun-Nachtwache unterzogen, vermeintlich der Gefühle und Gedanken Segranas teilhaftig wurden, deshalb sollte sie es vielleicht einmal versuchen, wenngleich sie keine Ahnung hatte, wie sie sich die Erlaubnis
eines Lauschers verschaffen sollte. Darüber würde sie später nachdenken - später, wenn sie zur Enklave zurückkehrte.
    Bald darauf wurde durchgesagt, der Landeanflug habe begonnen, und alle sollten sich anschnallen. Außer Catriona waren noch elf weitere Passagiere an Bord, hauptsächlich Ökologen und Biologen sowie zwei Uvovo-Gelehrte, beide den grauen Fellbüscheln hinter den Ohren nach zu schließen in reiferem Alter. Und dann war da noch ein geheimnisvoller Mann, der auf der anderen Seite des Mittelgangs eine Reihe vor ihr saß - während des neunstündigen Flugs hatte er nichts gegessen und nur ein paar Becher Wasser getrunken, hatte mit niemandem gesprochen, nicht gelesen, kein einziges Mal die Kopfhörer aufgesetzt und das Overheaddisplay nicht beachtet. Was Catriona zu der Schlussfolgerung verleitete, er sei ein Getunter. Sie kannte ihn nicht, andererseits hatten die Projektleiter die Kontakte unter den einzelnen Studentengruppen weitgehend unterbunden, um eine hohe Gruppenbindung herzustellen. Die Gesichter der Leute aus ihrer eigenen Gruppe standen ihr noch deutlich vor Augen, während die anderen nur vage Schemen waren.
    Die geliebten Brüder und Schwestern meiner Bezugsgruppe, dachte sie verbittert. Erstickende Enge, alles Individuelle dem Gruppenzwang untergeordnet, die eigene Persönlichkeit von den Leitern kontrolliert, deren einziges Interesse darin bestand, lebende Prozessoren mit Hochgeschwindigkeits-Datenverarbeitung zu erschaffen. Wandelnde Rechenmaschinen …
    Seufzend schmiegte sie sich in den Sitz und überlegte, wie sie den Namen des Fremden oder vielleicht sogar den Grund seiner Reise nach Niwjesta herausfinden könnte. Aufgrund ihrer klösterlichen Vorgeschichte wusste sie, dass viele Getunte bei der Regierungsabteilung für Sondereinsätze
eine Anstellung gefunden hatten. Was aber machte die AS hier auf Niwjesta?
    Der Landeanflug und die Landung nahmen weitere zwanzig Minuten in Anspruch. Die Vibrationen traten in Wellen auf, das Gleiche galt für das Dröhnen der Triebwerke, die in Intervallen bremsten. Bei der Wasserlandung erbebte das Shuttle, und der Triebswerkslärm änderte die Tonhöhe. Bald darauf wurden sie zum Schwebedock der Pilipoint-Station gelotst, einem großen Gebäude mit geschwungenem Dach, das zwei Shuttle aufnehmen konnte. Als die Passagiere ihre Habseligkeiten einsammelten und ihre Jacken und Mäntel anzogen, fragte sich Cat nicht zum ersten Mal, was Greg an der Schulter des Riesen vorhatte, denn sie wusste ganz

Weitere Kostenlose Bücher