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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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waren sie wieder unterwegs und befanden sich im Hyperraum. Neben ihm auf der Pilotenliege lag die junge Frau, die ihn mit belustigter Gelassenheit musterte. Ihr Haar war jetzt silberblond und zu eng am Schädel anliegenden kleinen Zöpfen geflochten. Ihre Kleidung - Jacke, Einteiler und Stiefel - war unverändert, und sie war so schön wie zuvor. Ihrem Blick aber konnte Kao Chih entnehmen, dass er sich in großer Gefahr befand.
    »Bist du wach, KC? Gut. Du hast einen Geschmack im Mund wie von einem Monat alter Kotze?«
    Kao Chih schnitt eine Grimasse. »Kann man so sagen.«
    »Ich geb dir gleich was zu trinken - vielleicht binde ich dir sogar die Hände los. Siehst du das?« Sie zeigte ihm
einen Papierstreifen mit weißen, kreisförmigen Pflastern. »Damit hab ich dich außer Gefecht gesetzt - wenn du Ärger machst, klatsche ich dir das nächste an. Verstanden?«
    »Wer bist du? Wie hast du es geschafft, von der Bryag-Station zu starten? Wohin …«
    »Uii, zu viele Fragen für ein Frachtstück - aber okay, ich habe von dem Moment an, als ich an Bord kam, alles aufgezeichnet und in eine Digimaske eingespeist, dann habe ich der Dockkontrolle mitgeteilt, es habe einen Todesfall in der Familie gegeben und ich müsse unverzüglich starten.« Sie setzte eine Trauermiene auf. »Das hat man mir abgenommen, und jetzt, KC, sind wir unterwegs zu meinen Geschäftspartnern.«
    »Um was für Geschäfte geht es da?«
    »Um sehr gut bezahlte Geschäfte«, antwortete sie. »Ach, übrigens bin ich Corazon Talavera, und du bist meine Fracht.«
    Als Kao Chih ihren Namen hörte, erinnerte er sich plötzlich an den Moment in Avriquis Lagerraum, als er vor Manuuk gekniet hatte, hinter dem auf dem Bildschirm die kapuzenverhüllte Käuferin zu sehen gewesen war. Geht es etwa darum? , dachte er. Sind das Manuuks Geschäfte?
    »Was haben Sie mit dem Mecha angestellt?«
    »Dem habe ich einen Stasisgenerator aufgedrückt«, antwortete sie. »Strigida-Drohnen sind bekannt für ihre Verschlagenheit, deshalb habe ich einen Generator konfigurieren lassen, und er hat wunderbar funktioniert. Zwei wertvolle Frachtstücke, hübsch verpackt, bereit für die Auslieferung.«
    »Auslieferung, an wen?«, fragte er, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Hmm, eigentlich sollte ich das nicht sagen … aber was soll’s. Ihr seid für gewisse Revolutionäre aus meinem Bekanntenkreis
bestimmt, die ständig nach neuen Rekruten Ausschau halten.« Sie lachte. »Somit bin ich ihr Rekrutierungsoffizier!«
    Kao Chih schluckte. »Aber ich habe keine Kampfausbildung. Ich habe noch nie im Leben eine Waffe abgefeuert.«
    Lächelnd tätschelte sie ihm die Wange. »KC, für das, was man mit dir vorhat, ist das bedeutungslos.«
    Kao Chih wandte den Blick ab. Er hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, einen trockenen Mund und ein Kratzen im Hals.
    »Könnte ich etwas zu trinken bekommen? Ich versichere Ihnen, dass ich keinen Ärger machen werde.«
    Corazon nickte, und es dauerte nicht lange, da trank er aus einem dampfenden Becher Roug-Tee.
    »Du bist Chinese«, sagte Corazon. »Was machst du hier draußen - hältst du vielleicht Ausschau nach einem Gongsi der Erdsphäre?«
    Kao Chih überlegte rasch. »Ich bin selbstständig tätig - ich wollte Artikel für einen Kunden erwerben …«
    Es gab einen Ruck, den Kao Chih durch die dicke Polsterung der Liege und mit den Füßen spürte. Cora wandte sich sofort den Instrumenten zu.
    »Was war das?«, fragte er. »Das hat sich angehört, als wäre das Schiff von etwas getroffen worden, aber Trümmer fallen doch in den Normalraum, oder?«
    »Halt den Mund«, sagte Cora, leerte ihre durchsichtige Schultertasche und setzte die fremdartigen Einzelteile zusammen.
    Eine Weile herrschte angespannte Stille, dann rumste es erneut, und Kao Chih schreckte zusammen. Dann ertönte ein Summen, und nach einer Weile wurde ihm klar, dass sich die Außenluke der Schleuse öffnete. Auf einmal klopfte ihm das Herz bis zum Hals.

    »Werden wir … geentert?«, fragte er voller Panik. »Wie sollte das im Hyperraum möglich sein? Das kann nicht sein …«
    »Halt den Mund!«, wiederholte Cora und zielte mit einer skelettartigen Handfeuerwaffe auf ihn. »Entweder du bist still, oder du kriegst ein Narkopflaster! Ja, angeblich soll es unmöglich sein, aber mir sind da Gerüchte zu Ohren gekommen … allerdings hätte ich nie geglaubt, dass ich das mal selbst erleben würde …«
    Sie schlich durch den Nebengang und hielt nahe der Innenluke der

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