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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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sehe deine Träume.« Die Stimme wurde zu einem Wispern, als der in der Luft schwebende Pfadmeister den von der Kapuze verhüllten Kopf hob und nach oben blickte, wobei ein Gesicht zum Vorschein kam, das
kaum noch Ähnlichkeit mit einem Uvovo hatte, eine Anhäufung knochiger Grate mit zwei dunklen Gruben, die wohl die Augen waren. Dann erscholl wieder die Stimme, kraftvoller und schärfer als zuvor. »Ein Raumschiff kommt zu unseren Welten, ein Schiff von den Heimatsternen der Menschen. Es birgt große Gefahr, die Augen einer neuen Rasse von Traumlosen, die nach Macht und Vorherrschaft gieren so wie ihre verabscheuungswürdigen Vorgänger in der Vergangenheit.«
    Die Traumlosen. Das Wort setzte sich in Chels Bewusstsein fest wie ein Stück Eis, das beim Schmelzen Furcht in seine Gedanken speiste und ihm Herzklopfen verursachte.
    »Großer Älterer«, sagte er. »Wird der Krieg der Langen Nacht wiederaufleben?«
    »Nein. Die gegenwärtige Gefahr gleicht eher dem Anlass, der zur Herausbildung des Großen Wohls führte, das weit mehr umfasst, als man dich gelehrt hat. So wie die Segrana, die du kennst, nicht die Segrana ist, die einmal war. Die Traumlosen verfügen auch nicht über die alles zerschmetternde Macht ihrer verschwundenen Verwandten, dennoch wird sie mehr als ausreichen, um den Nachthimmel in ein Bild der Verwüstung zu verwandeln. Im Geheimen herrschen sie über ein großes Reich und sind ebenso skrupellos wie grausam und schlau.«
    Die friedliche Atmosphäre am baumbehüteten Tümpel und die volltönende Lebensmelodie, die Chels Sinne belebt hatten, standen in krassem Gegensatz zu allem, was der Pfadmeister sagte. Dennoch kehrten seine Gedanken zum Grund seiner Anwesenheit zurück, und er fragte sich, weshalb man ihm das alles offenbarte …
    »Dies ist dein Zinsilu, Gelehrter«, sprach der Pfadmeister, als wären Chels geheimste Gedanken so deutlich lesbar wie das geschriebene Wort. »Ein Zinsilu von einer Art,
wie es sie seit Tausenden Generationen nicht mehr gegeben hat. Gelehrter Cheluvahar - bist du bereit, dem Großen Wohl mit allem, was Körper und Geist ausmacht, zu dienen? Bist du bereit, dein volles Vertrauen in eine Versammlung der Lauscher zu setzen und ihre Beschlüsse zu befolgen?«
    »Das bin ich, Großer Älterer.«
    »Gut - es freut mich, dass du mich nicht enttäuschst. Wenn wir hier fertig sind, wirst du deine Arbeit in Waonwir fortsetzen, das die Menschen Schulter des Riesen nennen - kümmere dich nicht um die Ereignisse im Gefolge der Ankunft des Menschenschiffs. In zwei oder drei Tagen wird man dich bitten, den Tochterwald im Norden aufzusuchen. Dort wird eine geheime Verpuppungskammer vorbereitet …«
    Der Pfadmeister verstummte plötzlich und neigte den Kopf Faldri entgegen. »Ah, du bist bestürzt, Lauscher, empört über unseren Plan.«
    Faldri blickte zu der Nebelgestalt empor. »Ich sorge mich nur um unser aller Schicksal, Großer Älterer. Dieser Gelehrte besitzt eine große, vielversprechende Begabung, doch er ist jung, und es mangelt ihm an der Erfahrung, die ein Lauscher braucht …«
    »Es geht nicht darum, weitere Lauscher hervorzubringen, Faldri«, entgegnete der Pfadmeister. »Wir planen die Geburt eines neuen Stamms von Techwerker-Uvovos. Früher gab es unter den Kriegern und den Gütigen zahlreiche Techwerker, dann raffte der Krieg der Langen Nacht sie alle dahin. Die Ankunft der Menschen hat unter den jüngeren Gelehrten derlei Fertigkeiten wiederaufleben lassen, Fertigkeiten, die sich in der Zukunft als entscheidend erweisen werden. Das betrifft all jene, die man als bereits existierende Techwerker-Uvovo betrachten könnte, die in
den Menschenstädten verteilt leben und in den Tochterwäldern und … an anderen Orten tätig sind. Wenn Cheluvahar sich verwandelt, wird er ein Lauscher der Techwerker-Uvovo werden, und er wird auch nicht allein sein, denn andere Gelehrte werden heute der gleichen Prüfung unterzogen.«
    »Davon habe ich nichts gewusst, Großer Älterer«, sagte der Lauscher und neigte den Kopf. »Aber ich frage mich, welchen Nutzen ein solcher neuer Stamm hätte.«
    Eine gute Frage, dachte Chel. Sollen wir in der Schlacht etwa die Waffen der Menschen benutzen?
    »Auf Umara gibt es zahlreiche Anlagen, die von unseren frühesten Vorfahren erbaut wurden und dazu gedacht sind, mit der Kraft der alten, größeren Segrana zu verschmelzen und unsere Welten zu beschützen. Es wird die Aufgabe der Techwerker-Uvovo sein, sie zu erforschen und wieder zum Leben zu
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