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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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erwecken, damit wir vorbereitet sind auf das, was kommt.«
    »Sollen die Menschen von dem sich nähernden Feind erfahren, Großer Älterer?«, fragte Faldri. »Sollen wir mit ihnen zusammenarbeiten?«
    »Es hat Gespräche mit ihrer Führung gegeben«, sagte der Pfadmeister. »Sie wissen von den Traumlosen und treffen ihrerseits Vorkehrungen. Sollte die weitere Entwicklung ungünstig verlaufen, könnte eine Zusammenarbeit unausweichlich sein.«
    »Verzeih mir, Großer Älterer«, sagte Chel, »aber weshalb kommen die Traumlosen hierher? Was wollen sie?«
    Der Pfadmeister seufzte. »Lange Zeit haben wir das Große Wohl behütet und ihm gedient, in der Überzeugung, dass letzten Endes alle Kenntnis davon und alle Erinnerung daran hinter dem Schleier der Vergangenheit verschwunden sind. Manche Träume aber sind beständiger
als die Sterne und schlummern im Verborgenen, bis ihre Zeit wieder gekommen ist.« Die dunklen Augenhöhlen waren auf ihn gerichtet. »Das Bauwerk auf der Felsnase Waonwir ist kein alter Uvovo-Tempel, wie die Menschen vermuten. Unter seinen Mauern und Fundamenten befindet sich der Zugang zum Gerüst des Universums, zu einer Quelle der Macht, die in der Vergangenheit dazu eingesetzt wurde, den ersten Feind zu besiegen, den Ursprung des Großen Wohls, einen furchtbaren Gegner, der vor langer Zeit verschwunden ist. Wenn die Traumlosen die Kontrolle darüber erhalten sollten, würden alle Gedanken nicht nur in dieser Galaxis ihrem Willen unterworfen werden, und dem Leben würde kein Lied mehr innewohnen.«
    Er schwieg einen Moment. »Jetzt weißt du, was du wissen sollst. Kehre zurück zur Schulter des Riesen und warte auf die Aufforderung, in den Norden zu reisen.«
    Als der Pfadmeister endgültig verstummte, verblasste sein Bild und löste sich in einem herabsinkenden Nebel auf. Auf der Lichtung wurde es unvermittelt dunkler, als hätte sich eine Tür geschlossen, und Chel fühlte sich haltund wurzellos und von bösen Vorahnungen erfüllt.
    Es wird Krieg geben, dachte er, und ich soll ein Lauscher werden, obwohl ich erst seit vier Hem-Perioden Gelehrter bin …
    »Ich bin noch nicht bereit dafür«, murmelte er.
    »Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte Faldri, richtete sich auf und klopfte seine lange Kutte ab. »Doch es wurde von höherer Stelle über dein Schicksal entschieden - jetzt müssen wir abwarten, ob das Zusammenfallen von Schicksal und Traum dir hilft oder dir eher schadet.« Er nahm den Stab, den er an einen Vaskin-Baum gelehnt hatte, und stieg den Hang hoch. »Komm, Feuerwerker, ich geleite dich zu deinem Lohig zurück.«

5 Catriona
    Auf dem Mond Niwjesta, unter dem üppigen, lebenstrotzenden Laubdach des Waldes Segrana, herrschte ewiges Halbdunkel. Im feuchten, grünen Schatten schwang sich ein Trictra, der mit seinen langen, krummen Gliedmaßen an Ästen, kräftigen Ranken und Schlinggewächsen Halt fand, in den düsteren Brunnen hinab. Catriona Macreadie klammerte sich an seinen hantelförmigen Rumpf, mit dicken Riemen am Geschirr festgeschnallt. Sie schwitzte in ihrem grauen Tarnanzug und kämpfte mit Schwindelgefühlen, während das Tier in der niedrigen Schwerkraft des Mondes seine Kapriolen vollführte. Vor ihr saß Pgal, der Hirte, entspannt in der Mulde hinter dem Kopf des Trictras und lenkte es mit den an den Vordergelenken befestigten Zügeln und einsilbigen Kommandos. Hin und wieder wandte er Catriona fragend seine traurigen Augen zu, worauf diese trotz ihres Unbehagens den Kopf schüttelte und in die Tiefe zeigte. Die Jagd war eröffnet, und sie hatte nicht vor, sie vorzeitig abzubrechen.
    Insektenwolken teilten sich und bildeten hinter ihnen Strudel, während zahllose Lebewesen auf die Störung des Waldfriedens aufmerksam wurden, die warmblütigen Kizpi zum Beispiel, die mit ihren großen Augen aus dem Laubwerk hervorspähten, oder die Umisk-Eidechsen, die erschreckt vor ihnen davonhuschten. Catriona studierte und erfasste jetzt seit fast zwei Jahren die berauschende Artenvielfalt Segranas und füllte zahllose Datenspeicher mit Profilen, Berichten und Kommentaren sowie Hunderten
von Fotos. Sie hatte festgestellt, dass die Sechsbeinigkeit weit verbreitet war und dass einige Subspezies drei- oder sogar vierteilige Lebenszyklen durchliefen und je nach Alter ihre körperlichen Eigenschaften veränderten, während andere auf eine solche Verwandlung verzichteten. Sie verstand jetzt, auf welche Weise die gewaltige, kontinentumspannende Biomasse Segranas ihre zahlreichen Bewohner
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