Die Saat der Erde Roman
Comm«, sagte Pjatkow und zog ein fremdartiges, weißes Gerät hervor, das die Form einer Träne hatte. Das knollige Ende hielt er sich ans Ohr und sagte: »Ja?«
Einen Moment lang lauschte er, dann:
»Das haben wir nicht gewusst … Wir benötigen mindestens dreißig bis vierzig Minuten … Ja, scheint so … Ich verstehe … Ich erwarte Ihren nächsten Anruf, Sir.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Theo, während Pjatkow das Gerät einsteckte. »War das jemand von der Imisil-Delegation, und was ist das für ein Ding?«
»Das ist ein Kommunikationsgerät der Imisil«, antwortete Pjatkow. »Ich habe soeben mit Botschafter Gauhux persönlich gesprochen. Er hat gemeint, heute Abend würde am Raumhafen Gagarin und in Hammergard gegen die Hegemonie demonstriert. Kuros hat der Imisil-Delegation unverblümt vorgeworfen, die zivilen Unruhen zu schüren. Er hat sie aufgefordert, den Orbit von Darien unverzüglich zu verlassen. Gauhux befindet sich bereits an Bord seines Shuttles und bemüht sich, Zeit zu gewinnen, doch Kuros droht damit, von den Sicherheitskräften am Raumhafen
das Feuer eröffnen zu lassen, wenn er nicht abhebt.«
Theo sank der Mut. »Aber Rory und dessen Kumpel wollen in zwanzig Minuten das Ablenkungsmanöver starten, und wir können sie nicht zurückrufen. Womöglich können wir dem Shuttle nur noch nachwinken, wenn wir die Startvorrichtung erreichen …«
»Dazu wird es schon nicht kommen«, sagte Donny. »Es ist schon weg.«
Theo wechselte zur anderen Seite des Busses, wo er Flammenwirbel in den Nachthimmel steigen sah. Gleichzeitig piepte Pjatkows Gerät.
»Ja, Sir … Ich verstehe … Tatsächlich? … Das würden sie tun? … Ah, ich verstehe … Jawohl, Sir … Danke für Ihre Hilfe.«
Pjatkow wog das tränenförmige Gerät in der Hand, dann nickte er.
»Und?«, fragte Theo.
»Wir machen weiter wie geplant.«
Donny brach in Gelächter aus. »Sie haben wirklich Humor!«
Pjatkow sah ihn an. »Die Imisil hatten keine Wahl - Kuros hat damit gedroht, die Abfangjäger der Läuterer zu starten und ihr Raumschiff abzuschießen, und sie nehmen die Drohungen der Hegemonie sehr ernst.«
»Und weshalb machen wir dann weiter?«, fragte Theo.
»Weil ein Shuttle der Herakles , ein Kutter, wie sie das nennen, in einem Hangar an der Westseite des Landefelds steht. Captain Barbour, Sie haben am Simulator der Imisil trainiert- mit welchen Raumschiffen der Erdsphäre kennen Sie sich aus?«
»Hmm, mit Schleppern, Wartungsgigs und Nahkampfraumern - die Grundlagen sind praktisch bei allen gleich.«
Ein erwartungsvolles Lächeln spielte um seine Lippen. »Ein Shuttle macht da keinen großen Unterschied.«
»Und was dann?«, fragte Theo. »Angenommen, wir gelangen an Bord und in den Orbit, wo wollen Sie dann hin? Wartet das Schiff der Imisil in der Nähe, und wie geht es weiter, wenn es nicht da ist?«
»Dann bitten wir den Kapitän der Herakles um politisches Asyl«, erwiderte Pjatkow. »Er hat bestimmt Anweisung, sich nicht einzumischen, aber was ist, wenn eine Gruppe von Darien-Kolonisten in einem gekaperten Shuttle der Erdsphäre in der Nähe seines Schiffes auftaucht und um Asyl bittet? Wenn Velazquez uns der Hegemonie ausliefern würde, wäre seine Karriere beendet, denn seine Besatzung wüsste Bescheid, und die Geschichte würde unweigerlich von den Medien der Erdsphäre aufgegriffen werden. Nein, er wird uns an Bord nehmen.«
Theo lächelte resigniert. »Ich sehe da ein großes Fragezeichen.«
»Mag sein, aber ich bin mir jedenfalls sicher.« Pjatkow sah auf die Uhr, dann tippte er dem Busfahrer auf die Schulter und bat ihn, langsamer zu fahren. »Wir haben fast den äußeren Kontrollpunkt erreicht. Es gibt zwei Wachleute, die lenke ich mit meinem Ausweis und den offiziellen Papieren ab, während ihr sie von hinten niederschlagt.«
Alles ging glatt. Kurz darauf waren die beiden Wachleute gefesselt, und über die Festnetzverbindung des Kontrollpunkts kam die Anweisung herein, die Wachsamkeit zu erhöhen, da an der westlichen Einzäunung Alarm gegeben worden sei. Donny nahm den Anruf mit verstellter Stimme entgegen und tat so, als habe er eine schlimme Erkältung. Am inneren Kontrollpunkt lief es ganz ähnlich, und in etwa fünf Minuten war der Bus mit den Getunten durch.
Der aus Holz erbaute Hangar mit dem Shuttle war der mittlere von dreien am Rande einer Rollbahn. Sie ließen den Bus hinter Buschwerk bei einem Graben stehen, dann schlichen die Getunten mit der bewaffneten Eskorte zum Hangar
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