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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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hörte er das hysterische Kreischen einer Frau. Als er näher kam, erkannte er Irla, die wie am Spieß brüllte und dabei immer die gleichen Worte wiederholte:
    „Sie ist tot! Sie ist tot!“
    Pocil stand sichtbar ratlos vor ihr, umringt von Sklaven und Wächtern, während mehrere Frauen lautstark versuchten, Irla zu beruhigen. Mattin hielt sich absichtlich im Hintergrund, er ahnte, dass dieser Aufruhr dazu dienen sollte, die Flucht der beiden Männer zu decken, und das war nach wie vor in seinem Sinn.
    Irgendwann wurde es Pocil zu viel, er packte Irla am Arm, schlug ihr kräftig mit der flachen Hand ins Gesicht und brüllte: „Du bist jetzt verdammt noch mal ruhig und erzählst, was los ist!“
    Die ältere Frau starrte ihn einen Moment lang an, dann brach sie schluchzend zusammen.
    „Marjis!“ Alle fuhren bei diesem Klageschrei zusammen. „Marjis ist in den Fluss gefallen, ich hab sie nicht gefunden, sie ist tot!“
    Mattin beschloss, dass dies der ideale Augenblick war, um das Chaos zu vervollständigen. Da er sicher wusste, dass ihn noch niemand bemerkt hatte, taumelte er etwas theatralischer als notwendig auf die Gruppe zu. Das Blut aus der Platzwunde am Kopf hatte er großzügig über die linke Gesichtshälfte verteilt, um wirklich schaurig auszusehen.
    „Der Irre und der Lustknabe sind weg“, verkündete er, als er Pocil erreichte. „Wir hatten Lamár oben behalten, der hatte Ärger gemacht. Der Junge muss beschlossen haben, die Gunst der Stunde zu nutzen und hat auf uns alle eingeprügelt, ehe wir ihn bemerkt hatten! Dann hat er Lamár bedroht und gezwungen, mit ihm zu kommen. Kennst den ja, der hat sich nicht lange gewehrt.“
    Pocil starrte überfordert zwischen Irla und Mattin hin und her. Noch bevor er allerdings zu einer Entscheidung kommen konnte, wankte Mattin an ihm vorbei, auf die Hütte zu, die er bewohnte.
    „Äh – brauchst du Hilfe?“, rief Pocil ihm nach und folgte ihm zögernd, als Mattin ihm zuwinkte. Nur Pocil ahnte, wer er wirklich war …
    „Schick zwei oder drei Leute, um ein paar Sklaven zu beaufsichtigen, wenn die nach dem Balg suchen“, sagte Mattin leise, als sie sich außer Sicht der anderen befanden. Die Minensklaven werden gleich von allein kommen, und die Verletzten mitbringen.“
    „Waren die an dem Ausbruch beteiligt?“, fragte Pocil sofort mit finsterem Blick.
    „Nee, garantiert nicht. Unsere zwei Schätzchen müssen trotzdem unbehelligt bleiben. Hm, deine Leute sollen das natürlich nicht merken, ihnen nachlaufen müssen sie trotzdem.“ Mattin zückte den Ersten von zwei Briefen, die er bereits seit Tagen vorsorglich immer bei sich trug. Seit Lys und Kirian aus dem Schacht gerettet worden waren, hatte er mit dem Fluchtversuch gerechnet. Heute Morgen hatte er Kirian absichtlich provoziert, um den anderen Wächtern zuvorzukommen, die zum gleichen Schluss gekommen waren, dass die zwei Hübschen irgendetwas miteinander hatten. Er ging davon aus, dass die beiden inzwischen weit genug weg waren, um es ohne seine Hilfe zu schaffen – das waren keine verängstigten Sklaven, die kopflos davonrannten, die wussten mit Sicherheit, wie man sich versteckte und dort draußen überlebte. Falls nicht, war es ihm auch egal. Wenn es nach ihm ginge, hätte man sie gar nicht erst aus dem Schacht rausgezogen!
    Pocil überflog mit gerunzelter Stirn die wenigen Zeilen der beiden Schriftstücke. Er zerknüllte sie in der Faust, dachte einen Moment lang nach. Dann wandte er sich wortlos um und ging hinaus, wo er Befehle erteilte.
    Mattin begann derweil, sich das Blut abzuwaschen. Ihm tat alles weh, er wollte sich eigentlich nur noch hinlegen. Aber dies war seine große Gelegenheit, die Gunst des Layns wiederzuerlangen, da durfte er nicht schlappmachen!
    Pocil kehrte zurück und ließ sich ungefragt auf Mattins Bett nieder.
    „Du bist also ein Soldat aus der persönlichen Leibwache des Layn?“, sagte er, ohne überrascht zu wirken.
    „Truppenführer“, bestätigte Mattin knapp. „Hab versagt und wurde hierher versetzt, weil der Layn jemanden brauchte, der ein Auge auf diesen Lamár hält. Der ist kein einfacher Söldner gewesen, sondern irgendein hochrangiger Adliger da drüben in Onur.“
    „Du bist aber über eine Woche vor Lamár aufgetaucht.“
    Mattin zuckte die Schultern, was seinem schmerzenden Kopf gar nicht gut tat.
    „Der Layn plant im Voraus, der wusste, dass er den Irren hierher schicken würde, sobald der über den Pass gekommen ist. Ich sollte dafür sorgen, dass

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